"Daten" sind ein Menschenrecht


Daten werden heute zu Hauff produziert. Die analoge Zeit ist vorbei, heute wird digital gespeichert … so ziemlich alles, was möglich ist. Der Umgang mit Daten lässt in der heutigen Zeit zu wünschen übrig.

In letzter Zeit sind viele Berichte über Daten geschrieben worden. Meist über Daten, die von «Subjekten» gespeichert werden, die eigentlich aufhorchen lassen. Microsoft überlässt der USA sogar die verschlüsselten E-Mail-Daten – auf Wunsch der NSA – des amerikanischen Geheimdienstes. Wenn kein Missbrauch, sondern nur Staatsschutz betrieben wird, ist dies gar nachvollziehbar.

Nur, die E-Mail-Daten werden noch von anderen Stellen abgezapft. Linkedin, wo 225 Mio Fach- und Führungskräfte verlinkt sein sollen, hat mir doch Bekannte vorgeschlagen, die sie nur aus dem E-Mail-Verkehr kennen kann. Bei mir geschehen, mit amerikanischen Bekannten, mit denen ich seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Das ist kein Zufall, denn es existieren auf dieser Plattform keine Daten, die uns nur in irgendeiner Weise verbinden könnten. Da erstaunt einem im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gar nichts mehr. Angezapft ist, so vermute ich, vermutlich nicht nur das transatlantische Glasfaserkabel durch das Spionage-U-Boot USS Jimmy Carter.

Manchmal wäre man selbst froh, solche Suchmaschinen auf dem eigenen System anwenden zu können. Wer von uns hat nicht schon Dateien, Bilder und ähnliches gesucht … nicht oft, aber manchmal zum verzweifeln. Sogar der NSA scheint es so zu gehen, wie eben «Die Welt» schreibt.

Da erstaunt es nicht, dass ab und zu jemand seinem ethischen Gewissen Luft machen muss. Zuletzt Edward Snowden, ein preisgekrönter Whistleblower. Warum ist dieser Link in Wikipedia «https» gesichert? Andere nicht, wie zum Beispiel Rudolf Hafner. Wieso wurde er mir noch nie von Feissspuck oder Xing vorgeschlagen? Keine Ahnung, ob er sich dort verlinken lässt, aber den würde ich kennen.

Xing muss entweder ganz clevere Algorithmen einsetzen, oder …? Zufall dass ein Vater eines Kontaktes vorgeschlagen wurde? Mit diesem hatte ich auch vor Jahren E-Mail-Kontakt. Es gibt eine Gemeinsamkeit – aber die ist nicht vermerkt. Und es gibt noch andere Väter und Mütter in dieser Durchschnittsstadt, von Söhnen und Töchtern mit denen ich verlinkt bin. Da kam aber noch nie eine Empfehlung. Dabei geht Xing doch so sorgsam und offiziell mit Daten um. Irgendwo in den AGB war vor Jahren mal vermutlich ein total versteckter Hinweis, dass sich die Dauer des Abos verlängert und die Kreditkarte immer wieder neu belastet wird. Und wer jeweils eine Rechnung möchte, muss wissen, dass dies erst möglich ist, nachdem diese im eigenen Profil freigeschaltet wurde.

Eine Junior Managerin von Xing, nimmt sich doch die Mühe, mir zu erklären, dass dies ganz normal sei, rechtlich absolut in Ordnung und ethisch zweifelsfrei. Wäre doch mal interessant, was das Wiki dazu schreibt: «Überraschende Allgemeine Geschäftsbedingungen, mit denen der andere Vertragsteil nach den Umständen nicht zu rechnen braucht, werden nicht Vertragsbestandteil, § 305c Abs. 1 BGB.» Mein Tipp: Bei solchen Firmen keine Kreditkarten mehr einsetzten und Deutsche sollen auf das Sepa-Lastschriftverfahren beharren – na ja, in Deutschland wird eh das Chaos für den Zahlungsverkehr prognostiziert. Für die IBAN-Umstellung wird es nicht so einfach sein, auf Daten zuzugreifen.

Die einen filtern aus grossen Datenbeständen raus, was «fragwürdig» ist und die andern können ihre Daten nicht richtig filtern. Datensalat pur. Und dann gibt es noch die Daten, die uns vorenthalten werden. Einige Beispiele gefällig?

Александр Константинович Никитин – ein besonderer Whistleblower – hätte vor Jahren in Bern sein sollen. Nicht nur, dass die in Mühleberg angeblich nie gewusst haben, wo für den Notfall eine zweite Möglichkeit für Kühlwasser vorhanden ist, sondern die lassen auch noch Cäsium in die Aare. Kein Wunder, dass das sogar dem Spiegel einen Beitrag wert war. Vermutlich kommt im Unterrhein nichts mehr an … die Verheimlichung ist aber für unsere Behörden typisch. Es gäbe zumindest in diesem Kanton ein Informationsgesetz. Zumindest können unterdrückte Meldungen nicht falsch interpretiert werden. Vielleicht sollte im Bereich Kernenergie so langsam ein Umdenken stattfinden. Wer den neuesten Artikel über die Schweizer Keller-Atomreaktoren liest, stellt fest, dass es fünf an der Zahl gab. Ich habe nur von drei gewusst – sehr wahrscheinlich wurden die drei am PSI jeweils als ein Standort deklariert. Mit Lucens zusammen ergibt dies 11 (elf) Kernkraftwerke in der Schweiz. Wer hat es gewusst?

