Luchs im Mittelland bei der Hammerschmitte

Vor über zehn Jahren habe ich mit dem ersten deutschsprachigen Finanzblog – «Wer hat’s erfunden» – in die Bloggerei eingestiegen. Hunderte spannende, lehrreiche, nachdenkliche und ironische Beiträge. Aber der hier, der dürfte ein Hit werden.

21. Juli abends, kurz schon dunkel, ich will noch schauen, wie die riesengrossen heute leider seltenen Disteln und Nachtkerzen blühen. Fünf Meter neben mir – ein Luchs, der herumtollt. Soft die Kamera holen. Weg. Wie hätte es anders sein können. Kein Luchs hält sich doch bei Menschen auf. Die sind scheu. Kennen tue ich die aus dem Dählhölzli. Nur in Gefangenschaft. Ist der aus einem Zoo, einem Zirkus ausgerissen? Ich weiss es (noch) nicht.

22. Juli. Nachmittags. Gespräch mit dem Nachbar. «Das ist vielleicht schon möglich, aber ich hab auch noch nie einen in freier Wildbahn gesehen. Abends. Telefon mit meiner Partnerin. Hell, praktisch ohne Flecken! Das ist möglich, habe ich schon abgeklärt. Aber praktisch kein Bild, von einem solch schlanken Schnüssel. «Es könnte schon sein, aber dann hast du extremes Glück gehabt.» Eine Nacht, die ich vermutlich nie vergessen werde. Wie Erlebnisse mit dem Krokodil und dem Ast, dem Elch, den ich wegstossen musste, damit ich ihn fotografieren kann. Das sind andere Geschichten. Aber die sind fotografisch dokumentiert. Das Reh vor einigen Tagen, das im Garten am Bachlein geässt hat konnte ich nicht fotografieren. War es schon weg, denn die Kamera hängt ja nicht immer um den Hals. Nein, einen Meter entfernt von mir springt es aus dem Liliendickicht. Es erschrickt vermutlich mehr als ich.

Reh, das wäre eine leckere Beute für den Luchs. Nur, ob es auch gesunde erwischt, das ist fraglich. Und jetzt habe ich das Fenster im Büro geöffnet, da steht ein Reh. Zu spät, schon weg. Das geschätzte dreissig Meter von diesem hochaktuellen Foto.

Luchs

Das «Vieh» lässt sich nicht stören. Es frisst eine Katze.

Luchs beim Fressen einer Katze

Vermutlich ist das «El Chamon» (der Schinken). So wurde die grau getigerte Katze getauft, die meinen Serano-Schinken durch das Tuch hindurch auf meiner Bartresse angefressen hatte.

«Tierschützer wollen Abschuss» – lautete die Schlagzeile des Blicks am Abend vor einiger Zeit – hier der Bericht. Zumindest dies fordert der Aargauer Pro-Natura Chef. Alles was ausserhalb von 100 Meter bei der Bauzone ist, soll abgeschossen werden. Das seien wildernde Katzen, die gehen nicht weiter weg. Sorry, ich bin auch Naturschützer und so geht es meiner Meinung nach nicht. Was ist eigentlich eine Bauzone? Gar nicht so einfach zu beantworten. Gehören landwirtschaftliche Zonen dazu. Jeder Bäuerin hat doch zumindest einige Katzen. Wem Chamon gehörte und seine vier Jungen weiss niemand. Abschiessen? Nein, sicher nicht. Unterbinden!

Also liebe Katzenfreunde, dressiert eure Katze so:

Zufälle gibt es nicht. Dieses Tube habe ich bei FB von meiner Cousine gefunden, die es beim Blick entdeckt hat. Sie wird garantiert auch meinen FB-Beitrag lesen. Zufälle gibt es wirklich nicht. Das sind 50 Meter neben dem Luchs. Ein Aargauer Wildhüter wird sicher mal kein erstes Telefon erhalten. Das ist gemacht worden. Mit dem Dählhölzi. Es würde mich freuen, wenn Marlies Labbude vorbeikommen würde.

Der Luchs ist zutraulich. Streicheln wie den Marder, zehn Meter entfernt vor etwa drei Jahren, das lassen wir erst mal. Informiert wird als erstes – Kora – Raubtierökologie und Wildtiermanagement .

