LEGO ist nicht BigStar – einige gehen (fast) entgültig


Die einen kommen, die andern gehen. So ist das Leben. Auch in der Geschäftswelt gehen einige. Aber bei weit nicht mit der gleichen Einstellung und dem gleichen Risiko für Anleger.

Zugegeben, LEGO kenn ich länger als BigStar. Lego kennt praktisch jedes Kind von Geburt an, denn wer hat noch nie Legosteine oder Rasseln in den Mund genommen. Und am Geschmack erkennt man die ungefälschten Klötze viel schneller, als am Aussehen. Lego-Konstrukteur war wohl jeder einmal. Und vermutlich waren diejenigen, welche nur 10 verschiedene Sorten an Steinen zu Verfügung hatten oft besser im Konstruieren, als wenn man praktisch unendlich vielen Teile zur Verfügung hat. Vermutlich weiss heute auch bei Lego niemand mehr, wie viele Teile und in welchen Farben man diese je hergestellt hat. Obschon heute das Angebot viel umfangreicher ist und jede erdenklichen technischen und softwaremässigen Möglichkeiten bietet, ist LEGO vom ehemaligen Denkzeug zum Spielzeug geworden.

Im Juli habe ich noch Dupplosteine nach Tschechien gebracht – die können sie jetzt dann im eigenen Werk abholen. Und vermutlich wird diese Fabrik nicht auf dem gleich hohen ökologischen Niveau, wie die bald verlassene Fabrik in Willisau sein. Einen Tag durften wir die Firma anschauen – vom Keller bis aufs Dach. Im Lager waren damals rund 1 Kilo Dupplosteine pro Schweizer eingelagert – einige hundert Lastwagen voll. Insgesamt haben mehr als 100 Menschen bei Lego in der Schweiz gearbeitet. Und heute heisst es wieder: «Besser geht es denen, denen Dänen nahe stehen».

Zwei «positive» Dinge sehe ich, da man ja immer von allen Seiten betrachten sollte. Erstens konnten sie als Anleger kein Geld verlieren, weil die Firma ein Familienunternehmen ist und zweitens sollten wir hier in Langenthal im Nachhinein doch noch ein ganz klein Bisschen froh sein, dass die damalige Regierung die Ansiedelung der Lego bei uns «regelrecht verschlammt» hat. Die Berner sind halt langsam – aber zum Glück nicht ganz alle.

BigStar ist nicht nur vom Web genommen worden, sondern sie wird in drei Monaten auch dekotiert . Ich kenne die Firma rund halb so lange wie Lego – zumindest den börsenkotierten Partner H.E.C. Länger kennt sie noch meine Frau – Kunststück, die Firma stammt aus unserem Nachbardorf Aarwangen – und ich bin ein «Immigrierter», aber sehr gut anklimatisiert. Diese BWL-Vorlesung, wo ich und alle Mitstudenten das erste mal von H.E.C. gehört haben, vergesse ich nie. Meine noch nicht Freundin diskutiert ganz alleine mit Prof. Dr. Max Boemle. Ich glaube, so nichtwissend um ein Unternehmen habe ich uns in all den Jahren nie mehr erlebt.

Später wusste ich dann mehr und gekauft haben wir sie das erste mal um die CHF 135. Wir hätten sie auch um CHF 100 haben können – aber das wäre dann Insiderwissen gewesen. Und bald wird die Jeans-Aktie nicht mehr gehandelt. Schade eigentlich. Zu diesem Unternehmen habe ich eine bessere Beziehung gehabt, als zu vielen andern – und de fakto auch mehr Geld verdient, als mit einigen andern, die es noch lange geben wird. Sie war mal auf über CHF550 gestiegen und heute ist sie rund ein Prozent wert. Die Rendite kann in beide Richtungen gehen und das Risiko ist, gesamthaft betrachtet auf der richtigen Seite zu liegen.

Die einen behalten wir in guter Erinnerung und die andern grossen Klötze sind versenkt und werden vielleicht mal von Grosskindern wieder benützt. Zwei verschwinden und trotzdem bleiben ihre Produkte weiterbestehen. Die einen etwas zerknittert und die andern angestaubt und sie bauen keine grossen Burgen mehr. So ist halt manchmal das Leben …

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