Autobahn und Finanzen – Bericht aus Ungarn


Wie sieht heute Ungarn aus. Ein Erlebnisbericht in zwei Teilen von einem guten Beobachter.

Dieser Beitrag ist ein Reisebericht vom Personalblogger, der Ungarn als Transitland benützt um noch weiter gegen den Ural seine Sklavengeschäfte zu treiben. Halt stopp – Personalvermittlung heisst das und ist absolut sauber und er nutzt einen Personalengpass in Westeuropa. Wenn sie z.B. eine deutschsprachige Krankenschwester mit sehr guter Ausbildung benötigen, Hörbie hilft weiter. Den zweiten Teil seines Berichts lesen sie in kommender Woche. Morgen schauen wir uns einmal an, wieso in der Schweiz Autobahnzubringer so teuer sind.

«Mit dem Auto fährt man von der Innerschweiz in etwa 11 Stunden bis in die Nähe von Budapest, optimale Verhältnisse auf der Strecke und bei den Zollabfertigungen vorausgesetzt. Anders als noch 2005, erfolgte die Zollabfertigung in Nickelsdorf an der Grenze zu Ungarn sehr speditiv. Vor mir waren drei Autos. Bei jedem dauerte es etwas. Ich wurde durchgewinkt, der rote Pass bewirkte es! Offenbar ist dies eine sichtbare Auswirkung der EU-Erweiterung. Auch auf der Rückreise hat man nur kontrolliert, ob ich so heisse, wie es im Pass steht, aber man hätte mir die Möglichkeit zum Mogeln gegeben. der Zöllner nannte meine Vornamen in fragendem Ton. Ich brauchte nur mit «ja» zu beantworten…

Leute, die Ungarn aus früheren Zeiten kannten, den Aufstand und dessen Niederschlagung 1956 miterlebt haben und geflohen sind, ein paar Jahrzehnte im Ausland, z. B. in der Schweiz gelebt haben, und seit 10 Jahren wieder in Ungarn leben, sehen die Dinge etwas anders, als die EU-Turbos. Den Gulasch-Kommunismus haben sie aus der Ferne beobachtet. Damals waren viele enttäuscht, weil die «Amerikaner» nicht kamen und Hilfe brachten. Heute ist man enttäuscht, weil hohe Erwartungen an die EU bzw. an den EU-Beitritt nicht erfüllt wurden. Immerhin hat man sich aus den Klauen der Besatzer (Sowjets) befreien können.

Alle (oder die meisten) haben sie die Marktwirtschaft gewollt. Leider haben sehr viele Leute keine oder wenig Ahnung davon oder sie können damit nicht umgehen. Man erwartete viel. Aber wenn man nachfragt, können die Erwartungen nicht genau genannt werden. Aber man erwartete, dass «alles» besser würde. Der Geldsegen, der Richtung Spanien und Portugal geflossen ist, hat Hoffnungen geweckt. Man wollte auf die gleiche Weise profitieren. Jetzt ist man enttäuscht. Dass die Kasse einmal leer sein könnte, daran hat niemand gedacht. Für viele kam es anders, als gedacht. Aber es kann ja kaum anders sein. In der EU ist schliesslich auch nicht alles aus Gold was glänzt. Entweder fehlt es an Wirtschaftskraft einzelner Länder oder sie haben intern keine Ordnung. Würden in Italien alle die Steuern seriös bezahlen, oder würde der Staat eine wirksame Kontrolle durchsetzen, es sähe etwas anders aus.

Die allgemeinen und die Konsumentenpreise haben drastisch angezogen, während die Lohnempfänger und Rentner mit dem auskommen müssen, was sie haben, respektive bekommen. Teuerungsanpassung ist ein Fremdwort. Die Verarmung der Rentner ist ein ernst zu nehmendes Thema. Die Bodenpreise auf dem Land, so 30 km ausserhalb Budapest in der Nähe der Autobahn, sind in zehn Jahren um das 10-fache gestiegen. Diese Entwicklung ist nicht verwunderlich. Man sagt, die Kosten pro Kilometer Autobahn sei praktisch gleich teuer, wie im Hochpreisland Schweiz, mit dessen schwierigen topographischen Verhältnissen inklusive Tunnel und Tieferlegung wegen Lärmgründen. Dies lässt aufhorchen, befinden sich doch die Autobahnen und Autostrassen in Ungarn weitgehend in ebenem Gelände. STRABAG & Co lassen grüssen (Knatsch am Gotthardbasistunnel mit der Baugruppe Marti AG)!

Die Geld schöpfende globalisierte Finanzmechanik ist eine ungeheuerliche Ausbeutungs- und Umverteilungsmaschinerie: Im Westen äugt man auf die tiefen Löhne im Osten und gar im «Far East», erklärt den arbeitenden Menschen, dass sie hier zu teuer wären, man müsse die Produktion verlagern, während man sich im Osten, wo sich die Leute kaum das warme Wasser für eine Suppe leisten können, an den Hochpreisen im Westen orientiert, um staatliche Organisationen und letztlich die arbeitende Bevölkerung aus zu nehmen. ob das auf die Dauer gut kommt?

