Das Jahr der Bequemlichkeit ist vorbei. Nur um ein Beispiel heraus zu greifen, Aldi, Danone, Emmi, Lidl, Nestlé, Tschibo und wie sie alle heissen, haben gewirkt. Die Preise wurden billiger und die Qualitäten, so man auf diese schaut, haben eher zu genommen. Die Convenience-Fan-Gemeinde wurde grösser und damit auch die Gewinne der börsenkotierten Produzenten und Mischer. Man lebt von der Marge und nicht vom Umsatz alleine – je bequemer, desto mehr Marge. Die Schlacht geht weiter. Migros delegiert die Lagerhaltung an den Konsumenten – eine Grosspackung kaufen, die zweite ist gratis und demnächst folgt das Rezepte Lidl/Tschibo. 100 000 Stück einkaufen und diese nützlichen, schönen, praktischen aber nicht lebensnotwendigen Gegenstände verkaufen, bis keins mehr da ist. Das nächste Nachkaufgelegenheit kommt dann vielleicht in 12 Monaten.
Geld sparen im letzten Jahr, war das eine. Dieses Jahr muss wird man eher darauf schauen, dass nicht zuviel ausgegeben wird und man ethisch, fair zusammen arbeitet. Vor allem die öffentliche Hand ist gefordert, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft vernünftig fest zu legen. Deutschland ist jetzt mehr wert – steuert aber noch etlichen nicht gelösten Problemen entgegen. Schäuble will zumindest das der entführten Flugzeuge lösen. Es gibt auch andere Links, im wahrsten sinn des Wortes, aber da ist man treffend – «Mit an Starrsinn grenzender Sturheit». In Sekunden müssten hier extrem kritische Entscheide gefällt werden, die technisch vermutlich gar nicht gelöst werden können, in den einzelnen Minuten, die zur Verfügung stehen würden. Wechseln wir von Deutschland, oder besser gesagt Bayern, nach Österreich.
Der ehemals bayrische Generalmusikdirektor mit indischer Abstammung, Zubin Metha, hat Flattergeister der andern Art am Neujahrskonzert hervorgerufen – schön, nicht pompös ausgewählte Stücke. Wäre interessant zu hören, was die börsenkotierte Medienwelt dazu sagt – nicht offiziell, bei den Vertragsverhandlungen. Hier geht es um viel Geld. Und vielleicht wird man in Zukunft vermehrt Ethik im Zusammenhang mit Werbung die Corporate Social Responsibility CSR zur Show stellen. Es scheint, dass die eine Ecke des «Maritschen 6-Ecks» immer stärker beachtet wird. Die Ethik.
Für Metha ist dies nicht neu, er hat einige Friedenspreise erhalten, genau gleich, wie der in Wien aufgewachsene und gestern verstorbene Teddy Kollek. Fast dreissig Jahre lang war er Bürgermeister und eigentlich auch Baumeister von Jerusalem. Ein imposanter Mann, ein gemässigter, friedlicher Politiker. Er und der Dirigent, der auch Musik Direktor des Israel Philharmony Orchester ist, haben sich sicher gekannt. Kollek, den Gründer des Israel Museum Jerusalem, haben alle gekannt – zumindest erkannt, an seinen beiden ständig begleitenden Merkmalen: Rollstuhl und Cigarre. Beide ethisch und im Sinn des Wortes nicht einfach Hand zu haben. Der Rollstuhl und seine Handläufe damit er sich bewegt, über den man meist aus falschen Berührungsängsten nicht schreibt und die Zigarre, das in der Hand gehaltene Genussmittel, das ethisch verpönt ist. Ethik und Frieden ist nicht so einfach unter einen Hut zu kriegen. In seinem Museum durften wir ihn einmal begrüssen, die Hand geben. Ein imposanter Mann – fast wie ein Churchill Israels.
So mag auch manch andere Persönlichkeit das Umfeld und die Wirtschaft beeinflussen und müsste sich fragen, ob mit Erlaub nicht doch besser die Ethik, Vernunft oder gar die (Finanz-) Wissenschaft berücksichtigt wird, denn das Parteicouleur. Vielfach ist es am besten, wenn man vor dem «eigen Haus aufräumt» und wagt, zum Langenthaler Budget Nein zu sagen um nicht den gleichen Vorwurf wie oben aufkommen zu lassen: «Mit an Starrsinn grenzender Sturheit» oder gar …
… deshalb …