Es wird derzeit viel über
Minarette geredet, geschrieben, politisiert. Beim breiten Volk stellt man Verunsicherung und Ängstlichkeit fest. Bereits formieren sich Gruppierungen, die das Verbot von Minaretten via Volksinitiative erreichen wollen. Da geht es offenbar nicht mehr nur um Meinungsverschiedenheiten.
In der Bundesverfassung ist im Artikel 8 die Rechtsgleichheit, im Art. 15 die Glaubens- und Gewissensfreiheit und im Artikel 23. Die Vereinigungsfreiheit festgeschrieben. In Art. 185 ist aber auch die Wahrung der äusseren und inneren Sicherheit erwähnt.
Es gibt in der Schweiz Synagogen der jüdischen Glaubensanhänger, einen Mormonen-Tempel in Zollikofen, mehrere Moscheen aber bisher «nur» zwei Minarette nämlich in Genf und in Zürich. Die griechisch Orthodoxen haben ihr Zentrum in Münchenstein, und neuerdings haben die Sikhs ein Zentrum in Langenthal. Warum soll man keine Minarette dulden? Die Türme der christlichen Landeskirchen werden wohl nicht in Frage gestellt. Sie gehören aus Tradition dazu. Minarette gehören traditionell nicht in die Schweiz. Aber es gibt Entwicklungen, die mit der Tradition brechen.
Warum herrscht wegen Minaretten Verunsicherung? Die Minarette gehören zu den Moscheen des Islam. In diesem Zusammenhang werden Fragen gestellt. Die Medien bringen heute viele Informationen in die Stuben der Gesellschaft. Was an Informationen über den Islam daher kommt, ist erschreckend und daher ist es verständlich, dass Ängste geschürt werden. Beispiel: in Aceh (Indonesien) wurde die Scharia wieder eingeführt!
Konfessionen, respektive ihre Anhänger neigen oft dazu, fundamentalistisch, dogmatisch, fanatisch, intolerant, ideologisch und machtgierig zu sein. Anders als etwa die Philosophie, die für neue Erkenntnisse offen ist und die durch ihre Anwendung keine Gewinnabsicht hegt, beharren die Lehren der Konfessionen auf ihrer Meinung. Sie wollen diese mit allen Mitteln durchsetzen.
Der Mensch will den Sinn des Lebens verstehen. Vielen dient der Glaube dazu. Weil der Glaube für viele Menschen eine Notwendigkeit darstellt, wird diese Notwendigkeit als Mittel zur Macht ausgenützt. Wer nicht offen für neue Erkenntnisse und bessere Einsichten ist, steht im Widerspruch zur Philosophie.
Heiliger Krieg passt nicht in unsere Gesellschaft genau so wenig wie die Scharia (sie ist im Grunde religiöses und politisches Gesetz zugleich!). In der Schweiz ist die Bundesverfassung massgebend. Auch Parallelgesellschaften (Grossfamilie) mit eigenen, ungeschriebenen Gesetzen passen nicht in unser System. Und Blutrache kann nicht toleriert werden.
Wer in unserem Land lebt, muss sich den Gesetzen und den Gepflogenheiten anpassen und er muss sich integrieren. Das würde u.a. bedeuten, dass ein Prediger oder Imam etwa gleich hohen Anforderungen bezüglich Ausbildung genügen müssten, wie die Theologen der christlichen Religionen hierzulande! Imame müssten zuerst beweisen, dass sie das hiesige Gesellschaftssystem verstehen, dass sie Gesetze kennen, eine Ahnung von Demokratie haben und sich mit den hier geltenden Gegebenheiten vertraut gemacht haben. Das würde letztlich der Integration dienen. Volksverhetzer allerdings wären fehl am Platz. Wer feststellt, dass er Verunsicherung auslöst, jedoch von sich überzeugt ist, wird vertrauensbildende Massnahmen angehen. Einer «Weltreligion» sollte es an Mitteln dazu nicht fehlen.
Gegen das Beten Andersgläubiger und deren Konfession ist nichts einzuwenden. Es wäre dann etwas einzuwenden, wenn Beten bzw. Konfession mit Politik verbunden wird oder ist. Sollten jedoch politische Absichten hinter der Religion stecken, dann ist Vorsicht durchaus am Platz. Minarette haben mit Glaubensfreiheit nichts zu tun. Sie deuten eher auf Machtansprüche hin, die religiös-politischer Natur sind und markieren Präsenz.
Dr. Wolfgang Schäuble, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU Fraktion, hat sich gegenüber den Anhängern des Islam in Deutschland klar ausgedrückt: «Das Grundgesetz ist nicht verhandelbar!» Genau so darf die Bundesverfassung nicht verhandelbar sein.
Ein Minarett mehr oder weniger scheint mir weniger wichtig. Ein Muezzin oder ein Ersatz mittels Lautsprecher allerdings brauchen wir nicht. Beten kann man auch ohne Werkzeug und ohne Minarett – violà! Vielleicht fehlt es gewissen Leuten am nötigen Fingerspitzengefühl dafür aber bestimmt nicht an Durchsetzungsvermögen. Eine Unterwanderung beispielsweise wird nie plötzlich erfolgen sondern sachte, unauffällig und wohl durchdacht.
Persönlich würde es mich interessieren, wie eine Bibel oder ein Koran aussehen würde, wenn diese Bücher heute geschrieben würden. Die Schreiberlinge kämen wohl nicht darum herum, die wissenschaftlichen Erkenntnisse bis mindestens zum Urknall und, so möglich, den Urknall selbst einzubeziehen. Der Begriff Gott bekäme bestimmt eine andere Qualität!
* Die katholische Kirche hat sich bereits 1951 dem Urknallmodell angeschlossen, weil es mit der Bibel in Einklang stehe. Aber 1981, an einer Konferenz über Kosmologie, die von den Jesuiten im Vatikan durchgeführt wurde, stellte die Kirche fest, dass sie sich im Falle Galilei falsch verhalten hatte. Nun lud sie Fachleute ein, um sich von ihnen in kosmologischen Fragen beraten zu lassen. Am Ende der Konferenz gab es eine Audienz beim Papst. Dieser erklärte, dass er nichts dagegen einzuwenden hätte, dass sich die Wissenschaftler mit der Entwicklung des Universums nach dem Urknall beschäftigten. Den Urknall selber dürfte aber nicht erforscht werden, weil er den Augenblick der Schöpfung darstelle und daher das Werk Gottes sei. Dass man vorher darüber gesprochen hat, dass die Raumzeit möglicherweise endlich sei, aber keine Grenzen habe, was bedeuten würde, dass es keinen Anfang und somit keinen Augenblick der Schöpfung gäbe, wusste der Papst nicht. ( *Stephen Hawking: «Eine kurze Geschichte der Zeit«).
Die (christliche) Religion hat ihre Rolle als Hüterin der Naturwissenschaften vor über fünfhundert Jahren verloren. Damals begann eine neue Zeit. Vom Islam wird die Moderne abgelehnt, auch wenn äußerlich eine Anpassung an die heutige Zeit vollzogen werden soll. Das Ziel einer Islamisierung Europas ist erkennbar. Aus dieser Sicht ist es nicht verwunderlich, wenn sich Widerstand formiert.