444 Kilo Zeitungen für zweihundert Jahre


Zeitungen haben gegenüber Blogs einen grossen Vorteil. Sie sind langlebiger, auch wenn es das Urgestein aller deutschsprachigen Finanzblogs mehr denn 8 Jahre gibt.

Vierhundertvierundvierzig Kilogramm Zeitungen wurden in den letzten Tagen in der Hammerschmitte verarbeitet und für mindestens zwei-, dreihundert Jahre auf eine ganz spezielle Art archiviert. Weg von der schnelllebigen Zeit, zurück zu währschaftem Handwerk. Das älteste Haus im Ruedertal, das im 685igsten Jahr geht, hat es verdient.

Tagblatt der Stadt Zürich vom 26. August 1932

Blenden wir rund 80 Jahre zurück. Dieses Zeitungsblatt wird als Isolation zum alten Hammersaal angebracht. Die Wasserräder, die Esse, die Werkstatt der Eisenschmiede sind stillgelegt. Die Hammerschmitte, die der Ortschaft Schmiedrued den ersten Teil des Namens gab, wird zum Wohnhaus umfunktioniert. Piccard wird in diesem Haus nicht das letzte Mal erwähnt.

Solarimpulse

Dieses Bild von Solar Impulse von Bertrand Piccard und André Borschberg wurde vor dem ersten internationalen Flug geschossen. Eines der ersten Bilder, die das Solarflugzeug von unten zeigt. Es existieren in der Hammerschmitte etliche Bilder mit besserer Detailtreue, die aus Sicherheitsgründen nie veröffentlicht wurden. Eine kleine Fundgrube für Aviatikfans. Ganz alles wird im Blog nicht erwähnt. Einige Journalisten hätten damals diese Bilder liebend gerne als erste veröffentlicht.

Zur Zeit ist dieser Prototyp mit der Kennung HB-SIA in Washington, nachdem er die USA überflogen hat. Vielleicht auch das Gebiet, wo die Eiche herstammt, die jetzt in der Hammerschmiede verbaut wurde. Hart wie die amerikanische Politik, wo sich vermutlich noch einige Schweizer Banken am Steuerstreit die Zähne ausbeissen werden.

Unter dieser amerikanischen Eiche schlummern die 444 Kilo Zeitungen. Einige aktuelle aus der Region, etliche Pospekte – so als Einblick, was heute die Schweiz beschäftigt. Als Fundus, wenn später der Boden geöffnet oder ersetzt wird. Die Eiche selbst wird einige hundert Jahre halten, wenn nicht ein Wegwerfmenthalitäs-Bezitzer mal einen Plattenboden einbaut. Schade, dem Haus sollte dieser Boden lange gegönnt sein.

Renovationsphase Hammerschmitte

Immer vorausgesetzt, das Wetter spielt keine Kapriolen. In den vergangenen dreihundert Jahren verursachte der Wasserabfluss aus dem südöstlichen Seitental nur einmal eine Überschwemmung. Vor vier Jahren. Und hoffentlich bleibt das wieder solange so. Nicht die Spur habe ich mitbekommen, war in einem kleinen Dornröschenschlaft und eine amerikanische Firma die auf Bautrocknung spezialisiert ist, «Best in World» als Leitspruch, schafft das Gegenteil. Der Geschäftsführer der Schweizer Filiale tränkt den Innenmauern mit über 10 000 Litern Wasser … und das verträgt nicht mal amerikanische Douglastanne, das Vorgängerholz. Nässe ist der Tod von Holz, auch für Toppeiche. Hoffen wir, dass die Hammerschmitte keinen, nennen wir ihn mal Pietro Brünzler, mehr erdulden muss.

Das Namenlose Tal müsste auch noch erwähnt werden. Taufen wir es doch «Hammertal». Zu erklimmen ist es am einfachsten mit einem Traktor oder den Schneeschuhen.

Hammertal

«Im Roos» folgt dann Sommer- und Winterrain, gefolgt auf der Direttissima quer durch das Unter- zum Bogenholz auf der Hochfläche nach einem Aufstieg von 150 Metern der Mügeristein. Der bekannte Findling ist die zweite Natursehenswürdigkeit auf diesem nicht unbedingt Kinderwagen tauglichen Weg. Die erste kennt kaum jemand.

Schmiedrueder Kalktuff

Der Kalktuff-Hang, die Verkarstung neben der Hammerschmitte. Eine natürliche CO2-Senke. Aus diesem Gestein hat man früher den Boden der Hammerschmitte isoliert …

Tuffstein und Hammerschlacke

… die Tuffsteine zieren jetzt den Garten – im Vordergrund alte Hammerschlacke aus der Esse der Hammerschmitte. Die CO2-Sequestrierung wird aber auch heute in der Hammerschmitte fortgesetzt. Nicht nur rund eine Tonne Eichenholz, auch der grösste Teil des Rostes, auf dem der Boden liegt, mit ähnlichem Gewicht – einheimische Fichte aus dem Wald meines Schreiners und Baubiologen. Ein herzliches Dankeschön an Josef Brunner, Walde, der mir mit Rat und Tat bei der Renovation beisteht. Ein weiterer Grossspeicher an Kohlenstoffdioxid ist in der Wanddämmung – Holzfaserdämmplatten, die zu den ältesten industriellen Natur-Dämmstoffen zählen.

Und wo sind denn die restlichen gut 440 Kilo Zeitungen geblieben. Österreichische Zeitungen genau genommen. Geschreddert und zu Thermofloc verarbeitet. Auch hier im Gegensatz zum Beispiel zu Beton ein ökologischer Baustoff. Gestatten sie mir noch einige kritische Worte zur heutigen Ökologie zu verlieren, die dann vielleicht einige Generationen später ein Bautrupp, in einem Plastiksack verpackt, als historisches Dokument findet. Gemäss dem «Leitpapier H» der EU, welche die Zusatzstoffe in Bauprodukten regelt, sind noch einige Substanzen in heutigen, welche als ökologisch gelten dürfen, enthalten, die meiner Meinung nach zum Nachdenken anregen sollen. Nicht dass sie nach dem Einbringen für die Menschen gefährlich sein können, aber beim Verarbeiten und beim Entsorgen in einigen Generationen vermutlich Missstimmung aufbringen. Erlaubt sind heute noch Aluminiumverbindungen und Chlorparaffine, die brandschutz hemmend sind. In der EU wird heute schon diskutiert, ob solche Chlorverbindungen nicht überall verboten werden sollten.

Die heutige Jungend wird vermutlich im Erwachsenenalter schon anders über diese heutigen Schandtaten denken, die leider heute noch nicht zu umgehen sind. Heute und morgen findet das Jugendfest in unserer Gemeinde statt. «Jugend» ist rechtlich nicht so einfach zu definieren – je nach Land oder Gegebenheit ist diese zwischen 12 und 22 Jahren definiert. Da haben es die Amerikaner einfacher. Teen-ager sind die, die «teen im Alter haben – thirteen bis nineteen. Da kommt mir der Männerchor Schmiedrued in den Sinn – Mary Lou – mit dem teen-teen-teen-age Kleid. Zugegeben, für die heutige Jugend sehen wir eher aus wie Grufties und Komposties – aber jung im Geist ist wichtig. Vermutlich würden noch einige Junge und jung Gebliebene in unseren Chor passen und am Singen und der Kameradschaft Freude haben.

Ja, ein brennender Chorkollege hat meinen Briefkasten «entwendet». Der Hammer-Briefkasten fehlt, wie schon einigen Autofahrern aufgefallen ist. Am Samstag können «sachdienliche Mitteilungen» direkt am Umzugs-Lovemobile-Wagen Nr. 19 angebracht werden.

Dieses Wochenende wird eine andere Währung als der Schweizer Franken im Ruedertal zirkulieren …

Ruedertaler

… der Ruedertaler. Und dieser soll als Übergang zu den «vergrabenen» Zeitdokumenten sein. Für die Nachwelt will ich einige Sachen erwähnen, die in den verschiedenen Artikeln beschrieben sind oder uns zur Zeit bewegen. Fangen wir mit der Energie-Politik an.

