Am Markt können sie auch Konserven kaufen – in Bern wesentlich weniger, als in Frankreich. Märkte unterscheiden sich genau gleich wie Börsen. Vor Jahren habe ich einen Handelstag an der Berner Börse erlebt. Der heutige Internetauftritt macht mehr Spass – und entschuldigt, wenn ab und zu mal ein Chart etwas langsam aufgebaut wird – das ist eben das tippisch Bernische: etwas langsam, (nicht immer) urgemütlich und qualitätsbewusst. Und Nichtberner wird gar nicht auffallen, dass die Seite zum Teil auch in Neudeutsch gehalten wird – Bärndütsch würd’ne scho ufaue.
Die Qualität sieht man auch am Markt in Bern. Sie ist höher als im Süden Europas. Aber auch die Preise im Schnitt mal Faktor 2. Nur Salat ist gleich teuer. Das liegt wohl daran, dass wir hier selber Salat anpflanzen. Der Tipp vor mir nimmt 40 Stück à 30 Rappen. Ich halte mich in Grenzen, denn mein Sohn als Salathasser hat denselbigen am Nachmittag angepflanzt. Und dazwischen, Mobil sei dank, mit der einzigen grösseren in Bern vertretenen Bank, die keine Aussicht auf den Markt hat, ein Börsengeschäft. Handel muss sein.
Und das Schöne, am Markt kann ich mir die Preise besser auslesen. 30 Rappen, statt 40 – das sind satte 25% weniger oder der andere hat einen Gewinn von 33,3%. Börse und Markt sind sehr ähnlich. Es herrscht Handel. Aber die meisten machen keine Preisvergleiche, die kaufen einfach, vielfach immer beim gleichen Händler – 100%ige selbst anbauende Bauern gibt es vermutlich keine mehr, zumindest im Frühjahr auf dem Bärner Märit.
Aber sich an der Börse auszukennen, braucht etwas mehr, als an einem Markt einzukaufen. Und genau darin beruht ein ganz wichtiger Unterschied. Am Markt ist einer Käufer und der andere Verkäufer – und das bleibt vermutlich sein Leben lang so. An der Börse sind sie einmal Käufer, einmal Verkäufer. Sie sehen, die Börse ist sehr vielseitiger, es sei denn sie kaufen eine der rund 50 verschiedenen Apfelsorten ein, die einer anbietet. Wie an der Börse hat man da die Qual der Wahl. Und es ist wie bei uns, der Apfelverkäufer muss auch die Vorlieben den Kunden kennen. Aber ganz so schlimm wie früher ist es nicht mehr – Suurgrauech gibt’s schon lange keine mehr auf dem Markt, restlos alles sind Edelgrauech.
Und wenn man sich die Preise ansieht, so stellt man fest, dass man ja eigentlich ein Vermögen besitzt. CHF 6.50 für eine kleine Boretsch-Pflanze – ich reisse pro Jahr an die 100 aus, das kommt wie Unkraut. Aber eben ist müsste die Pflanzen ausgraben, eintopfen und Käufer finden und würde vermutlich schnell herausfinden, dass man mit sähen aus einem Beutel à CHF 1.30 50 Pflanzen gewinnen kann. Es ist wie beim Anlegen – einige kaufen die Titel, wenn sie hoch sind, andere wenn sie noch nicht an der Börse sind und gehen dafür ein grösseres Risiko ein. Gehen sie einmal über den Markt und vergleichen den mit ihren Börsengelüsten und -manieren. Es gibt überall Gleichheiten und Gegensätzliches und viele unterschiedliche Preise. Geranien kosten in Frankreich 6 mal weniger, aber die schönste Blumen-Stadt der Welt wird im Sommer und am 11. Mai 2005 viel mehr Geranien ausgestellt haben.
Und eben, am Markt gibt’s nicht nur Gemüse, auch Blumen und an der Börse nicht nur Aktien, sondern auch derivative Instrumente, die man bei einer der vielen Banken rund ums Bundeshaus kaufen kann.
SCHEIß GEMÜSE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
geh man hast du recht
… lest mal obenstehenden Link, dann stossen vermutlich noch einge andere zu den Grünkostverächtern. Und ich habe heute frischen Rübli-Saft gemacht. «Whähh» – so meine Tochter.