Vom Büro aus den Gletscher betrachten …


… das geht heute nicht mehr. Es ist tatsächlich zu warm und der Rhonegletscher hat sich um rund 300 (dreihundert) Kilometer zurück gezogen.

Das ist eine Tatsache – vielleicht sind es 280 km, oder 310. Spielt eigentlich gar nicht so eine Rolle. Ich will keinen Fachbeitrag über Glaziologie und schon gar nicht über alopecie senilis schreiben. Es soll nur eine kleine Ergänzung auf Hörbis Kuriositäten sein. Meine Glatze ist jetzt gute 25 Jahre alt – relativ viel im Hinblick auf ein Menschenleben. Aber Achtung, die Zeit ist relativ.

Und wann war der Rhone-Gletscher bei uns im Oberaargau? Vor zweihundertfünfzig Millionen Jahren am Ende des Perm? Oder doch schon vor 130 000 Jahren, zu Beginn der Neandertaler? Nein, zu Beginn des Ackerbaues, als die Menschen sesshaft wurden! Kreatonisten mögen mir verzeihen, aber in letzter Zeit, wird einiges, was wissenschaftlich erforscht wurde, in Frage gestellt und Fundamentalismus betrieben. Vermutlich kommt der Name Krea-ton-isten von krea-tiv, Ton und Chr-isten, das sind diejenigen, die in 6 Tagen die Welt erschaffen haben, inkl. Adam aus Ton und Eva aus einer Rippe – am 7. Tag wurde ausgeruht. «Intelligent Design» wird das heute genannt – Darwinismus ziehe ich vor. Wenn sie den Bericht von ref.ch über Bush lesen, verstehen sie vermutlich, warum man heute Einiges hinter fragen sollte.

In der letzten Eiszeit – 12 bis 11 Tausend Jahre vor Chr. Geburt – kam der Rhone-Gletscher bis Wangen an der Aare und bis zum Nachbardorf Bützberg kamen die Moränen. Rein mathematisch gesehen gibt das einen jährlichen Rückgang von 20 – 25 Metern – insgesamt 300’000 Meter.

Was hat das mit Börse und Finanzen zu tun. Jede übertriebene Welle kostet viel Geld, das an einem andern Ort in der gesamten Volkswirtschaft fehlen wird. Auf der andern Seite kann man auf den Wellen an der Börse surfen. Bei Energie- und allgemein ökologischen Anlagen ist in den nächsten Jahren nicht nur rein finanztechnisches Know How gefragt, sondern, die Wellen müssen erkannt werden und vor dem Brechen verlassen werden. Wir werden vermutlich so etwas wie einen Öko-Hype erleben. Heute schreibt jeder über den Klimawandel und die 68iger, die seit Jahrzehnten auf das Global warming aufmerksam machen, hat man belächelt.

Findling

… Lavendel und Findling sind seit rund 20 Jahren hier. Der eine kommt aus einem ökologisch historisch hoch interessanten Punkt. Heute sieht man von meinem Büro am Hinterberg nur noch Findlinge und Moränen – den Gletscher werde ich wohl hier nie mehr sehen können. Wie alt der Findling ist, wann er nach Berken kam und von welcher Gegend, können sie selbst herausfinden … und vielleicht fragen wir den Finanzchef, einen schlauen Fuchs. Hier noch einen Kartenausschnitt aus dieser frostigen Zeit.

3 thoughts on “Vom Büro aus den Gletscher betrachten …”

  1. Nicht nur Zeit, auch Glatzen sind relativ. Was meint man mit Relativ? Dumme Frage (etwa ähnlich gescheit wie die Frage jenes berühmten Fluglehrers an das versammelte Gremium der Auswahlkommission an einer noch berühmteren Flugschule am Jurasüdfuss liegend: «Immer wieder wird über Motivation geredet. Kann mir hier eigentlich jemand erklären, was man mit dem blöden Wort Motivation in der Schülerbeurteilung meint….?»)!
    Bundesrat Willy Ritschard selig soll es so formuliert haben: «Drei Haare in der Suppe sind relativ viel, drei Haare auf dem Kopf relativ wenig». Als Lehrlinge hatten wir es nicht immer mit den einfachsten Vorgesetzten zu tun, ähnlich wie in der Schule mit den Lehrern. Jene Lehrer, die streng, geradlinig, konsequent, fähig und ehrlich waren, wurden respektiert. Anderen haben wir das Bein gestellt! Sie wurden ausgewechselt und nicht die selbst organisierten Schüler! Heute würde man vom Verschleiss von Lehrkräften reden und die Schuld an der Misere wäre lediglich bei den AZUBIS oder deren Elternhaus oder in der fremden Kultur zu suchen. Die Volksbildhauer aber soll man nehmen wie sie sind. Punkt. Auch dieser Mosaikstein müsste einer kritischen Würdigung unterzogen werden! Doppelter Punkt.
    Die Vorgesetzten in der Lehre waren weitgehend Leute, die mit beiden Füssen auf dem Boden standen. Sie waren realitätsbezogen, glaubten an die Zukunft und auch an das Gute in den Menschen und waren hervorragende Fachleute. Von ihnen konnte man lernen und sie genossen unseren Respekt.
    Aber wir kannten auch die Ausnahmen. Beispiel: «Jonnie Flaschenhals» aus einem Nachbarbetrieb, der zugleich unser Lehrer an der Gewerbeschule war. Er war ein «Abendtechniker» und deswegen von den «richtigen Technikern» nie richtig akzeptiert, so glaubte er. Er entwickelte einen übertriebenen Gerechtigkeitssinn und er setzte alles daran, den anderen zu beweisen, dass er und meist nur er verstand, wovon er erzählte und dass er alleine am besten und am genauesten zu messen in der Lage war. Wenigsten fand er, er sei der Beste auf seinem Gebiet auf der ganzen Alpennordseite. Er war so etwas wie der Prototyp der Pedanterie, ein übertriebener «Tüpflischiisser».
    Wenn ein «Stift» in seinem Betrieb ein zweites mal zu spät kam, dann durfte er zur Strafe mit der Metallsäge, natürlich von Hand, eine 10 mm starke Scheibe mit einer Toleranz von +/- 1mm absägen. Durchmesser 120 mm, Material Stahl 70. Eine sehr mühselige Arbeit und eine sinnlose erst recht! Nun, er hatte die grösste Mühe, mit den AZUBIS zurecht zu kommen. Seine Kollegen rieten ihm, etwas weniger der Wahrheit nachzuspringen….Es nützte nichts. Wir entwickelten einen gewissen Galgenhumor. Wenn an meinem Reissbrett die Skizze mit dem Eiffelturm, angeheftet mit einem Reissnagel, auf dem Kopf stand, bedeutete dies: «Der Alte spinnt heute!». Ein Kollege nannt es anders: «Es ist alles relativ! Weisst, der Alte kann mir seine Nase in den Hinteren stecken, dann können beide sagen, wir hätten eine Nase drin, nur ich bin relativ besser dran.»
    Es war gut, dass das Lehrjahr bald vorbei war. Dann hatten wir mit ihm, dem Jonnie Flaschenhals, nichts mehr zu tun. Die Geschichte endete tragisch. «Jonnie» konnte während der Berufsarbeit sein Gift auf über hundert direkt und indirekt unterstellte Mitarbeiter verteilen. Als er in Pension ging, war seine Gattin einziger Blitzableiter. Das hielt sie keine lange Zeit aus… sie schied freiwillig…..!
    Zurück zur Glatze: Vielleicht ist sie ein Zeichen der allgemeinen Erwärmung und die Auflösung des Permafrosts hat die Lebensgrundlage für die «Pflanzen» zerstört. Vielleicht ist es aber ein Vorteil, indem die grauen Zellen aufzutauen beginnen…. Jetzt wäre ein Gletscherwein zu empfehlen.

  2. Nur eine vorsichtige Anmerkung: in den 68er bzw. 70er sprach man doch von einer globalen Abkühlung und über eine neue Eiszeit infolge der menschlichen (industriellen) Aktivität, oder? Wie sich die Erkenntnisse schnell ändern! Und wie diametral…

    (Übrigens, damals war die globale Temperatur für eine gewisse Zeit eher am Sinken – entsprechend globale Abkühlung; jetzt ist sie am Steigen – also Erwärmung; erinnert mich etwas an die Konjunktur- und Potenzialwachstumsprognosen für Deutschland, die nun alle wieder revidiert werden sollen…)

  3. Lieber Saviano

    kurzfristig gesehen, hast du Recht. Es gab damals zwei gegenteilige Meinungen und die Abkühlung war, so wie ich mich erinnere, mehr im Gespräch. Wenn ich mich nicht täusche, war 1961 so ein fürchterlich kalter Winter. Es gab aber schon damals Leute, die warnten, dass die Themperatur im langfristigen Zyklus am steigen ist. Ganz kurzfristig gesehen, ist hier in Südfrankreich auch eher eine Eiszeit angesagt, als dass wir den Süden geniessen könnten – aber das Wasser wird hier dringend gebraucht.

    Noch was zu Herbie. Über meinen jahrelangen Zugsnachbar diskutieren wir ein andermal, wenn man nicht von der Presse, Radio oder Fernsehen war, hatte es da auch mal ein Haar in der Suppe.

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