Die Unkunks und 125 Jahre Chocolat Frey


Die Unkunks, die «unknown unknows» (nichtkennen des Unbekannten) der heutigen Zeit machen sogar den Hedge-Funds zu schaffen. Zeit, nach 13 Jahren wieder über das magische Sechseck der Vermögensverwaltung nachzudenken.

«Viele Hedge-Fund-Manager klagen über den Mangel an Ideen. Einige haben sogar Kapital an ihre Investoren zurückgegeben. Auf den ersten Blick gibt das ein amüsantes Bild, doch es wirft einen dunklen Schatten über die internationalen Finanzmärkte … lesen sie weiter bei der NZZ …»

Jeder darf sich bei einem solchen Artikel selbst Gedanken machen. Die Medien sind ja nicht nur da um Informationen einzuimpfen. Lesen sie doch mal den letzten Satz: «Zu hoffen bleibt, dass sich die Stimmung sowohl an der Wall Street als auch in den Hamptons wieder etwas bessert. Davon dürften langfristig wohl alle Marktteilnehmer profitieren.» Geht ihnen nicht auch ein leichtes Schauern über den Rücken, dass die Neue Zürcher Zeitung jetzt sogar Mitleid mit den Armen von der Wallstreet hat? Mathematisch mag diese Zeitung ja Recht haben, es gibt rechnerisch auch negative Profite. Wir sagen denen normalerweise Verluste, meinetwegen entgangener Gewinn. Liebe NZZ, auch hier sollte man wieder einmal daran denken, dass es ähnlich wie mit den Kartoffeln ist: Einer verkauft und der andere kauft. Alle Marktteilnehmer profitieren. Aber Wertpapiere haben es so an sich, dass sie selten aufgegessen oder -gefressen werden. Sie werden wieder weiterverkauft. Gegen CHF, Euro oder gar wieder Drachmen? Der eine gewinnt, der andere verliert oder macht zumindest keinen zusätzlichen Gewinn mehr.

Kommt die griechische Drachme wieder? Suchen sie mir doch bitte mal heraus, wie viele Schulden in CHF (als Berechnungswährung) die Griechen haben, wie viele davon von Auslandschuldnern sind und auf welche Länder und Branchen diese aufgeteilt sind. Verlieren würden nicht nur die Schuldner, auch die Gläubiger, die dann weniger zurückerhalten, als sie ursprünglich gegeben haben – vermutlich geht die Rechnung auch nicht auf, wenn man noch die Zinse berücksichtigt. Jeder wollte doch Griechenland Geld geben und heute möchten sie, dass ihr Guthaben nicht an Wert verliert. Irgendwo steht doch: «Et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.» Der deutsche Text sollte eigentlich bekannt sein. Er stammt von Lukas und wurde vor rund 2000 Jahren in die Bergpredigt eingebunden.

Die Anlagewelt ist heute nicht mehr einfach zu begreifen. Einiges aus dem magischen Dreieck muss sogar hinterfragt werden. Rendite, Risiko und Liquidität sollen sich gegenseitig beeinflussen, widersprechen. Mehr Risiko – mehr Rendite. Weniger Risiko – mehr Rendite? Das widerstrebt uns geradezu betriebswirtschaftlich, aber wenn man die vergangenen Jahre anschaut, hat mancher mehr profitiert, wenn er sein Geld liegen gelassen hat. Nicht nur die Hedge-Fonds haben Mühe. Allen geht es so. Und vielleicht müsste man einen Gegenpool bilden oder ausbauen. Jemanden finden, wo man ehrlich fragen darf, was die Zukunft bringt und die ehrliche Antwort erhält, dass man das auch nicht weiss. Darüber spricht. Ein Gegenpool zu New York, London und Zürich. Warum nicht in Bern, so quasi als «Bern Finanz», «Bernfinanz», «Berne Finance». Vermutlich würden sich sogar Leute finden, die das anspricht.

Die Unkunks sind relevante Tatsachen, die man im Nachhinein weiss und wo zuvor keiner daran gedacht hat. Die U.S. Airforce hat das Wortspiel erfunden. Dort ist es aber noch weniger Spiel, als in der Anlagephilosophie. Um Geld wird oft gespielt, beim Leben sollte man es vermeiden. Bei Präsidentenwahlen ist es einfacher. Da gewinnt Barack allenfalls Romney. Ich denke, Farbe dürfte dem Weissen Haus weiterhin gut anstehen.