Gleichzeitig mit Erscheinen des Blogbeitrages auf dem Finanzblog und dem Ruedmilan – dem Blog des Naturschutz- und Vogelvereins des Ruedertals, wo sich der Luchs aufhält – wird auch dessen Vorstand und die Presse informiert.

Und bitte, meldet euch bei mir in der Hammerschmitte – Matt 18  – 5046 Schmiedrued – 0 6 2  9 2 3 9 2 3 0 oder allenfalls 0 7 9  4 0 7  1 3  7 7  – wer einen Besuch abstatten will. Erfolg des direkten Anblicks des Luchs ist wie immer ohne Garantie. Und bitte, der Luchs wird nicht von übereifrigen Jägern und sogenannten Naturschützern abgeknallt. Freut euch über dieses einmalige Erlebnis.

Hier auf die Schnelle noch einige Fotos:

Schinken

Das ist mein Schinken, den sich «El Chamon» erlaubt hat, zwei mal anzufressen. Jetzt ist sogar mal die Türe zu. Schade, bei dem schönen Wetter und den wunderschönen Nächten, wo Luchse herumschleichen können. Und wie die Nahrungspyramide nun halt mal so ist, wurde das Tigerli die Beute von «Guardian» – dem Schützer. So nenne ich nun unseren Luchs in der Matt von Schmiedrued.

Luchs bei der Körperpflege

Der Matt-Luchs, ein echter matter Luchs.

Luchs mit zwei Knochen

Die zwei Knochen sind vermutlich von einer Katze. Das Nahrungsangebot hier ist toll für solche Räuber. Könnte es sein, dass Guardian gar meine Kürbispflanze gefressen hat. Oder war es der Dachs. Natur pur um die Hammerschmitte.

Luchs von hinten

Hier von hinten. Er hat genug gefressen und braucht nun einen Verdauungsschlaf. Vermutlich haben wir auch seinen Schlafplatz entdeckt. Ganz alle Fotos bringe ich noch nicht.

Ernst und der Luchs

Lässt sich weniger abhalten, als ein gut erzogener Hund. So, nun gebe ich mit diesem Bild schon zu viele Anhaltspunkte an, wo wir diesen Luchs heute im Ruedertal, im Schweizer Mittelland gesehen habe. Ich denke, das ist eine Sensation.

13:45 Kora meldet sich. Sie betrachtet das Bild wo der Luchs von hinten zu sehen ist. Der lange Schwanz hat schon mich irritiert. Es ist kein Luchs, es ist ein Karakal, der Wüstenluchs, irgendwo aus der Gefangenschaft entwichen.

Nun geht alles fast Schlag auf Schlag. Zwar unzählige Telefonate und es stellt sich heraus, dass diese Grosskatze beim Vetamt, wie das mal genannt wurde, gemeldet war und der Besitzer eruiert werden konnte. Das liebliche Büsi zwitschert ab und zu wie ein Vogel, aber kann dann auch seine imposanten Zähne zeigen. Wir haben es eingefangen – ich durfte mithelfen. Und inzwischen ist es zurück in seinem Gehege, wo es abgehauen war. Schöne Umgebung, die meiner Ansicht nach nicht ohne Hilfe von aussen verlassen werden kann. Zudem sei an diesem Ort geklaut worden. Vielleicht landen solche Leute auch mal dort, wo man auch nicht so einfach ausbrechen kann. Spannender Tag. Morgen plane ich Zeit ein, dass ich dieses Büsi in meine Arme nehmen kann. Handzahm ist sie und rund ein Jahr alt. Und bei einem Telefon hätte ich sie verkaufen können. «Ja, der René», sagte der Besitzer am Handy. Man kennt sich in dieser Branche.

1500 Meter – drei Arten «Ton»

Ton ist einer der Hauptbestandteile von Lehm und solchen verarbeiteten wir am Lehmbaukurs für Grundputze der IG Lehm zu Schlafzimmer-und Werkstattwänden. Und dazwischen fanden wir Zeit «über Gott und die Welt zu diskutieren».

Dieser Beitrag ist auch unter www.libref.ch zu finden.

