Kondolation zu Max Boemles Tod – Saldo ziehen und etwas zu Soll und Haben der heutigen Zeit

Dass  Prof. Dr. Max Boemle am 23. April 2020 mit 91 Jahren die Augen für immer geschlossen hat, berührt mich zurzeit mehr, als die Corona-Krise.

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In den Medien ist noch nichts zu finden, aber lieber Max, du wirst mir verzeihen, dass ich diesen Text eben auf Facebook gepostet habe:

«Das Urgestein aller deutschsprachigen Finanzblogs hat noch nie einen Header veröffentlicht, ohne einen Beitrag dazu geschrieben zu haben. Heute muss es sein. In den Coronazeiten hat mich nichts so bewegt, wie der Tod von Prof. Dr. Max Boemle. Er hat für immer die Augen geschlossen. Sein Verbindungsname bleibt Saldo. Mein allerbester Lehrmeister. Mitgeteilt über den «Latrinenweg», aber Max wird mir verzeihen. Er hat einen medienwirksamen Nachruf bei Gott verdient. Ein Wirtschaftsprofessor, der in die Geschichte eingehen wird. Extrem viele Menschen haben im viel zu verdanken. Max, ich wünsche dir einen guten letzten Flug.»

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… immer ein Lachen oder Lächeln im Gesicht. Das Zweite war meist nicht so beliebt. Oder der Spruch «Was meint der Laie Kläntschi dazu» – der ist heute auch Profi. Über  «den letzten Flug für einen Max» musste ich schon einmal schreiben. Den ehemaligen Präsidenten der liberalen Kirche der Schweiz – nächstes Jahr 150 Jahre alt – habe ich gestern in mehreren E-Mails erwähnt.

In den Medien habe ich noch nichts gefunden … aber allenfalls ist Google in den heutigen Zeiten etwas langsam. Zumindest wurde nun über einen digitalen Kanal nicht die Air Caraïbes informiert, aber eine Gruppe, deren gedruckte Blätter ich über 50 Jahre las und schon als Kleinkind gerne zerriss. Heute zerreisse ich sie auch mal digital. Ich  hab da so eine homöopathische Idee. Das ist genau so ein Satz, wie in Boe, so nannten wir ihn, gerne hat. Süffig zu lesen und einiges begreift man erst, wenn mann oder frau es genau studiert … Satz für Satz oder Wort für Wort.

Das Finanzblog lass ich weiterleben, obschon ich meine berufliche Tätigkeit im Grossen und Ganzen an den Nagel hänge. So hatte ich auch die Idee, einem das Buch «UF» zu schenken. Das war Pflichtlektüre an der HWV und an vielen Universitäten. Meine «Unternehmens-Finanzierung» ist etwas älter und umfangreicher. Vielleicht denkt der eine dann doch um oder sogar die, die tx-mässig weiterreicht, dass hier einmal gelesen werden könnte. Vieles ist noch gültig und einige Wirtschaftsprofessoren denken zurück, als man noch andere Finanzkennzahlen brauchte … die Finanz- und Investitionsbranche sollte vielerorts zurück- und umdenken. Es hat noch andere Bücher von Boemle im Büchergestell. Die Wertpapierlehre … hier dürfte sich einiges geändert haben. In der ersten Stunde habe ich von ihm gelernt, dass die Briefmarke kein Wertpapier ist. Irgendwo ist das in den letzten  Jahren Finanzblog-Geschichten über Boemle schon erwähnt.

Das letzte was über Boemle geschrieben wurde und in Google zu finden ist:

«Die Ausbildung an der HWV ist hochstehend und praxisnah. Hätte er sich in Sachen Unternehmungsfinanzierung und Risiko an das gehalten was Max Boemle im Buch ( Pflichtgrundlage im Studium) dargelegt hat, dann wären die Exzesse der Bank nicht vorgekommen und sie wäre nicht an die Wang gefahren worden.» Inside Paradeplatz schreibt über Marcel Ospelt. Der kommentierende Alfred hat vermutlich noch nicht mitbekommen, dass die HWV heute FH Wirtschaft heisst. Boe kann ich nicht mehr fragen, ob das erlaubt ist, den Saldo der UBS nur in USD anzugeben und was er von der Finma hält. Schweizer Konstrukte mit angelsächsischem Touch. Letztere mit einem Wirtschaftsflüchtling an der Spitze haben auch mal geschätzte 1000 Selbständige und kleinste KMU zum Rückzug aus der Vermögensverwaltung gebracht, obschon die meisten von ihnen vermutlich die seriösesten waren. Einige haben das anders interpretiert – Statistik, Interpretation eben. Sie können jetzt dreimal raten, von wem die Vorgänger der Finma die Grundlagenpapiere kopiert haben? Anscheinend waren sie gut. Und ich weiss, wo die Originale sind. Alles nur der Geldgier einiger Machthungriger zu verdanken. Haben wir das nötig?

