Autobahn und Finanzen – und das am Tag der Eröffnung des Lötschbergtunnels


Der Personalblogger weilt zur Zeit in Spanien – offshore, genau genommen – und bevor er zurück kommt und seinen Reisebericht zum Besten gibt, wollen wir doch noch schauen, was nach dem ersten Teil über die teuren Autobahnen in Ungarn berichtet wird.

Verschiedene Länder, verschiedene Ansichten und km-Preise für eine Autobahn oder die sagenhafte Kostenexplosion bei der Wirtschaftsstrasse im Kanton Bern.

Wenn das Staats- und Bundes-Bern wollen, dann läuft auch mit den bekanntlich als langsam verrufenen Bernern was ab – der Lötschberg wird mit 14 Tagen Verspätung eröffnet – eine ganz extreme Meisterleistung. Der Gotthard wird vermutlich mehrere Jahre Verspätung aufweisen. Vielleicht gelingt auch mal was für die Bürger vor Ort – ein Autobahnzubringer zum Beispiel. Liebe Hamburger, liebe Sizilianer wir Schweizer sind so. Zuerst ändern wir mal nach Langem die Meinung und stellen fest, dass die bessere Strecke halt doch durch Wallis, Bern, mehrmals durch Solothurn, Aargau und beide Basel geht. Zumindest im Norden besteht ein vernünftiger Anschluss. Im Süden ist nach dem Simplontunnel Ende mit der schnellen fahrt. Dann wird es für Touristen gemütlich – langsam, Kurvenreich und zum Grossteil etwas holprig. Sagen wir mal so eine verkehrstechnische Sackgasse für die nächsten 10 – 20 Jahre. Tessin – Mailand sieht auch nicht viel besser aus – aber die warten ja eh noch auf die Schweizer.

Lötschberg Basistunnel betriebsbereit
grosser nationaler Nutzen – oder sollte man besser «international» sagen?
etwas zur Entstehungsgeschichte
das unvollendete Jahrhundertwerk – erinnert irgendwie an Schubert’s h-Moll

Nun lassen wir aber Hörbie über Ungarn berichten – das ist genau so spannend.

«Auffällig ist, dass sehr viele junge Leute mit teuren und exklusiven Autos herumfahren. Es sind meist die Söhne von Neureichen, die ihr Ego nur dann bestätigt finden, wenn sie mit ihren Boliden mit 150 Sachen durch die Dörfer rasen, wo es mit 50 schon zu schnell wäre. Vielleicht rechnen die anders und meinen die zulässige Geschwindigkeit gelte pro Rad, beim Auto, also ohne Reserverad sei Faktor 4 richtig…!

Auffällig ist, dass es im Land innert Kürze sehr viele Reiche gibt. Es sind wahrscheinlich viele ehemalige Funktionäre darunter, die sich unverschämt bereichert haben, indem sie staatliche Organisationen, Institutionen und Betriebe in ausländische Hände verschachert haben. Einige Beispiele:

  • Die Zementindustrie wird heute von Holcim dominiert.
  • Der Energiesektor Bereich Elektrizität ist zu grossen Teilen in französischen und deutschen Händen
  • Der Telefonbereich wiederum wird von deutschen Investoren dominiert.

Ist es im «Westen» besser? Der Deal der Zürcher Kantonalbank, Sulzer an russische Heuschrecken zu verscherbeln ist nur ein Beispiel. Wenn es um Macht und um Geld geht, dann ist egal was wie getan wird. Es zählt nur der Zaster im eigenen Safe und die Leistungsprämie des Bankers….!

Es gibt auch positive Beispiele:

  • Audi hat in Györ ein Produktionswerk aufgebaut
  • Opel ist in Westungarn mit einem Werk vertreten
  • Suzuki hat in der Nähe von Budapest eine Produktion eingerichtet.
  • Es wird auch eine koreanische Pneufabrik angesiedelt

Die ehemaligen Genossen sind zu Kapitalisten geworden.

Die Politik in Ungarn ist kompliziert geworden. Es gibt eine klare Polarisierung. Entweder man ist „Links“, oder „Rechts“. Etwas zwischendurch gibt es nicht! Entweder man ist Bolschewik, sobald man eine Sympathie zu den Linken bekannt gibt oder man ist ein NAZI bzw. Neonazi. Die Entwicklung ist fatal. Es gibt schon bald so etwas wie politische Glaubenskriege. Sie bewirken, dass Lager entstehen, die quer durch Familien, Verwandtschaften Vereine und Betriebe gehen und diese teilweise gar zerstören. Die Meinungsfreiheit wird gering geschätzt. Respekt vor andern Meinungen gibt es nicht. Aber man ist Mitläufer einer Ideologie, weil man keine eigene Meinung entwickelt oder sie nicht öffentlich macht.

Die Linken wollen neue Steuern einführen, beispielsweise die Vermögenssteuer auf Wohneigentum. Das würde eine neue Umverteilungsrunde einleiten. Vielleicht würden viele Menschen ihr Eigentum nicht mehr halten können!

Die Rechten sind fundamental, faschistisch, antisemitisch und Rassenfanatiker. Schwarze, Chinesen, Juden und Zigeuner werden angepöbelt und gar tätlich angegriffen. Die Zigeuner sind total verpönt. Aber eine Lösung des Problems gibt es nicht. Wie soll man mit einem Teil der Bevölkerung, der etwa 8% ausmacht umgehen, wenn man ihnen keine Arbeit gibt und sie so daran hindert, sich zu integrieren? Auch werden Autonomiebestrebungen im Norden Rumäniens unterstützt. Fernziel der «Rechten» ist die Zurückgewinnung von Ländereien, die früher zu Ungarn gehörten. Es wird offen über «unser Transsilvanien» (Siebenbürgen) geredet.

Nun, Autonomiebewegungen müssen nicht schlecht sein. Selbst die Schweiz hat sich einen Kanton Jura zugelegt und das ist beileibe nicht lange her. Aber dies hat sich innerhalb der Grenzen abgespielt. Das ist ein kleiner aber wesentlicher Unterschied.

Viele Menschen haben sich in die innere Emigration zurück gezogen. Sie haben eine Nische gefunden wo sie sich wohl fühlen. Im eigenen Haus lässt sich gut leben. Gewisse Dienstleistungen gibt es noch wie anno dazumal bei uns. Der Bäcker macht die „Tour“, genau so wie der Milchmann. Er bringt frische Milch und misst sie beim Kunden aus. Für grössere Einkäufe geht man alle ein zwei Wochen in den Supermarkt, den es in der Nähe gibt. Ohne Auto ginge es nicht.

Vieles, was für uns in der Schweiz selbstverständlich ist, gibt es hier nicht oder nur marginal. Krank sein oder verunfallen sollte man hier nicht. Das Gesundheitswesen ist nicht unbedingt präsent. Einen Rettungsdienst gibt es schon, aber der einzige Krankenwagen muss ein übergrosses Gebiet abdecken. Wer in der Nähe eines Arztes wohnt hat Glück. Es kann aber gut sein, dass dieser schon sehr betagt ist…

Nach Budapest geht man im Jahr vielleicht einmal. Das war früher anders. Aber jetzt trifft man mehrheitlich unfreundliche Leute, Taschendiebe treiben ihr Unwesen und sind dabei nicht gerade zimperlich, und viele aggressive Jugendliche, die offenbar wegen mangelnder Beschäftigung sich ein Hobby daraus machen, Leute grundlos zu belästigen. Die Kriminalität ist im Vergleich sehr hoch. Viele Polizeikontrollen sind daher die Folge. Man sagt, dass das Land mehr Verkehrsunfälle produziert, als ganz Deutschland mit etwa zehn mal mehr Menschen. trotzdem ist ein Besuch der Stadt ein Erlebnis. Wer einmal am Sonntag auf der Kettenbrücke, die jeweils für den Verkehr gesperrt ist, dem fröhlichen Treiben seine Aufmerksamkeit schenkte, der fühlte sich an einem riesigen Volksfest. Die ist eine eindrückliche Konstruktion. Die Stadt ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut ausgerüstet. Bus, Tram und zwei U-Bahnen, die alte und die neue, bringen einen schnell an die gewünschten Orte. Übrigens, die alte U-Bahn, Kettenbrücke (Metro) ist die älteste auf dem europäischen Festland. Budapest ist also immer eine Reise wert und die Sehenswürdigkeiten darf man nicht ignorieren! Siehe auch weitere Hinweise!

Das Drogenproblem wird rigoros angegangen. Wird jemand erwischt, gibt es harte Strafen. Jugendlich können leicht bis zwei Jahre Straflager einfangen, sollten sie beim Rauchen eins Joints erwischt worden sein.

Die EU wird noch viel Energie und Geld aufwenden müssen, will sie im ganzen Einzugsgebiet eine nur einigermassen gleiche Bedingungen für alle schaffen. Jemand wird das alles finanzieren müssen. Ob da die Bürger in Ländern, wo man durch Fleiss, Einfallsreichtum und Beharrlichkeit Werte geschaffen hat einverstanden sind, dauernd verzichten zu müssen um die unersättlichen Gelüste einer politischen Klasse zu befriedigen? Die Auswanderungszahlen alleine aus Deutschland sprechen eine andere Sprache als jene der Politiker!»

Bahnhof Domodossola

… so sieht es auf dem Bahnhofsareal in Domodossala (nicht überall) aus und alt ist die Aufnahme nicht – vom 3. Mai 2007, 16.45 Uhr wer es genau wissen möchte …

2 thoughts on “Autobahn und Finanzen – und das am Tag der Eröffnung des Lötschbergtunnels”

  1. Schon habe ich gemeint, der Finanzblogger hätte an der Grenze zu Moldawien einen Bahnhof fotografiert. Dass man dafür nur bis Domodssola reisen muss, hat mich überrascht.

    Es scheint, dass hier Bahnwagen via Oxydation «entsorgt» werden. Mich überraschen aber die «italienischen Verhältnisse» nicht. Es wäre interessant zu wissen, wie die den Abfall entsorgen, wie viele illegale Deponien es gibt, wieviel Müll exportiert wird und wohin und wer wieviel am Müll verdient.

    Haben wir nicht kürzlich gelesen, Neapel stinke zum Himmel? es gibt noch viel zu tun, bis der Garten Eden hergestellt ist.

  2. … übrigens, «dein» Artikel wurde bei mir bis jetzt 5500 mal besucht und deine Statistik weisst auch eine ganz schöne Zuwachsrate zu und übernächste Woche möchte ich einmal mit dir diskutieren, über und «ganz-anders» ,,,

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert