Tolle Aussicht auf Fliegenpilz und Fledermaus – 2

Unser Blick schweift in die ferne Weite. Ob es je dazu kommt, wissen wir erst, wenn die Windkraftanlage Kulmerau-Schmiedrued nicht realisiert wird – oder wenn meines Wissens die höchste Anlage mit der weltweit höchsten Aussichtsplattform erstellt wurde.

Im Originalbeitrag ist das Video von Genet-World aufgeschaltet. Nach diesem Film ist vom weiteren Beitrag nichts mehr zu sehen. Deshalb wird hier der Beitrag noch einmal ohne Video aufgeschaltet. Der Spam bleibt – keine Ahnung, wie der reinkommt. Nachtrag: scheint wieder zu laufen.

Über Windkraft habe ich schon mehrfach geschrieben – die Vorgeschichte können sie in den Beiträgen von diesem Frühjahr lesen.

Inzwischen gab es eine Fragebogenaktion mit dem Resultat 2/3 pro und 1/3 contra Windkraftwerke. Da die unterlegene Minderheit die besseren Argumente vorbrachte, wurde vom Gemeinderat das Projekt abgelehnt. Die Stellungnahme ist sauber ausgearbeitet und die Schlussfolgerung nachvollziehbar. Sogar mein Hinweis, den Namen Schmiedrued ins Vermarktungskonzept aufzunehmen ist erwähnt. Eigentlich heisst unsere Gemeinde ja Schmiedrued-Walde, etwas lang und das zusätzlich zur Luzerner Bezeichnung Kirchlerau, Kulmerau/Triengen. «Triengen/Schmiedrued» wäre vermutlich einprägsam. Und bevor man über ein Vermarktungskonzept, ein mir nicht geläufiger Begriff, nachdenkt, kann man sich allenfalls Gedanken über das Marketing machen – denn ob wir das Produkt je haben, weiss zurzeit niemand.

Fangen wir beim Fliegenpilz an – «schwach giftig, aber nicht harmlos». So die einen. Mit dem Personalblogger kurzfristig einen Gedankenaustauschtag abgemacht und zur Auflockerung Pilze suchen. «Der Fliegenpilz ist essbar, wenn du die Haut abziehst. So machen es die Finnen.» Die Finnen spinnen, zumindest wenn sie diesen halluzinogenen Pilz geniessen. Geniessen scheint für mich nicht der exakte Ausdruck zu sein. Ich sage diesem Pilz spasseshalber auch «Gemeiner Schwiegermutter-Täuschling».

Spam – ich versuche einmal, das Bild zu löschen – den Originalbeitrag lasse ich … Spurensuche

Fliegenpilz-Hexenring, könnte an- und aufregen – wie Windkraft. Sorry, das Bild habe ich nicht diese Woche geschossen. Habe meinem Freund gesagt, dass ich heute garantiert den Fotoapparat brauchen könnte, wenn er zu Hause blieb. «Resi», wer ist das, fragte er auf der Heimfahrt. Die Kiesgrube mit den lärmigen Lastwagen und Baggern. Da sind Windkraftwerke vergleichsweise leise. Den Umweg kann man in Kauf nehmen um dem Thermikspezialisten auf dem Beifahrersitz das mögliche Windparkgelände zu zeigen.

Zufall? Den gibt es nicht, aber hier möchte ich jetzt Bilder schiessen. Der Messturm von 85 Metern Höhe wird ausgelegt. Verstaut war er im Lieferwagen der Ge:Net. Mittagspause – Zeit zum Diskutieren, uns informieren. Von Ägypten bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten haben sie Messtürme aufgestellt. Wieso in Chile nicht 3000 km südlicher, wo viel mehr Wind ist? Weil es dort keine Leitungen gibt.

Auch das windreichste Land in Europa fehlt. Portugal, geschweige denn auf deren Inseln, den Azoren. Windreicher geht es in Europa wirklich nicht. Ob die wohl ähnliche demokratische Strukturen und Denkweisen haben, wie anderenorts? Dafür haben sie den Pico. Rundumsicht vom schönsten. Unverbaubare Lage.

Das könnten wir bei uns auch haben. Auf rund 100 Metern Höhe. Sicht von den Freiburger Alpen bis zum Säntisgebiet, hin vom Schwarzwald zu den Vogesen. Gar nicht zu reden vom Jura. Zumindest nur bis zur ersten Kette. Die bekannte Schweizer Windkraftanlage, die tausende von Touristen jährlich anzieht, ist auf der zweiten. Warum? Standortprobleme? Ich denke dass dies der ausschlaggebende Grund ist. Ohne Messgeräte, auf dem Chasseral hat es mehr Wind als rund um den Mont Soleil. Vor 50 Jahren ein Geheimtipp. Heute! Wer war noch nicht dort oben. Pilze gibt es dort oben auch. Und Velo- und Langlaufrouten. Und Pferderücken oder holprige -Wagen. Nachhaltiger Tourismus – so das Fachwort. Die einen finden, die Landschaft sei schon verschandelt, die andern, die hingehen, die finden alternative Techniken spannend und faszinierend zum Anschauen.