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Wenn wir schon bei der über 50-jährigen FH Wirtschaft Bern sind, liebe Trix, liebe Maria (meine Lieblings-Dozentin – Mathe natürlich), verzeiht mit, dass ich den Latrinen-Weg brauche, aber Max hat es echt verdient. Hier dachte er über etwas nach oder konzentrierte sich auf das, was er sagte. Druckreif. Die Pose, die wir wohl am meisten sahen. Wäre mal so eine Idee, als Burschenprüfung einen Eintrag in die Wikipedia über Max Boemle zu machen.

Schauen wir noch bei der FuW nach – der Fleisch und Wurst – die Finanz und Wirtschaft. Der schönste Artikel, den ich über Boe je gesehen habe. Zum 80-igsten habe ich mit ihm Duzies gemacht. «Guten Abend Herr Marti.» «Hallo Saldo.» «Hallo Beret, das ist deine Art, mir beizubringen, dass ich jetzt mit rund 100 neu per Du bin.» Max Boemle und seine Frau mit dem Ledignamen Nelly Hasler waren ständige Mitarbeiter bei der FuW.

Wechseln wir doch zu Corona – auch hier stösst altes Wissen auf neues Wissen und eigentlich weiss keiner so genau, wo wir dran sind. Lest auch die Kommentare. Hoffen wir einfach, dass es den Allermeisten gut gehen möge. Erstaunlich wie wenig wir wissen. Ansichtssache, scheint falsch am Platz zu sein. Statistiken werden auf gut Glück interpretiert  und mit andern Zahlen, Ländern verglichen, wo ganz anders erfasst wird …

… hier prallen Welten aufeinander. Ich weiss nicht, wer im Nachhinein Recht bekommt – wir werden es sehen. Zurzeit haben wir kein allgemein gültiges Rezept, nur Prognosen, Annahmen, Vermutungen und hoffentlich extrem viel Glück, dass bei Corona das Richtige gewählt wird.

Heute prallen Meinungen ganz extrem aufeinander … ein Beispiel – die Homöopathie oder wie man das komplizierte Wort schreibt. Die Wirkungsweise ist meiner Meinung nach noch viel komplizierter, zumindest heute, zu begreifen. Es sind vermutlich nichts anderes als Informationen, die weitergegeben werden und helfen. In der Wissenschaft gibt es meines Wissens nur eine Gruppe, die daran glaubt – die Informatiker, die wissen, dass Wasser ein Informationsträger ist. Elektrische Wellen. Nur, die Wissenschaft kann nicht mit andern Richtungen diskutieren, resp. die glauben es nicht. Zumindest die übergrosse Mehrheit, die kennt nur die Meerheit, die mechanischen Wellen. Vielleicht funktioniert sogar das Placebo mit diesem Effekt. Nach der Corona-Krise werden wir vermutlich über einige sogenannte «Verschwörungs-Theoretiker» anders denken. Lesen sie die Kommentare. Da schreiben zum Teil hochprofessionelle Menschen. Googeln sie und ab und zu werden sie staunen … die mit der eigenen Meinung können sie allenfalls als «Trendforschung» für Umfragen brauchen.

«Trumps bizarre Idee» den Patienten Desinfektionsmittel zu spritzen ist grobfahrlässig. Zumindest so, wie es in den Medien erscheint. Diesen Artikel finde ich in der NZZ vom 26.4.2020 mit Kommentar auf Seite 15, nicht. Trump hat die Idee, wie die NZZ berichtet, von einer kirchlichen Vereinigung. Libref., oben erwähnt, hat die Landeskirche in der Schweiz mit aufgebaut, die von Trump würde ich eher auf Freikirchenseite ansiedeln. Das FED hat bei der Genesis II Churchh of Health and Healing den Riegel geschoben. MMS – Miracle Mineral Solution – scheint das zu sein, was Trump meinte. Wenig Tropfen Natriumchloridlösung 25% und rechtsdrehende Milchsäure 21% haben bei mir zwei gesundheitliche Probleme gelöst. Wasser dazu und vier Wochen durchziehen. Aber bitte nicht auf eigene Faust ausprobieren. Das machen nur total verzweifelte Menschen. Einer hat sich damit AIDS geheilt. Einbildung alleine kann es nicht sein. Aber unbekannte Methoden, die man (noch) nicht beweisen kann, hatten und haben es immer schwer. Heute weiss jedes Kind, dass die Welt rund ist und viele, dass wir uns um die Sonne drehen.