Mitt ist im Norden geboren und im Süden Gouverneur gewesen. In Massachusetts, das auf indianisch «bei den grossen Hügeln» heisst … know, heisst auf Englisch auch Hügelchen. Die Unkunks folgen aber erst, wenn die Wahlen vorbei sind. Beim einen mehr, beim andern weniger. Am Sonntag habe ich sicher Zeit, mit einem Amerikaner darüber zu diskutieren – im Webereimuseum in Schmiedrued. Überraschend, wie Amerikaner nun mal sein können, schaute er letzten Sonntag in der Hammerschmitte vorbei. Sein Urgrossvater Härdi war Hammerschmied und Besitzer dieses Hauses. Seine Nachkommen leben in New Mexiko nahe von El Paso. Sind auch schon über 30 Jahre vorbei, als ich mal dort war und die Hitze genoss.

Denken wir 125 Jahre zurück. Ins Jahr 1887 – die Chocolat Frey wurde gegründet. 1950 übernahm die Migros die Mehrheit, heute in 100-igem Besitz. Obschon ich Miteigentümer bei der Grossgenossenschaft Migros bin, ist das Herausfinden von Betriebszahlen oft dem Zufall überlassen. Den Marktanteil an Schokolade-Osterhasen z.B. schätze ich auf über 50 Prozent ein. Über 10 Mio Hasen werden jedes Jahr produziert, 30% ist der Auslandanteil insgesamt. Die Frage ist, isst jeder Schweizer pro Ostern zwei Hasen oder werden wesentlich mehr Osterhasen anteilsmässig exportiert, als andere Produkte.

125 Jahre Chocolat Frey

Vieles, das wir nicht wissen. Ist es vielleicht besser, wenn wir versuchen, alles von oben zu beobachten, auszuspionieren? Vom Riesenrad gibt es eine herrliche Aussicht auf das Festgebiet …

Drohne und dreier-LKW

… und auf die Kreuzung nahe dem Industriegebiet. Ist es der LKW von Dreier, den ich im Auge habe? Nächste Woche sehe ich vielleicht das erste mal das Buch von Ruth Dreier, wo auch diese Firma erwähnt ist. Das mag Zufall sein, aber den gibt es bekannt nicht. Ich beobachte, wie ich beobachtet werde – unten in der Bildmitte ist …

drohne

… eine Drohne zu sehen. «Bewaffnet» mit einer Nikon-Spiegelreflex. Der Finanzblogger auf einer Chocolat-Frey Reklame? Diese Aufnahmen dürften sie verwenden. Ich hätte sogar Freude daran. Der Fotograf hat mir ja auch gesagt, ich dürfe die Drohne ablichten – vielleicht schaut er sogar ins Finanzblog …

Milk-ah

… Milk-ah ist das ein schönes Plakat. Gute fünf Stockwerke hoch. Hab ich einen ähnlichen Schriftzug nicht schon einmal an einer lilafarbenen Kuh gesehen? Bei Migros schon lange in. Man ist immer gespannt was wieder neues umerfunden wird. If you copy, copy right. Ja, die heutige Zeit ist nicht einfach. Unkunks fast alle Tage im täglichen Leben.

Ammann Conche

Es muss nicht immer das neueste sein. Wie lange hat diese Chocolat-Conche von Amman Langenthal wohl ihren Dienst verrichtet? Zwei Meter weiter spricht mich eine Dame an, dass man in der Fabrik nicht fotografieren dürfe. Ich halte mich danach an diese Regelung … und das im Zeitalter der Handys, Drohnen … und Werkspionage kann man hier eigentlich keine betreiben. Keine HighTech, aber wundergute Schockolade. Das beste «Auslandmitbringsel» ist der Mahony-Bär. Sorry, ich finde bei Google kein Bild auf das ich verlinken könnte.

Aber hier noch ein Beitrag der wiwo, was man alles so im Internet kann und darf. Übrigens, ich pflege meine Bilder selbst zu schiessen. Und falls jemand keine Erlaubnis kriegt, so soll er doch mit grosser schwarzer Schrift auf weissen Untergrund einen Kleber auf der Sonnenblende anbringen. Ein Wort und keiner fragt mehr – «keystone». Möglichst zwei Nikons mit mindestens einem Tele und eine Fototasche umhängen.

«Die Fallen der sozialen Medien» – «verheddert im Netz», so der Titel in der Printausgabe

Bei obigem Bild kommt mir wieder der Euro in den Sinn. Warum oder besser werum wohl?

Anlageentscheide sind zurzeit alles andere als einfach. Die Hedgefunds beweisen es. Es gilt, immer mehr mit dem Kunden zu diskutieren, ihn auszufragen, was er für Bedürfnisse hat. Dazu habe ich vor 13 Jahren das magische Dreieck erweitert und es das Martisches Sechseck oder das Magische Sechseck getauft. Es ist an der Zeit, den 6. Punkt «Vorlieben«, das «Irrationales» zu ergänzen. Irr-rationales wäre ja wohl ein Ausdruck, der zutreffender ist. Wie soll man mit etwas umgehen, wo man sich irrt? Und irren entsteht ja nur, weil man zu wenig weiss, zu wenig Informationen hat. Sich mit Unbekanntem herumschlagen muss, ja Unkunks auftreten werden, von denen wir heute noch gar nichts ahnen. Unbekanntes – es fällt mir kein besseres Wort ein. Die Herren Professoren sind gefragt. Da haben sich schon einige mit dem Martischen 6-Eck auseinandergesetzt. Gar nicht so einfach. Spannend – und vor allem, extrem praxisnah.

Martisches Sechseck mit Unbekanntes

Über die drei ersten Punkte: Rendite, Risiko und Liquidität brauche ich heute keine Worte mehr zu verlieren. Ökologie ist heute Trumpf. Vor allem Energie sparen. Die ökonomischen Auswirkungen werden oft vergessen. Versuchen sie mal vernünftig zu berechnen, wann sie einen AAA-Kühlschrank kaufen sollen. Von Seiten der Investitionsrechnung praktisch unmöglich, denn sie wissen nicht, wie lange der alte noch laufen würde, geschweige denn, was ein neuer für Energie braucht um diesen herzustellen und zu transportieren. Machen sie doch mal eine Ökobilanz, einen grünen Kühlschrank-Fussabdruck.

Denken sie jetzt gerade an die Energie-Sparlampen? Vor fünf Jahren waren die ersten Misstöne im Finanzblog zu lesen. Im gleichen Jahr habe ich den Blogger-Kollegen Moritz Leuenberger darauf aufmerksam gemacht. Erst seit diesem Jahr liest man des öfters Mahnungen – über Gift und schädlicher Strahlung. Von den ökonomischen Problemen beim Energieumbruch wollen wir gar nicht sprechen.

Schon wären wir in der Ethik, dem 5. Punkt bei Vermögensentscheiden anbelangt. Ökologisch gut und ethisch unsinnig, das kommt heute vielfach vor. Schauen wir uns doch die Landwirtschaft an. NFP59.ch – die unschädliche Gentechnik! Ich stelle ein Fragezeichen dazu – ? Über die Nichtraucher-Abstimmung vom 23.09. kann man geteilter Meinung sein. Bei einer Annahme müssten vermutlich viele Wirte ein finanzielles Schauern erwarten. Vieles hängt an einem Strohfaden und mit einem solchen zünde ich mir eben eine Virgina aus einer Nachbargemeinde an. Das muss Jahrzehnte her sein, dass ich das das letzte mal gemacht habe. Es ist wieder im Trend und geraucht wird sicher nicht weniger. Und auch nicht unschädlicher. Alles Themen, die in der Ethik aktuell sind. Ein schöner Satz steht in GDImpuls 2/12 – «Das Vertrauen in Wirtschaftslenker befindet sich im Allzeittief und wird den Erwartungen nach weiter sinken.»

Schöne Aussichten! Das Unbekannte gilt es in Zukunft bei Anlageentscheiden viel mehr zu beachten. Darüber zu sprechen, wie man bei einem Unkunks-Ereignis vorgehen soll.

Die Studie von iNvest wäre was für den regnerischen Sonntag.


Aktuell bei libref. – liberal reformiert: «Basel, Bern und Aargau»

Aktuell beim befreundeten Personalblog: «Obwalden – «aus» für Flugplatz Kägiswil?»

Vor einem Jahr im Finanzblog:
«Ds Häxli vor Hammerschmitte Schmiedrued»

Vor 2 Jahren erschienen:
Weitere Peletts-Fabrik vor dem Konkurs?
– den letzten Kommentar beachten

Vor 3 Jahren erschienen:
Börse oder Alltag

Vor 4 Jahren erschienen:
Blogger Moritz am BlogCamp3.0

Vor 5 Jahren erschienen:
«Die Raketenbauer» aus Langenthal»

Vor 6 Jahren erschienen:
Melchizedek und Magnum – Teil 1

Vor 7 Jahren erschienen:
Gerüchteküche – weiterdenken ist unser Beruf

© Vermögensverwaltung von MARTI+PARTNER – unabhängig, langfristig, Gewinn orientiertes Honorar – Spezialgebiet Ökologie, Ethik, Technik und Energie. Stephan Marti, Schmiedrued freut sich über Ihre Kontaktaufnahme.