… zugegeben, ich bin auch nicht derjenige der konsequent Luxus abgeneigt wäre – dafür geniesse ich das Leben zu sehr. Luxus ist schon, wenn man an der Arbeit Freude hat und wenn man es richtig macht, ergibt sich eigentlich aus dem einen das andere. Kaufen wir die richtigen Papiere an der Börse und gehören dann auch einmal zu den HNWI’s – zu den High Net Worth Individuals. Die Definition ist einfach – 1 Million US Dollars oder mehr und bewohntes Eigentum, denn das «first piece of real estate» wird nicht dazu gezählt. Alles klar?
Punkt – hier können sie mehr darüber lesen, auf die Kommastelle genau. Zählt in den Statistiken eine fünfköpfige Familie mit eigenem Haus und einer Million weiterer USD als keine, eine oder fünf HNWI’s? Und sind es eine oder zwei, wenn ein Ehepaar ein Haus, eine Ferienhaus und noch über 2 Mio USD haben. So wie ich die Steuerverwaltungen kenne und diese verfügen doch am ersten über einigermassen brauchbare Zahlen, denke ich, dass die Anzahl der in Frage kommender Steuererklärungen zusammen zählen können, nicht aber die Anzahl Individuals. Die Zahlen über Luxus und HNWI sind immer nur geschätzte Zahlen.
Bei der Definition von Luxus-Gütern hat auch nicht jedes Individum die gleiche Meinung. Das Wall Street Journal – oder ihr Blog – rechnet Uhren ab 10’000 USD dazu. Zu den Indeces – auf Seite 33 des Punkt-Magazins – zählt zum Beispiel auch Swatch dazu. In der Luxuxgüter-Industrie stecken mehrheitlich Konsumgüter, meistens Massengüter. Ihnen ist nicht einmal eigen, dass viel viel mehr als andere Produkte kosten oder zumindest die grössere Marge hätten. Luxus im Börsenbereich ist nichts als Ansichtssache.
Die Unternehmen der drei erwähnten Indexe sind zum Beispiel Apple oder Bang & Olufsen. Chic und In müssen die Güter sein, die Qualität ist eher nebensächlich. Bei beiden kommt mir Copland in den Sinn. Ersteres Produkt kenne ich zuwenig und beim zweiten haben ich das dänische High End Produkt von Copland vorgezogen. Des Klirrfaktors wegen, der bei einer zumindest Luft gekühlten Harley Davidson, auch ein luxusmässig gelistetes Unternehmen, doch noch etwas grösser ist, aber schon als herrlich tönendes Blubbern an zu hören ist. Audi, BMW und Daimler gehören auch dazu. Porsche überzeugt in Sachen Luxus schon eher. Und dem Besitzer dieses Porsche-Diesels will ich noch eine Flasche Wein bringen. Er hat sich die Zeit genommen, uns durch sein Museum zu führen – das ist Luxus wie ich ihn verstehe. Zeit für einen Pastis von Pernod-Ricard.
Sogar Julius-Bär ist in einem Luxus-Index vertreten. Die Aktie hat sich ganz stolz entwickelt, vielleicht müsste man sie aber jetzt abstossen? Die einzige Gemeinsamkeit bei Luxus, die ich heraus gefunden haben, ist das fehlende Indiz von «preiswert». Es scheint mir für Anleger fast interessanter, sich die Taschen mit dem Wertanstieg von Luxus-Aktien zu stopfen, als Luxux-Taschen zu kaufen. Das Modeheft neben mir sagt, dass die Jeanne (die weibliche Ausgabe von Hans) aus dem Hause Dior bis zu 14’500 kostet – Euro, versteht sich. Nehmen sie mir meine Ironie nicht übel, aber nichts zeigt so sehr wie Luxus, dass es schwierig ist, solchen manchmal zu erkennen – aber Eines ist sicher – Luxe oblige
… ab 13.50 Euro sind sie dabei (1000 mal weniger) – übrigens, auf dem Flohmarkt und in Brockenstuben sind heute Taschen zu Spotpreisen erhältlich, wenn sie nicht schon von Studentinnen und anderen Damen gekauft wurden. So ändern die Zeiten. Wie viele als fürchterlich aus zu sehend empfundener Damenhandtaschen von Müttern und Grossmüttern haben wir vor Jahrzehnten weggeworfen …
… es ist eine Glaubenssache, welche Marken man anbetet. Im erwähnten Punktmagazin auf Seite 23 (rechts) vergleicht man Luxus mit Religion: «Haben Luxus und Religion am Ende
gemeinsam, dass Konsum Suche nach Erlösung ist?» Ich denke, es ist nicht Sache der Religion, sondern des Glaubens. Meine Religion ist das Christentum und mein Glaube ist liberal. Wie Links und Rechts, gibt es auch innerhalb der Religionen verschiedene Arten zu glauben, zu denken. Den Liberalen entgegen gesetzt sind die Evangelikalen und noch weiter entfernt die Sekten. Eher auf dieser Seite ist das «Spirituelle», sind die «religiösen Markenfetischisten» zu suchen. Was die erwähnten Stichworte «Zeit und Stille» anbelangt, werden die oft im Buddhismus gesucht. Einzig die «Besinnung» kann überall gesucht und überall anders gefunden werden. Es ist wie beim Luxus. Nicht jeder glaubt das Gleiche.