Im Jahr 2525 werden die Menschen über die heutigen Ansichten der meisten Wissenschaftler nur lachen.

Bei Corona schlagen sich solche Erscheinungen um die Wette.

Medien schreiben halt einfach, was ihnen so in den Sinn kommt. Ethanol gärt jetzt für Apotheken … vermutlich machen sie Desinfektions-, Reinigungsmittel. Vielleicht gärt ja nur der Zucker zu Ethanol. Dabei gäbe es in heutiger Zeit interessante Sachen zu berichten. Die Lungenmaschine bei Corona scheint nicht mehr an erster Stelle zu sein. Schon eine Zeitlang her, aber bei meinem Namensvetter gibt es einige, die schnell recherchieren. Vielleicht falsche Behandlung wie bei der spanischen Grippe. Es gibt auch welche, die behaupten, im Aspirin wäre ein Virus gewesen. Eher unglaublich und eine Überdossierung in jeder Tablette ist auch unwahrscheinlich. Wussten sie damals schon über diese Gefahr?

Es gibt auch mehre Meldungen, dass Corona-Viren mit UV-Licht behandelt werden könnten. Auf der URL von Smolsys in Root finde ich noch nichts. Wir haben nach rund sechs Wochen ja auch den ersten richtigen Regentag. Da hatte man keinen Spass, zu Hause zu bleiben, wenn man in den Garten konnte. Die Armen, die eingepfercht ausharren mussten. Vielleicht wird jetzt dann die UV-Behandlung billiger – beim Poolwasser zum Beispiel. Etwas viel Theorie dazu. Und Schweizer Forscher von der EMPA haben ein Gerät entwickelt, das Corona-Viren in der Luft aufspürt. Schmunzeln sie beim Kommentar über China.

Darauf schauen, dass sich Viren nicht gut verbreiten. Der K-Tipp schrieb, dass Billet- und Geldautomaten unhygienisch sind. Das waren die schon immer, denn es gibt einen Teil der Leute, die können mit ihrem inneren elektrischen Wiederstand normalerweise einen Billetautomaten mit Touchscreen nicht bedienen. Es gibt keinen leitenden Kontakt. Finger in den Mund und feucht machen, auf Touchscreen spucken oder mit einem Spray nässen. Spass beiseite, das ist ernsthaft. Ich habe das Problem verstärkt seit der Chemotherapie vor 11 Jahren. Auf der einen Seite haben wir Rutengänger, Pendler, die sehr feinfühlig sind. Wie die meisten analogen Menschen vor Einführung der Elektrizität. Und auf der andern Seite haben wir die Menschen, die dauernd ihre persönliche Telefonkabine in der Hand tragen, Stöpsel im Ohr, 5G unbedingt wollen um digital zu sein. Falls es bis 2525 mal einen Vulkanausbruch gibt, fragen die sich dann, warum alle Leute mit erhobener linker Hand und einem schwarzen Kasten 20 cm vor den Augen ausgegraben werden. Und sollte uns der Schnee begraben und wir im Eis liegenbleiben, gibt es ein ähnliches Phänomen – Viren aus dem Eis.

Noch was über Corona. Die Behörden geben sich ja Mühe und manchmal haben sie die auch. Zwanzig Seiten lesen, aber keiner weiss, ob man am 29.5.2020 eine Veranstaltung mit 15 Personen durchziehen kann oder auch nicht. Von einer Dame habe ich den Hinweis zu MMS und einen Ratschlag erhalten. Die Corona Regeln … ganz wichtig. Da kommt mir das Schwingfest auf dem Militärflugplatz in den Sinn. Unvergesslicher Tag und Medienschaffende können sich heute noch beim 125-jährigen Schwingfest akkreditieren, obwohl es schon abgesagt wurde. Die schnelle und die langsame Juristerei in der Bananenrepublik Schweiz lässt wirklich zu wünschen übrig. Meine Informantin und ich wissen das aus Erfahrung.