Rundumsicht gibt es heute schon zwei mal in Niederösterreich. Mit der S-Bahn von Wien zu erreichen. Aber «nur» auf 60 Metern Höhe. Vermutlich könnte sogar das Finanzierungsmodel kopiert werden. Drei gibt es in Deutschland, je eine in England, den Niederlanden und Kanada. Unser Windpark, falls er doch kommt, könnte weltweit unter den ersten zehn sein, die erste in der Schweiz – weltweit die höchste Windkraftanlage mit Aussichtsplattform.

Und was würde man von dort oben sehen? Fliegenpilze? Gute Augen vorausgesetzt, wie die Raubvögel, die hier kreisen. Gefährlich werden denen aber die Seile des Messturms. Deshalb die «Vogelscheuchen».

Vogelscheuche Windkraftanlagen

Und ob es da oben Fledermäuse hat werden wir in Zukunft wissen. Die Erfahrungen bis heute sind zum Teil erstaunlich. Mit Seilen haben sie keine Probleme. Bruchteile von Millimetern können sie auf einen Meter erkennen. Aber drehende Flügel? Störsender würden diese von vielen gefürchteten Tiere auf alle Fälle fernhalten. Übrigens, Fledermäuse sind Nutztiere und ich kenne echt nichts, das schöner anzufassen ist, als eine Fledermaus. Vielleicht gefolgt von einer Schlange. Das ist kein Witz – nur widerstreben uns diese Gedanken.

Batlogger - Fledermauserkennungsgerät

Der Batlogger – ein teures Gerät. Die Uni Bern hatte mal bei uns auf dem Balkon einen Langwellen-Transistorradio eingesetzt. Eine solche «Radiosendung» vergessen sie nie mehr – und den pelzigen kleinen Zwerg. Gibt es Fledermaus-Pelzmäntel? Vermutlich nicht. Zu kompliziert. Genau gleich, wie diese Tiere im Flug aufzunehmen. Letztes Jahr hatte ich meinen Runden drehenden «persönlichen Hausvampir» zwanzigmal auf dem Bild. Aber unbrauchbar ausgeleuchtet. Ich müsste eine externe Blitzanlage haben. Technik ist rundum gefragt.

Fledermausmikrofon

Das kleine schwarze Ding ist das «Fledermausmikrofon». Der Batman? Das hier hat nichts mit der Comicfigur zu tun. Eher mit dem echten ursprünglichen Ausdruck: der Offiziersbursche. Noch nie gehört? Echt? Pfeift besser als jede Fledermaus – Jack Smith: «I was Kaiser Bill’s Batman.

Messmast

85 Meter lang ist der Messmasten – im rechten Bilddrittel sieht man einen Caterpillar – vor dreissig Jahren die grösste fahrbare Baumaschine in der Schweiz. Militärischer Drill ist hier nicht vernehmbar. Eher Diskussionen um Software. Die Anlage muss vielleicht von Amerikanern abhörsicher sein. Auf alle Fälle muss sie vor 17 Uhr zusammengesetzt sein – dann ist für die Schweizer Feierabend. Um 16:58 ist keiner mehr dort. Die beiden Deutschen haben die «zusammengewürfelte» Truppe von Schweizern zum Aufbauen brauchen können. Stabsarbeit. Imposant.

Es braucht noch mehr «Schweizer» dazu. Vermutlich werden auch in den entferntesten Winkeln die «Habegger» eingesetzt. Oder wäre die Bezeichnung «Luxemburger» vielleicht korrekter. Der Thuner Firmenname, der seinen Seilbahnbereich an von Roll verkauft hatte, ist nirgends ersichtlich. Dafür französische Produkte – in diesem Land wurde der «Habegger» erfunden. Man lernt nie aus.

Aber auch Holz aus der Schweiz braucht es. Von einem Anwohner, der Freude an den Windkraftwerken hat. Er besorgt die benötigten Pfähle, um die Ankerschrauben zu blockieren. Ein Zirkuszelt aufzustellen wirkt wie eine Freizeitbeschäftigung. Ob wohl das Holz von Tannen stammt, die zu wenig Wasser hatten? Dann könnte dieses Holz die Fledermausmessung stören. Beide geben Ultraschallwellen ab. Na ja, zumnindest dieses Jahr dürften die Messungen aus dieser Sicht nicht tangiert werden.

