Für den Ökologen ist «Ethik ein Teilbereich der Ökologie» und umgekehrt gefahren für den Ethiker «Ökologie ein Teilbereich der Ethik». Lassen wir die Definitionsfrage – Google hat noch Tausende von denen auf Lager. Für mich sind es zwei Gebiete, die einander oft tangieren aber beileibe nicht identisch sein müssen.
Es gibt Anlageentscheide, die ökologisch unbedenklich, aber ethisch zu verwerfen sind. Betrachten wir einmal die Widersprüchlichkeiten beim Tabak. Ein Nachtschattengewächs ist biologisch gesehen immer irgendwie oder in einem gewissen Stadium giftig. Wenn sie Gift zu sich nehmen, wird dies ein medizinisches und kein ökologisches Thema mehr sein. Jemanden mit Kartoffel- oder Tomaten-Pflanzenbestandteilen umzubringen, ist vielmehr ein rechtliches, als ein ethisches Delikt. Aus ethischen Überlegungen, verzichten wir auf Kartoffelrezepte der «andern Art».
Tabak ist ökologisch nicht sonderlich bedenklich, richtig eingesetzt sogar sehr nützlich. Tabak ist ein Pflanzenschutzmittel gegen Läuse. Und ich gehe in der Ethik nicht soweit, dass Läuse umzubringen ein ethisches Problem für mich wäre, aber als Biosalat-Bauer und Bio-Essig-Produzent (Nachtschatten-Arbeit sozusagen – Hobby) lieb ich diese Viecher nicht sonderlich. Und vermutlich werden die Spritzmittel, die auch beim Tabakanbau eingesetzt werden, mit Minimaldosierungen ausgebracht, ansonsten die Tabakindustrie eine neue Angriffsseite offen legen würde. Tabak ist für mich ökologisch unbedenklich.
Ethisch ist die Sache verzwickter. «Rauchen führt zum Tod» – so oder ähnlich mag es auf Zigaretten-Schachteln stehen. Ich habe keine griffbereit und das letzt mal vor rund 20 Jahren in Moskau eine Packung Papiroshi gekauft. So zum Ausprobieren. Das war aber alles Andere, als ein Genuss. Und hier stecken wir in Teufels Kern. Tabak ist ein Suchtmittel aber auch ein Genussmittel. Und Genüsse sind ethisch nicht immer schlecht – eher umgekehrt.
Rauchen ist ungesund, das ist unbestritten und es soll niemals empfohlen werden. Werden sie Nichtraucher – oder versuchen sie wenigstens, vom Suchtmittel-Konsumenten zum Geniesser zu werden. Ihr «lieben Zigaretten-Raucher», ihr wisst gar nicht, wie gut (und dennoch schädlich) Rauchen sein kann. Einige eingefleischte Grüne und fundamentale Ethiker können diese Gedanken nicht nachvollziehen. Aber in der Anlagewelt hat jeder Anleger eine eigene Meinung über das Rauchen und die gilt es herauszufinden.
Ethik ist nicht für alle gleich.
Aktien oder andere Anlagevehikel von Tabakfirmen empfehle ich nie und nehmen sie es mir nicht über, aber den neuen Namen von Philipp Morris kenne ich nicht auswendig, ich müsste den erst suchen. Aber wenn sie den kennen, heisst dies auch nicht, dass sie Suchtraucher sind. Vielleicht schauen sie ja auch nur solche Firmen an, ob sie von den rund 60 Zusatzstoffen, die in Zigaretten enthalten sind, welche abbauen – vor allem die, die süchtig machen oder die Empfindlichkeit herabsetzen, wie Menthol oder Lakritze (Bäredräck). Eine Zigarette, die keine Zusatzstoffe enthält, gibt es meines Wissens gar nicht, wäre aus medizinischer Sicht viel weniger ungesund, aber vom Geschmack so beissend, dass sie praktisch nicht zu rauchen wäre.
Hier ein Nachtrag über Zusatzstoffe.«Interessant» sind die Zigaretten, die nur Holzbestandteile (nebst Tabak) enthalten, denn diejenigen, die ich schon passiv mitgeraucht habe, störten mich nie in der Nase. Im Gegensatz zu «american blended», die mich immer reizen.
Ethisch betrachtet, kann Ruhe und Entspannung für den Menschen gut sein. Und das sind die Gegensätze in der Ethik, denn rauchen kann entspannen. Es muss aber nicht, ist alles eine Frage der Menge …