Verlassen wir den Flugplatz, bleiben aber beim Militär. Ich war mal zuständig für 138 Fahrzeuge. Alle motorisiert. In der ersten Generalstabsübung nach damaligem neuem Modell war kein Rollator dabei. Glücklicherweise, what else, durfte ich später in der gleichen Gemeinde einen brauchen. Ich wollte wieder laufen lernen. Habs geschafft. Hoffen wir, dass der Corona-Chef-Koch mit seinen zwei Hunden noch lange herumrennen kann. Und sonst soll er es wie der Rollatorfahrer und Kriegsveteran Captain Tom machen. Sorry Herr Koch, aber ihr Spruch über den Rollator war allenfalls gut gemeint, aber für Behinderte oder ehemals Behinderte total unter der Gürtellinie. Aber schön, dass sie sich auch nicht immer an alle Regeln halten. Im BAG wurden sie im Lift schon mit einem Hund gesehen. Wäre im Liebefeld verboten, aber bleiben wir doch lieb miteinander. Nicht nur in diesen schwierigen Zeiten. Im obigen Link ist auch die Swiss erwähnt – hier ökologisch – die Kommentare wären sws (sehrwahrscheinlich) erheiternd.

Vermutlich wird ein weiterer Wirtschaftszweig, ausser der Pharma, an Corona Geld verdienen. Pandemien und andere Welt erschütternde Ereignisse führen leider oft dazu. Die Kriegswirtschaft – und hier sind wir Spitze – Vizeweltmeister vor drei Jahren. Hier die neuesten Zahlen. So deprimierend, dass ich meine Exceltabelle gar nicht mit den neuen Zahlen nachtragen mag. Infosperber berichtet auf Deutsch.

Notvorrat. So ab und zu während dem Schreiben, muss man was anderes machen und was habe ich heute wieder entdeckt. Gar vor dem Schreiben hab ich das Foto gemacht. Ich hätte noch einen Notvorrat an Toilettenpapier

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… anderthalb Rollen glänzendes, wie vor Jahrzehnten. Vermutlich älter als ich. Bei solchen Rollen können unangenehme Erinnerungen aufsteigen. Nicht unbedingt Hinterlistiges, aber Gase, die bei einer Brandkatastrophe drei Feuerwehrleuten das Leben kostete. Ich habe zumindest einen gekannt. Juristisch ist alles geklärt. Zum Glück. Wir haben später mit einigen Kaderleuten beim Besuch der aufgebauten Fabrik darüber diskutiert. Heute würde man bei Biese den Osteingang benützen und hinunter in den Keller, wo nicht nur Markenartikel lagern. Einen klaren Kopf bei Katastrophen zu behalten und immer richtig zu reagieren, das schafft praktisch niemand. Hoffentlich sucht man auch bei der Corona-Krise im Nachhinein nicht Schuldige, die irgendwie falsch reagiert haben. Irren ist menschlich. Reagieren sie sich allenfalls mit viel zu teurem WC-Papier ab. 40 Rappen pro Rolle. Mehr nicht. Ich habe auch mal mehrere verschiedene Rollen in einer Fabrik aufgelegt und das Personal konnte sich einigen, welche sie wollten. Brutal, trotz Roboter in den Fabrikhallen, gab es am Schluss nur eine Sorte für die ganze Industriebude.

Wer hat mich vor knapp 40 Jahren gezwungen – er, Saldo oder eben Max Boemle würde eher «raten» geschrieben haben – in Marketing und nicht in Finanz abzuschliessen, weil die Prüfungen zur gleichen Zeit stattfinden. Ich musste noch 17 Seminare besuchen und habe, wie er prophezeit hat, wirklich nie einen reinen Nur-Finanzjob angenommen. Heute auch. Ab und zu schreiben, dann wieder anderes und so viele Telefonate wie jetzt habe ich seit Wochen nie mehr erhalten. Vielleicht wäre jetzt mal ein Kaffee angesagt. Ein No-Name, das Kilo für CHF 4.99. Intensiv im Geschmack. Bohnen aus Brasilien und dem süd-ost-asiatischen Raum, nicht stark geröstet. Wunderbar. Italienische Kaffee-Kohle-Liebhaber kommen nicht auf Hochform. Die Bohnen sind unterkalibriert und fallen durchs Sieb. Die Leute wollen heute etwas fürs Auge und nicht den Gaumen. Anfangs 82 bei der Abschlussproduktion als Aktiver in der Studentenverbindung gelernt – vom damaligen Chef der Pulverkaffee-Produktion bei Jakobs-Suchard. Wir haben ihm einen speziellen Vino Bianco kredenzt. Die Geschichte ein andermal.

Nur noch was mich diesen Monat am meisten gefreut hat, war die Corona-Spenden-Aktion für Prince Fluffy Kareem. Das ist kein Witz und erst noch alles während ihren Abschlussprüfungen in der Corona-Zeit.

