Schwach oder stark ist immer eine Frage von der Seite, wo man steht, von der aus man schaut. Die eine Seite ist stärker, die andere schwächer. Das ist bei einem Ungleichgewicht nun mal halt so. Die Credit Suisse (CS) schreibt, dass der faire Wert des CHF zum EUR 1.22 sei – für die andere Seite eben 0.82. Dies Resultat ergibt sich aus 100 geteilt durch 1.22. Eigentlich sind wir ja nicht blöd, dass solche Rechnungen erklärt werden müssen. Aber manchmal wäre es gut, wenn ganz einfache Sachen, ganz einfach überdenkt werden. Dies macht die CS, einer meiner früheren Arbeitgeber. Die schreiben entgegen der Schweizerischen Nationalbank und dem Bundesrat, dass der Franken unter dem Fix-Kurs von 1.23 zu suchen ist. Nicht wie immer gehört und gelesen wird, bei 1.30 – 1.35 … oder höher.
Das ist Wunschdenken unserer Exportindustrie und liierter Spitzenpolitiker. Verstehen sie mich nicht falsch, ich habe gar nichts gegen einen blühenden Export. Nur hat die Schweiz es immer wieder geschafft, das Unmögliche möglich zu machen. Unsere Exportindustrie wird auch bei einem Wechselkurs von 1:1 zum Euro noch gut dastehen. Etwas umstrukturiert, aber dieses Spiel kennen wir seit Jahrhunderten. Wir passen uns an, damit wir mitsprechen können. Müssen, wollen uns als Inselstaat anpassen. Nicht über den Preis alleine, über die Gesamtkosten und die Qualität. Diese leidet zur zeit hüben und drüben. Bei uns zu einem grossen Teil, weil viele in der Schweiz arbeiten wollen und heute der Trend für günstiges, unerfahrenes, nicht Praxis erprobtes Personal herrscht. Sicher nicht in allen Lohnstufen. In der Lohn-Pyramide oben herrscht ein anderer Wind, momentan noch warm und erfrischend. 1:12 macht aber Sorgen, sonst würden sich die Pharaonen nicht so wehren. Nur die waren ursprünglich unterhalb der Pyramidenoberfläche – und begraben. Aber dazu ein anderes mal mehr, ob die Schweiz ein Lohnverhältnis von 1 zu maximal 12 auch überleben wird. Vermutlich noch besser. Nicht für wenige Einzelne, für alle, volkswirtschaftlich gesehen.
Nun zu meinen Nerven. Bin ich von zwei Wochen Aufenthalt bei unserem grössten Nachbarn wegen der Wechselkurse durcheinander? Vor noch nicht all zu langer Zeit hätte ich die Geldbörse sechsmal umrüsten müssen. Franken, dann Francs, dann Lira … und noch mal Liren … das kommt, wenn man in den Alpen eine Fahrt über Pässe nach Süden geniesst. Diesmal brauchte ich nicht einmal Euro in Italien, neblig von der Po-Ebene her. Ideal für Pilze. Und für europäische Wechselkurse, deren Geschichte massgeblich hier bei Susa begann. Lags an den olympischen Spielen in Turin, dass hier in den letzten Jahren viel gebaut wurde. In Frankreich zurück hat man es wieder genossen. Da gibt es noch die «alte» unverbaute Landschaft. Und wenn die Franzosen dann mal bauen, dann klotzen sie an einem Fleck. Das bringt Stabilität.
Wie haben sie den Kurs zum Franc in Erinnerung. 1:4 – Jahrzehnte lang. Obschon es in den 650 Jahren Francs und Centime interessantes zu verzeichnen gibt. Vermutlich wäre er heute noch rund 1:4. Frankreich «fühlt» sich eigentlich immer gleich teuer an. Zumindest für Schweizer. Viel grössere Unterschiede gab es zu Deutschland, England oder gar den USA. Das Wechselspiel zur Deutschmark (Deutsche Mark) habe ich ja schon beschrieben.
Das schliesst den Kreis zum «schwachen» Schweizerfranken. Im Artikel der BernerZeitung ist der Kommentar von Jutzi wirklich schön – er sieht den Euro bei 50 Rappen. Vermutlich denkt er längerfristiger als ich und viel längerfrisiger als die ehemalige Kreditanstalt. Danke für diesen Kurs, er erleichtert das Rechnen.
Kurs 0.50 – er ist bereit für einen Franken zwei Euro zu kaufen.
Kurs 1.00 – Schweizer Franken und Euro haben den gleichen Wert.
Kurs 1.22 – für einen Euro muss ich einen gerechten Wert von CHF 1.22 ausgeben.
Kurs 1.23, 1.30 oder 1.35 – ich müsste (musste) mehr in Schweizer Franken bezahlen, als wenn der Kurs bei 1.22 oder tiefer ist. Der Euro ist in diesem Fall teurer, stärker oder daraus folgend der Schweizer Franken eben schwächer, billiger.
Liebe Zeitung, meinem Empfinden nach ist der Titel falsch – der Schweizer Franken ist bereits zu stark. Oder versagen meine Nerven?
Da bin ich schon froh, das Dank der EU diese ganzen Wechselkurse Wegfallen. Kann mich schon fast nicht mehr erinnern wann ich das letzte mal Geld wechseln musste. Ok ich komm halt großteils nur in der EU herum.
Zwar müssen die Schweizer nur in Euro wechseln, aber dafür jedesmal sobald sie aus dem Land draußen sind. Die EU und die vielen Informationen dazu sind einfach spitze.
Lg, Thomas
http://www.bernerzeitung.ch/wirtschaft/konjunktur/EZBSchritt-macht-SNB-das-Leben-schwer/story/17407277
Vermutlich hat ein Volkswirtschafter diesen Artikel geschrieben. Nicht ganz einfach zu verstehen. Man kann es auch einfacher andeuten: Weil der Euro nun weniger Zins abwirft, ist der CHF zum Anlegen interessanter geworden und wird deshalb stärker.