Kürzlich hat mir jemand gesagt: «Die UdSSR ist tot – es lebe die Schweiz, England und die USA. Daten sind ein Menschenrecht, steht irgendwo in den aufgeführten Links – oder war es im GDImpuls 1/2013 mit dem Thema «*Big Data Dada«. Sehr lesenswert. Man muss nicht immer nur über die USA jammern. Lesen sie mal unten «vor 8 Jahren erschienen» – eine Träne ist der Hewlett-Packard HP-12C schon wert. Über dreissig Jahre hat dieser Taschenrechner gedient, jetzt gibt die Anzeige den Geist auf. Und wer mich kennt, dieses Ding war immer ohne Schutz in meinem Rucksack, meinem Business-Case, unterwegs. Hat hunderttausende von Kilometern hinter sich. Das war noch Qualität. Der hat’s den Menschen Recht getan.

Daten und Menschenrecht, da müsste man sich mal einsetzen. Ich könnte sogar. Das Thema müsste in die Nations Unies eingebracht werden, an die Assemblée générale beim Conseil des droits de l’homme. Gar nicht so abwegig, denn bis am Freitag hätte ich noch das Recht, dort 60 Sekunden zu sprechen. Mehr dazu zu gegebener Zeit auf www.libref.ch. Ein klein bisschen stolz bin ich schon, denn dort an den Verhandlungen zu weilen – im Plenarsaal – ist nicht alltäglich. Und am Ende der Session noch ein Gespräch mit Hans Ziegler. Vielleicht hat Jean Ziegler wirklich das Finanzblog gelesen?

Nations Unies

Datenschutz hin oder her, die entzifferbare Karte gehört einem, der im Internet auch schon anzutreffen war.

Und wenn wir schon in Genf sind, da hätte ich eine Idee, wie man mit Daten wirklich mal was Gutes anstellen könnte. 2,5 Milliarden vergessene Pensionskassengelder liegen in der Schweiz. Um diese zu erhalten, muss man selbst aktiv werden und suchen. Es ginge auch viel einfacher. Den grössten Teil des Vermögens würde man garantiert aufgrund der AHV-Nummern, zumindest mit dem Namen und dem Geburtsdatum, finden. Einige Probleme gäbe es schon. Zum Beispiel mit Müller Markus I und Müller Markus II – beide haben den gleichen Namen, das gleiche Geburtsdatum, die gleiche AHV-Nummer und teilen sich zusammen mit fünf anderen Motorfahrer-Rekruten den Schlafraum, ein Luftschutzzimmer in Landquart. Zufall? Nein, Datenpfusch vom Feinsten.

Der Umgang mit Daten wird sich in den nächsten Jahren ganz gewaltig ändern müssen. Ganz alles lassen sich die Leute nicht mehr gefallen. Und da kommt mir noch in den Sinn, dass ich auf der Gemeinde Jod-Pillen organisieren muss. Das ist garantiert kein Zufall, da hat man in Japan vermutlich Daten abgehorcht.


Aktuell bei libref. – liberal reformiert: libref – wir nehmen den 147. Jahrgang in Angriff

Aktuell beim befreundeten Personalblog: «Peak Oil ist später – Grundwasser in Gefahr?»

Vor einem Jahr im Finanzblog:
«Reben im Wandel – AOP Duché d’Uzès «

Vor 2 Jahren erschienen:
USD, EUR, CHF oder Credits – welche Währung hat Zukunft?

Vor 3 Jahren erschienen:
Rappaz, der «kleine» Mahatma Gandhi?

Vor 4 Jahren erschienen:
Die notwendige schöpferische Pause

Vor 5 Jahren erschienen:
Die Kunst, wie man Änderungen feststellt

Vor 6 Jahren erschienen:
«Dr. Doom rät jetzt zum Ausstieg aus Aktien»

Vor 7 Jahren erschienen:
… erst 500 Tage und etwas über Rechnen – vom Umgang mit Daten … und heute trage ich meinen einten HP 12C zu Grabe … über 30-jährig … Grund genug mal über die»30th Anniversary Edition» zu sinieren

Vor 8 Jahren erschienen:
Hayek und von Hayek

© Marti + Partner unabhängige Finanzberatung für KMU’s und Privatpersonen: von der Firmengründung bis zur Sanierung, persönlichen Geldangelegenheiten von der Geburt bis zum Vererben – ökonomisch, ökologisch und ethisch – profitieren Sie von über 40 Jahren Erfahrung in vielen Finanzangebieten. Stephan Marti, Schmiedrued freut sich über Ihre Kontaktaufnahme.

Zum Nachdenken


Gelesen? Gesehen?

«Martin Naville: «Der Druck auf die Schweiz ist enorm»» – der beste Artikel über den «Steuerstreit USA – CH» aus dem Migros Magzin.

Zudem ist in der Beilage, dem Nachhaltigkeits-Extra auf Seite 24 fast beiläufig ein Satz über das Stromsparen eingefügt: «Abwägen: Neue Technologie ist effizienter. Obschon es sich lohnt, hängt aber auch davon ab, wie lange die alte Maschine noch laufen würde.»

Hier wird über die Ökologie aus ökonomischer Sicht betrachtet. Alte Geräte haben auch Geld gekostet und es ist nicht ganz einfach abzuschätzen, wann der beste Zeitpunkt zum Wechseln kommt. Die meisten Medien vernachlässigen diesen Punkt, der den Geldbeutel betrifft – und das Stromsparen, denn in alten Geräten steckt «Graue Energie», die für die Umwelt unschädlich weitergenutzt werden kann. Beachtenswert ist, dass diese nicht in einer Öko- oder Konsumentenschutz-Zeitschrift oder von einem Bundesamt veröffentlich wurde – von einem der grössten Geräteverkäufer in der Schweiz.

Entsprechend der Film, wie man den alten iPAD vernüftig weiter nutzen könnte: