Die Aggressivität von Verkäufern wird immer ausfälliger


«In der Not frisst der Teufel Fliegen». Heute sind extrem viele Finanzprodukte-Verkäufer in einer ganz misslichen Lage und sie müssen trotz Finanzkrise ihre Umsatzziele erreichen.

Fast täglich meldet sich jemand bei mir, der sein sensationelles Finanzprodukt verkaufen will. Fonds, Derivative, Venture Capital, Privat Equity – alles Produkte die garantiert eine super Performance erzielen werden. Mag sein, aber wieso war das bis jetzt nicht der Fall.

Die Dreistesten machen Produkte schmackhaft, die auf mich wie alter, abgestandener Kaffee wirken. Man(n) sei speziell ausgewählt worden, dieses Produkt zu kaufen. Ein absoluter Renner, ohne Risiko. Man solle doch nur eine kleine Tranche von einigen 10’000 Franken ordern. Weit über 90 Prozent dieser Produkte fallen bei mir nach der ersten Durchsicht gleich aus dem Rennen. Klumpfüsse noch und nöcher, einige sind wirklich sprichwörtlich vom Teufel geritten worden. Verkäufer sind heute zum Teil agressiver, als mancher Marktschreier, der die zwanzig Jahre alte Gemüseraffel immer noch verkaufen will.

Businesspläne werden zugestellt, meist solche, die der Bedeutung des Wortes nicht gerecht werden. Diese sollten unter Verkaufsprospekt vermarktet werden. Es brauche nur noch eine kleine Finanzspritze und irgendwo steht, wie viele Milliarden Umsatz man in wenigen Jahren bolzen will. Wie so haben die nicht schon längst alles verkaufen können? Sehr oft fehlen ganz wichtige Informationen, wie teuer ist eine Aktie, welchen Nominalwert hat diese, wie viel Agio (Aufpreis) bezahlten die bisherigen Besitzer. Höchst selten ist einfach heraus zu finden, ob die alten Aktionäre, meist die Gründer, Aktien aus ihrem Besitz abgeben oder ob sie bei einer Kapitalerhöhung auch weiter in ihr Untenehmen investieren.

Es geht nur um eines – um Prämien oder Rückvergütungen. Schliesslich wurden die Verkäufer bisher mit Boni bezahlt. Und 2009 möchte man auf einen ählich hohen Lohn kommen. Und die Finanzpresse hilft kräftig mit. Nicht immer sind die Beiträge als «Publireportage», als kostenpflichtige Art von Werbung, gekennzeichnet. Zudem erschien Schlagzeilen wie «Das Erfolgsgeheimnis von ETF» oder «Indexfonds setzen ihren Siegeszug fort» zu Hauf. Ja, sogar die Postfinance will auf Indexfonds setzen, weil der Markt bekannt schlecht zu schlagen sei. Möglichst einfach, ohne grossen Personalaufwand Geld verdienen, nenne ich das.

Waren sie in der Schule mit der Note 3 1/2 zufrieden? Das ist der Durchschnitt aller möglichen Noten zwischen 1 und 6. Statistisch gesehen ist ein Index nur höher, wenn die Börse gestiegen ist. Aber auch dann werden sie nur irgendwo zwischen 4 und 4 1/2 sein – genügend, Durchschnitt eben.

Die Produkte, die zurzeit verkauft werden, zielen vor allem auf eines – Gebühren generieren. Im Saldo ist ein interessanter Beitrag: «Hohe Gebühren finanzieren heimliche Vergütungen.» Wer den Saldo nicht abonniert hat, bezahlt drei Franken. Spot billlig, wenn man weiss, wie viel man einsparen kann. Es gibt sie immer noch, die Vermögensverwalter und Anlageberater, die keine solch hohen Gebühren haben. Vielleicht muss man sie heute suchen. Ganz gratis arbeite auch ich nicht, aber sicherlich nicht mit den erwähnten Ansätzen. Zudem sind «Kickbacks», sofern die nicht direkt dem Kunden gut geschrieben werden, auf meiner Rechnung ersichtlich. Ziel ist, dass der Kunde diese direkt erhält, indem er weniger Bankspesen bezahlen muss. Bei den Banken ist aber mit diesem Modell auf keine Begeisterung zu stossen.

Also Augen auf, wenn jemand unbedingt einen Highflyer verkaufen will. Zum Voraus kann keine Garantie abgegeben werden, das sollte nach dem Finanzcrash eigentlich nun jedem bekannt sein. Gesunder Menschenverstand und den aggressiven Verkaufsschnuri links liegen lassen. Erst recht, wenn einer sagt, dem Kunden fehlen halt die Fachkenntnisse. Hier ist eine Portion GMV gefragt – gesunder Menschen-Verstand.

Die Beiträge über «Geld und Finanzen – leicht erklärt» – schaltet auch die Bloggerin Tari Eledhwen aus Solothurn und das Personalblog.

Vor einem Jahr im Finanzblog erschienen:
Der zukünftige Kunde III: «Hilfe – ich muss endliche meine Bank wechseln»

Vor zwei Jahren erschienen:
Unterschiede in Frankreich und Unterschiede zu Frankreich – übrigens, nicht der Sieger ist das Idol, sondern der ewige Zweite, weil der im Durchschnitt halt doch besser war – Poulidor

Vor drei Jahren erschienen:
Gloom, boom, doom – soon this noon? – in der letzten Zeit hat es hier über Marc Faber ganz bissige Kommentare gegeben

Vermögensverwaltung von MARTI+PARTNER – unabhängig, langfristig, gewinnorientiert. Vielleicht überlegen sie sich gerade heute einen Einstieg, dann melden sie sich unverbindlich bei mir.

2 thoughts on “Die Aggressivität von Verkäufern wird immer ausfälliger”

  1. Wo doch der Gucci-Kapitalismus gerade im Ausverkauf steht, wird derselbe noch aggressiv verkauft.
    Nur keiner will den mehr!

    Vergesst Gucci kommt alle ins Ricciland und lets have Genuss &Lebensfreude, wenn nicht jetzt, wann dann, gelle!

    Gruß aus einem viel zu kalten Bad Vilbel,
    und ich denke schon wieder an den Frühling;-)
    Ricci Bin Bebo

  2. … hat Mainhätten auch minus 10 Grad? Und Schnee haben wir auch jede Menge … aber, alles schon einmal dagewesen – 250cm in 12 Stunden … wow … 10 Tage abgeschnitten in den Bergen … 100 Lawinenzüge auf der Strasse Brig – Simplon – Gondo . Ja, der Mensch vergisst extrem schnell

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