Und noch zwei Bilder von heute …

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… der nächste zu meinem Haus stehende Dolendeckel …

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… vielleicht wird einer von den beiden Dolendeckeln mit Spannfeder mal in die Sammlung der Dolologen kommen, die sich seit kurzem in der Hammerschmitte befindet. Ein Vereinsmitglied kennen sie garantiert, Roland kennt Krisen und Katastrophen … vielleicht denkt einer heute an die Glückskette. Und euch allen viel Glück in dieser Zeit. Bleibt gesund, erholt euch oder habt zumindest erträgliche Schmerzen.

2 thoughts on “Kondolation zu Max Boemles Tod – Saldo ziehen und etwas zu Soll und Haben der heutigen Zeit”

  1. Offener Brief an den für die Seniorinnen und Senioren zuständigen Bundesrat

    Sehr geehrter Herr Bundesrat

    Sie haben mit mutigen Schritten und klaren Entscheidungen den Weg zu einem alles in allem positiven Verlauf der Corona-Epidemie in der Schweiz freigemacht. Dafür zollen wir Ihnen Respekt und Anerkennung. Wir sind auch der Meinung, dass entschlossenes Handeln in dieser Situation entscheidend war. Der Schweizerische Verband für Seniorenfragen (SVS) hat Ihre Massnahmen deshalb in einer ersten Phase unterstützt.

    Befremdend und inzwischen unverständlich allerdings ist Ihre Empfehlung, dass Personen über 65 Jahren nicht mehr in der Lage sein sollen, ihr Verhalten selbst zu bestimmen. Per Notrecht haben Sie entschieden, dass 24 Prozent der Gesamtbevölkerung nicht mehr befähigt sein sollen, eigene Entscheidungen vorzunehmen. Sie haben alle Seniorinnen und Senioren weggesperrt mit Hinweis auf die Fragilität ihres Gesundheitszustandes. Dabei weiss man auch im BAG, dass 80 Prozent dieser Personen ein völlig normales Leben führen können. Jetzt sollen sie nicht mehr selber einkaufen gehen; sie sollten zu Hause bleiben und durften ihre Enkel, die sie jahrelang ohne staatliche Beihilfe betreut haben, nicht mehr sehen. Gemäss neuesten Informationen ist zwar jetzt der Kontakt zu den Enkeln wieder erlaubt, nicht aber jener zu den Kindern. Auf Grund Ihrer Weisungen wurden die «Alten» ab 65 Jahren für viele Einwohnerinnen und Einwohner zu Ballast und haben auf der Strasse, beim Spazieren oder Einkaufen nichts mehr verloren.

    Jahrelang hat man uns erklärt, die Seniorinnen und Senioren seien ein wichtiges Glied der Gesellschaft. Bei der ersten Nagelprobe hat man sie auf die Seite geschoben und sie zu unmündigen Teilen der Bevölkerung erklärt. Was vorher ohne Probleme zwischen den verschiedenen Generationen funktioniert hat, wurde ausser Kraft gesetzt und die «Alten» zu halb unzurechnungsfähigen Personen erklärt. Wir wünschen Ihnen, dass Sie diese Situation nie selbst erleben müssen.

    Wir protestieren im Namen der Seniorinnen und Senioren gegen eine derart diskriminierende Art, wie Sie mit einem Viertel der Bevölkerung umgehen. Wir erinnern Sie an Artikel 8 der Bundesverfassung, welche eine Diskriminierung wegen des Alters verbietet und wir erwarten, dass sich auch der Bundesrat an die Verfassung hält. Wir verlangen, dass die Personen ab 65 Jahren wie, alle andern Teile der Bevölkerung, behandelt werden.

    Wir erwarten, dass Sie oder das BAG in einem der nächsten Pressemeetings die Aussage korrigiert. Es ist die Generation der heute 80-Jährigen, welche unseren Sozialstaat aufgebaut und bezahlt hat. Und für die Wirtschaftsankurbelung der nächsten Monate werden die Pensionierten unerlässlich sein. Ein grosser Teil des schweizerischen Tourismus hängt davon ab, dass die über 65Jährigen aus ihren Wohnungen kommen und konsumieren.

    Wir wünschen Ihnen viel Erfolg im Kampf gegen das Corona-Virus und für die Wirtschaftsankurbelung.

    Mit freundlichen Grüssen
    Karl Vögeli (Präsident SVS)
    Fabienne Bachmann (Vizepräsidentin SVS)

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