Es ist heiss. Seit Tagen und es wird noch heissere Rekord-Tage geben. Trotz hoher Luftfeuchtigkeit trocknen die Lehmwände schnell. Eigentlich erstaunlich, dass diese Masse, die wie Schokoladen-Creme aussieht und wie Staldencreme dahinschlappert …

DSC_5146… an der Wand hält und steinhart wird. Egal, ob von Hand aufgetragen, oder wie auf dem Bild mit Technik und Schlauch gespritzt. Nebenbei, gegessen haben wir herrlich … marokkanisch und und und.

DSC_5150Heiss verlangt nach Abkühlung. Zwei gehen nicht in den Greifensee baden. Den kenne ich aus meiner Kindheit und Jugendzeit, denn meine weitgereiste Gotte hatte dort den Familien-Camping-Wagen in den ferienunfreien Zeiten abgestellt und selber wurde oft beweekendet. War echt toll gewesen und später hat man beruflich mehr über die Ortschaft mitbekommen, aber mit Krawatte an den See gehen und baden, das gehörte nicht zum feinen Ton.

Bei Hitze muss man nicht nur ans Baden denken, auch ans Kochen. An den Dampfkochtopf und seine Vorläufer. Dabei kommt das erste Mal die Religion zum Tragen. Der Papin’sche Topf wurde vor 336 Jahren von Denis Papin erfunden, der durch die Protestantenverfolgung von Frankreich nach Deutschland flüchtete. Vielleicht liegt es am Dampfkochtopf-Pfeifton oder-Gen, dass andere Hersteller auch Flüchtlingen helfen. Kuhn Rikon den Tibetern, im Tibet Institut.

DSC_5093 (2)Hans, der sich später als höchst seltener Selfie-Ersatz bewährt, interessiert sich auch für den Tempel der Buddhisten. 1500 Meter entfernt, wenn man das kürzeste Strässchen wählen würde. Dampfkochtöpfe kenne ich aus der Migros, dem Tösstal, Drucktöpfe aus Deutschland und konsolidiert, werden sie alle, wie dies zu gutem Ton gehört, hier im Kanton Zürich. Zumindest ein «Big Star», den ich vor Jahren kennen lernte, war sogar nebst Pfannen auch mit Jeans liiert, die hierzulande nicht mehr zum guten Ton oder letzten Schrei gehören. Es wurmt mich noch heute, dass wir auf das Angebot je einer massgefertigten Jeans-Schale inkl. Halsbinder nicht eingingen. Insiderwissen durften wir nicht verwenden, aber zumindest haben wir das Unternehmen vor dem Börsengang der Öffentlichkeit vorstellen dürfen, denn man bedinete sich der kotierten H.E.C. aus Aarwangen. Von diesem Nebenwert hört man keinen Ton mehr, obwohl die Aktie immer noch in Depots geführt wird. Der Size Effekt funktionniert für Späteinsteiger nicht immer.

DSC_5089Eigentlich hätte ich orange Jeans wählen sollen oder zumindest meinen Orangen Turban mitnehmen sollen, den ich von den Sikhs, von Karan Singh, erhalten habe. Vom buddhistischen Mönch, welcher uns im kühlen Wald mit gewieften Augen beobachtet, werden wir herzlich willkommen geheissen gemeinsam auf der Bank Platz zu nehmen.

Ihm ist sichtlich wohl hier. Er kennt auch Karan und erzählt wie dieser ganz begeistert vom 14. Dalai Lama, mit dem Ordensnamen Tenzin Gyatso. Zu seinem 80. Geburtstag wird es ein Fest geben. Ganz jede Bemerkung haben wir nicht verstanden, denn der tibetisch-deutsche Dialekt hat für uns so seine Tücken. An der Lautstärke des Tons allein kann es nicht liegen, hier versteht man alles. Kein Lärm. Zumindest, bis die Windrichtung und die Anflugschneise wechselt … oder bis am nächsten Morgen früh noch vor den eingeladenen Festbesuchern.

Lautlos, fast kein Ton und dabei könnte der Schrein aus Ton/Lehm gefertigt sein, wie es im Tibet eigentlich Brauch ist. Genau genommen, entstehen Bräuche, weil man nur dies zur Verfügung hat. Stein und Lehm – und wenig Holz. Holz als Träger und nicht als Wandverkleidung. Eines der schönsten und grössten Lehmgebäude habe ich noch nie selbst gesehen – der weltbekannte Potala-Palast in Lhasa.

DSC_5091Wandmalereien im Tibet erfolgen oft auf Lehmuntergrund. Von der Art, wie unser Diskussionspartner, der Mönch, nach der herzlichen Verabschiedung das heilige Relikt, den Schrein, im Uhrzeigersinn meditierend umkreiste, müsste es sich um eine Stupa handeln. Hier sind auch Tsa-Tsa’s zu sehen – aus Ton, wohlverstanden.

DSC_5120Anderthalb Kilometer weiter schauen wir uns noch die reformierte Kirche Wildberg an. Einerseits erstaunt mich das moderne Auftreten. Die erste Kirche mit automatischer Schiebetüre, festinstalliertem Beamer und riesiger Leinwand. Die Kirchenfenster sind modern gehalten, könnten vielleicht dem Fraumünster zu Zürich nachempfunden worden sein. Eine echte Hochzeitskirche. Am nächsten Tag erholen sich einige Hochzeitsgäste im Dorfbrunnen neben der Kirche. Der Greifensee ist nicht in greifbarer Nähe.

DSC_5121Andererseits frage ich mich, in welchem Jahrtausend wir hier wohl stecken. Gehört dieses «Ding» nicht in eine andere Landeskirche? Reformierte könnten sich fragen, was sie mit diesen kleinen Kirchen-Kerzen grillieren könnten. Und was ist auf der Wetterfahne – Hahn oder Kreuz? Eine Wetterfahne! Wer’s noch nicht mitbekommen hat, wir befinden uns hier tatsächlich im Kanton Zürich – mindestens beim Alphabeth am Schluss.

Und die dritte Art von Ton? Ziemlich lautes Dezibel-Geklirr, den wir waren eben noch am Schlafen im Dachstock des Nachbargebäudes. Etwas unreiner Ton und wie ich es vor allem aus Italien kenne, nur ein aller einziger Ton, zwar mit einigen Untertönen, das einem ein leichtes Schauern über den Rücken laufen lässt, obwohl es alles andere als kalt war. Die Kirchenglocke soll das sein. Ich hätte eher an Sturmglocke gedacht. Ein Thema das Meckermann, mein zweiter Bloggötti, vor über zehn Jahren dauernt traktiert und trakdandiert hat. Er war 500 Meter neben seinem «Übel» in, sie erraten es, in Aarwangen. Dokumentiert wurde auch sein Ärger über Kuhglocken. Die waren etwa gleich weit weg, wie wir von der Kirchenglocke – keine 50 Meter. Und es war nicht um 09.15 Uhr sondern um 05.00 Uhr – also kurz nach Mitternacht – geschweige denn alleinig am Sonntag.

Sorry, wer wundert sich da noch, dass heute viele die Kirche verlassen und schlecht über sie reden … oder schreiben. Ich hab es mit Humor genommen und die Waldkapelle aufgesucht. Den Katholiken haben wir das vor 50 Jahren in Bern-Bethlehem abgestellt. Wohlgemerkt, um 07.00 am Sonntag. Zumindest am Montag, dem Geburtstag des Dalai Lama, konnten die wilden Bergler zwei Stunden länger schlafen.

Der Ton zum Ton und drei Stunden später geht es erneut zum Werken mit Ton. Einem der ältesten und zugleich modernsten Baustoffe. Kostengünstig, vor Ort zu finden, extrem vielseitig … aber nicht so ganz einfach aus der Tube zu drücken. Fragen über Fragen. Nur eine ist ungeklärt!

DSC_5151Wozu wurde dieser Behälter gebraucht? Vermutlich zum Vergären einer Flüssigkeit. Für Sauerkraut und Wasserleitungen werden die gleichen Materialien verwendet. Einheitston braun, weil es immer so war. Etwa gleich alt, wie der älteste Teilnehmer an unserem Kurs – hergestellt von der Steinzeugfabrik Embrach. Fassungsvermögen wie der Durst der Kursbesucher, – Leitung und der Küchenmannschaft.

Zwei wunderschöne bunte Tage, nicht nur alles in Braun, Ton in Ton.