Vor mehr als einem Jahr habe ich für das Kernkraftwerk Mühleberg, früher Atomkraftwerk genannt, einen Stollen von der Saane vorgeschlagen, um im Notfall genügend Kühlwasser zu haben: Was meldet die BKW heute

Schöööööööööön – das Finanzblog – Hammerschmitte.ch – war Vordenker

Nun zu allgemeinen politischen Traktanden. Von den EU-Plänen des Bundesrates, wo befürchtet wird, dass wir nach 1291 nicht mehr selbst entscheiden können, die Zerreissprobe, der Goldpreissturz, diePost welche neu eine Aktiengesellschaft ist, einer der ersten Kreisel in der Schweiz verschwindet und läutet vermutlich nach der grassierenden Kreiselwut ein Umdenken ein, nun wissen wir was neu «Swiss made» bedeutet, die Schulreform Lehrplan 21, 100 Jahre Lötschbergbahn und der Drogenskandal um Lance Armstrong anlässlich zum Start der 100. Tour-de-France.

Eine schwierige, aber interessante Zeit. Hoffen wir dass noch einige Umbrüche und Rückbrüche erfolgen – die heutige Jugend hätte sie verdient … und die Hammerschmitte für die nächsten 600 Jahre nötig.


Aktuell bei libref. – liberal reformiert: «Der Jahrzehntbericht»

Aktuell beim befreundeten Personalblog: «Die EU ist zu keinen Gegenleistungen bereit»

Vor einem Jahr im Finanzblog:
«Wahrscheinlichkeitsrechnung»

Vor 2 Jahren erschienen:
Langfristig heisst nicht langweilig

Vor 3 Jahren erschienen:
Ethik ist wie Regenwetter – unangenehm aber bitter nötig

Vor 4 Jahren erschienen:
Die notwendige schöpferische Pause

Vor 5 Jahren erschienen:
Der Franken – tendenziel schwächer und geteilter Meinung

Vor 6 Jahren erschienen:
Ethik – haben sie die Note 2 oder 5,5 verdient?

Vor 7 Jahren erschienen:
Blick Richtung Süd-Ost

Vor 8 Jahren erschienen:
Sonnenwärme contra Sonnenstrom – Vieles ist leider wahr geworden

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3 thoughts on “444 Kilo Zeitungen für zweihundert Jahre”

  1. In der AZ ist noch ein Artikel über das Ruedertal und ich konnte es nicht unterlassen, untenstehenden Kommentar einzureichen.
    In der Hammerschmitte, der erste «Industriebetrieb» im Ruedertal, war er auch noch nicht – dem ältesten heute noch sichtbaren Haus im Tal, das der Gemeinde Schmiedrued den ersten Teil des Names gab. Herr Widmer muss aber sensationelle Funde gemacht haben, denn bislang bin ich erst auf 8 Gemeinden gestossen (Niederhofen, Klack, Schlossrued, Kirchrued, Matt (Standort der http://www.Hammerschmitte.ch), Schmiedrued, Walde und Schiltwald. Der Rehhag war meines Wissens keine eigene Gemeinde, aber ein Zollamt. Ich vermute, dass einige interessante Sachen im Buch fehlen dürften.

    http://www.aargauerzeitung.ch/aargau/wyna-suhre/das-idyll-war-einst-ein-sehr-armes-tal-130033488

  2. Übrigens, ich bin mit Herrn Widmer und Roland Frei in der Hammerschmitte zusammengesessen und haben über die neue Geschichtsschreibung dieses Hauses diskutiert. So rund 200 Jahre früher, als in Archiven auffindbar. Meine Vermutungen kommmen ins Buch. Na ja Schätzungen sind immer schwierig. So haben wir auch angeschaut, dass die Schätzung meines Schreiners und Baubiologen, die in der Überschrift dieses Beitrages erwähnt ist, immens überschätzt wurde. Den Humor nicht verliehren. Ich könnte ja einen möglichen Erben fragen, ob ihr oder KollegInnen im obersten Stock des Digitalbereichs des grössten Zeitungsverlages der Schweiz, eine Idee in den Sinn kommt, wie man mit Digitalen Zeitungen isolieren kann?

  3. Na ja, ich ändere meine Beiträge eigentlich nie, aber seit mehr als einem Jahr müsste ich einen Link rausnehmen. Der führt auf eine Seite wo zu lesen ist: «Ich bin stolz auf meine zahlreichen zufriedenen Kunden und stets …». Zwei hundert Jahre. Nicht mal fünf Jahre … und wir werden vor Gericht um eine grosse Summe kämpfen. Mehr darüber unter «Fröhliche Weihnachten»: http://finanzblog.ch/2018/12/

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