Bäume können aber ein Hindernis für die Windproduktion sein. Wenn sie am falschen Ort stehen – vor einer bestehenden Windkraftanlage. Nur, die Eichen sind auf Luzernen Boden und die Energiegewinnung fast auf Aargauer Gebiet.

Eichen die nicht weichen

Da ist nicht nur eine Kantonsgrenze dazwischen, da sind Welten dazwischen. Und der Marchstein hier zeigt auf beiden Seiten das Berner Wappen. Ein Gebiet, das man touristisch aufbereiten könnte, wo mehr als nur Windkraftwerke angepriesen werden könnten. Aber vielleicht kommen sie ja nie. Vermutlich wird der Kantönligeist nie einig.

Nütziweid

Nütziweid Windrad und Photovoltaikanlage – es dreht wieder, nach einer längeren Revision. Die Wetterdaten scheinen eine andere Prognose zu zeigen, als das offizielle Statement. Und auf dem Weg zur Gemeindeverwaltung sieht man weitere Windräder. Keine grossen. Das keinste misst vielleicht mal 30 cm im Durchmesser. Nabenhöhe einen halben Meter. Kinder hätten garantiert an den grossen ihre helle Freude. Es hat hier oben jetzt genügend Wind, den Einge nicht in ihren Flügeln haben.

Vor dreissig Jahren haben wir bei der Beratung von Schweizer Gemeinden und Städten den Kanton Aargau oft als Musterbeispiel erwähnen können. Hat er sich ausgeruht? Die Luzerner waren auf alle Fälle in der Zwischenzeit innovativer. Kurz hinter den Glarnern – aber das ist eine andere politische Geschichte mit Ursprung aus der Beraterzeit.

Dritter Tag. Messturm, vielleicht später einmal die höchsten Bauwerke in der Gegend – ein kaltes Schauern läuft über den Rücken. Wir haben den elften September – 9/11 – 13. Jahrestag. Ende dieses Jahr soll das neue 1 WTC, das One World Trade Center, erstellt sein. Auf 400 Metern Höhe das Observatory, die Aussichtsplattform. Das politische Wetter ist auch heute nicht gut. Es brodelt seit einiger Zeit – des Erdöls wegen. Ob wir in unserer Gegend wohl lieber Bohrtürme hätten.

Rotmilan und roter Teil des Messturms

Auf der Anfahrt ist der Turm auszumachen der in der Schräge schwebt. Den oberen roten Teil sieht man. Rot, damit kein Flugzeug hineinfliegt. Interessiert fliegen aber Rotmilane herum. Bin zu ungeduldig um zu warten bis ich zwei oder drei im Bild habe. Auch wenn die schon lange hier sind – sie begeistern immer wieder.

Grube und Messmast

Die Umgebung des Standortes des Messturms und vielleicht einer von vier Windkraftwerken. Zuerst wollte man diese Grube nach dem Kiesabbau nicht wieder auffüllen. Und heute bring jeder Kubikmeter «Kies» in die Kasse. Der Ablad ist billiger, als bei der Konkurrenz.

Messturm in der Aufrichtephase

«Windig» klagt der Projektleiter der CKW und zieht sich die Jacke an. Ich, im T-Shirt, geniesse den Wind. Natur pur, wie oft auf dem Wasser, in den Bergen oder in Wüsten und Steppen. Eigentlich freuen sich ja alle am Wind

Turmzieher oder Drahtzieher

Das sind die echten Drahtzieher, die Turmzieher. Der Kraftaufwand wird immer kleiner. Die beiden nehmen es locker. Zu hören ist auf dem Platz: «3 und 4, 3 und 4, 1 und 2, 3 und 4 …». Die Kommandos damit der Turm nicht auf die Seite abdreht. Sieben Mann leisten Einsatz und der Turm steigt rasch in die Höhe. Ich schätze 1000 bis 1500 Kilo, die der 85 Meter hohe Aluturm wiegen mag. Einer schätzt zumindest das Doppelte. Es sind genau 1208 Kilo plus vielleicht 100 Kilo für Aufbauten.

So, das waren meine Eindrücke von drei Tagen. Spannend, wenn man Ökologie und Energie als berufliche Spezialthemen hat. Und das alles nur, weil der Personalblogger gefragt hat: «Wer ist Resi?» Falls hier eine Windmühle zu stehen kommt, nenne ich die nur «Resi I» – Therese, die Wilde, die Erntearbeiterin und die Jägerin – vielleicht in Zukunft die wilde Windernterin.

Nachtrag:

Blinklicht

Vom Dorf aus sieht man in der Nacht das Blinklicht. Störend? Eher nein. Man muss es suchen und hier ist ein stark vergrösserter Ausschnitt des Bildes zu sehen – 300mm, 1/30 bei 6400 ISO.

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