Dass nun auch russische Genossen, die zu Kapitalisten geworden sind (so genannte Postkommunisten) am grossen Kuchen teilhaben wollen, passt ins Bild. Oligarch Deripaska würde wohl Mühe haben, ohne staatliche Unterstützung Verbindung zu Vladimir Putin) die saubere Herkunft seines Geldes zu belegen. Der Verdacht der Verbindung mit der Mafia wurde bisher nicht ausgeräumt. Verdient die russische Mafia am Gotthard Geld? Welchen Sinn macht innovatives Denken und Handeln sowie ehrliche Arbeit, wenn die Ergebnisse letztlich von mafiösen Organisationen unter den Nagel gerissen werden? Es wäre an der Zeit, über wirksame Schutzmechanismen nachzudenken und diese unerbittlich durchzusetzen.

Wer ein eigenes Haus hat, der bezahlt dafür keine Vermögenssteuer und auch keinen helvetischen Blödsinn, eine Versteuerung des Eigenmietwertes.

Während der Zeit des Kommunismus (Sozialismus?) hatten alle Arbeit. Ergo gab es praktisch keine Arbeitslosigkeit. Alle hatten etwas, wenn auch vergleichsweise nicht viel. Arbeitslosigkeit war strafbar. Wer bei einer Kontrolle im Personalausweis keinen Arbeitgeber eingetragen hatte, wurde aufgegriffen und in Untersuchungshaft genommen. Dann bekam er Arbeit verordnet. Heute gibt es eine Unzahl von Arbeitslosen und um die kümmert sich niemand richtig. Teilweise kommt es davon, dass ausländische Firmen, die man gerne sieht, solange sie Arbeit und Verdienst bringen, weiterziehen, wenn sie ein noch günstigeres Marktangebot gefunden haben. Sie lassen dann wegen einer grösseren Rendite viele Arbeitslose zurück. Wenn nichts mehr lohnenswert kapitalisiert werden kann, wird jemandem das Sozialisieren aufgezwungen… Das ganze sieht nach modernem Raubrittertum aus. Man ist sich jedoch durchaus bewusst, dass dies eine Folge der Globalisierung (Kapitalisierung?) ist.

Ungarn ist seit längerer Zeit in der NATO. Wenn diese aber Projekte hat, dann gibt es Opposition und Einwände von allen Seiten. Die Vermutung liegt nahe, dass man in der NATO bald zur Ansicht gelangen könnte, dass man einen unzuverlässigen Partner hat. Diesen sollte man eigentlich abstossen. Aber ein solches Szenario kann sich aus politischen Gründen niemand leisten. Wer möchte schon das Gesicht verlieren?! Für Ungarn müsste die Einsicht gelten: wer profitieren will, muss auch geben können. Leistung erfordert Gegenleistung. Niemand auf dieser Welt macht Geschenke, ausser im persönlichen Bereich. Oder es werden Ländern Schulden erlassen, weil sie diese sowieso nie bezahlen könnten und weil sie das Resultat einer missglückten „Globalisierung“ sind …»

Marti-Kran

… das Baugeschäft Marti ist mit uns (leider) nicht verwandt. Über Ungarn kann ich nur «alte Geschichten» erzählen, aber es hätte einige schöne Müsterchen. Als NCVP Marketing/Projects von AIESEC mit einem tausend-fränkigen Simca 1100 plus 4 x CHF 5 je blauen Metzler Pneu) unterwegs, lässt sich einiges berichten. Übrigens, das Auto war in der Schweiz gekauft worden – der erste eigene Wagen nach dem Studium. Geld optimal ein zu setzten ist so was wie meine Berufung.

One thought on “Autobahn und Finanzen – Bericht aus Ungarn”

  1. Lieber Stephan.
    CHO Consulting ist weder Sklaven- noch Menschenhaendler. Auch Headhunter wuerde nicht zutreffen. Und bis zum Ural reichen die Faeden auch nicht. Wir haben aber Kontakte nach Rumaenien und auch nach Bulgarien und Ungarn. In Rumaenien haben wir Menschen gefunden, die eine lateinische Sprache reden (wie italienisch, franzoesisch und raetoromanisch), die einer christlichen Religion angehoeren sowie eine grosse Affinitaet zur deutschen Sprache aufweisen, speziell im Banat (Westrumaenien um Timisoara) und in Transsylvanien(Sibiu, Brasov) und daher kulturell gut in unser Umfeld passen. Die Ausbildungen sind gut, wenn es auch immer wieder Anpassungsdruck gibt, der aber meist innert nuetzlicher Frist ueberwunden wird. RO ist ein interessantes Land. Im «personalblog» kann man mehr darueber erfahren. Mit unserer Taetigkeit leisten wir so etwas wie Entwicklungshilfe direkt an der Person. Keine Buerokratie wird mit finanziert. Aber die Bereitschaft aufgeschlossener Arbeitgeber ist dazu unerlaesslich.

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