Rohstoffe – mageres Schwein, Zucker und Zahlenakrobatik


Zugegeben, die Schweiz ist etwas abgeschottet, aber manchmal übertreiben wir alles ein wenig und vermutlich liegt es auch daran, dass die meisten Menschen kein gesundes Verständnis zu Zahlen haben (andere eher zu Buhctsaben). Wir wehren uns zuwenig, da es halt eben so ist – oder sei. Die Zeiten gehen langsam zu Ende – das Lidl-Zeitalter ist bei uns eingeläutet worden. Und mein Kollege, der bei einer andern Kette arbeitet, ist gar nicht traurig darüber, «denn er» ist auch bei ihnen eingeläutet worden – der Preiskampf!

Aber ist es wirklich ein Kampf. Ich glaube dies nicht. Ich esse hier in Südfrankreich Schweizer Suppe, Schweizer Biskuits und vermutlich noch viel Anderes, wo man gerne wüsste, wo dies hergestellt wurde. Übrigens, wenn sie an einer Firmenbesichtigung im Lebensmittelbereich teilnehmen, schauen sie sich immer im Verpackungslager um. Dort liegen diese Firmengeheimnisse meist offen herum. Und da habe ich schon einige «Aha-Effekte» in der Schweiz erleben dürfen.

Schauen sie auch die Rohstoffpreise für Kaffee und Zucker an. Dann nehmen sie ihre Hauszeitung und vergleichen einmal. Meine Zeitung, reuters-gespiesen, weist einen um 100-fach zu hohen Preis aus – und das nicht erst seit gestern. Der weibliche, meist reifere Teil unserer Bevölkerung weiss, was ein «lb» ist – ein Pfund. Was aber die meisten nicht wissen, dass ein «libre» nicht ein halbes Kilo ist, sondern 453,6 g – korrekt bezeichnet: «lb av (avoirdupois)». Und aus diesem Grund sind vermutlich viele Konfitüren zu süss, weil sie aus einem alten Kochbuch, nicht via korrekte Masseinheiten umgerechnet wurden. Die korrekten Kaffeepreise verraten auch, weshalb ich die Gattung «Robusta» nicht so gern habe. Bei den Preisen ist nämlich immer die Qualität im Auge zu behalten. Und dieses Verhältnis ist hier in Frankreich eindeutig besser, als in der Schweiz …

… u migro, migro, mi gros-smuetter het scho gseit, si consum, consum, consumiri dr Zucker i Dütschland denner, denner, denn er isch dert no billiger

Gold – ein Rauschmittel


Über Gold liesse sich alleine aus Deutschland viel erzählen, aber die Geschichte wollen wir aus einem finanziellen Grund betrachten. Gold glänzte nicht immer und so wurde deshalb Ende des letzten Jahrtausends in unserem Nachbarland anders geordnet. Die Degussa gab das Goldgeschäft an die «Allgemeine» ab. Degussa (Deutsche Gold- und Silberscheide Anstalt) ist zum eigenständigen Namen geworden, obschon sie Gold nur noch in Katalysatoren verwendet. Auch in der Schweiz wird umgebaut, auf eine etwas andere Art. Schauen sie später wieder einmal bei der Valcambi in Balerna TI vorbei – hier ein Vorgeschmack. Oder still und nicht überall bekannt die Metalor in Neuchâtel.

Die Einen sind hingerissen von Gold und für die Andern ist es ganz einfach ein Edelmetall, das sie nicht vom Glanz aber von der Spekulation her zu begeistern vermag. Und wen Gold immer noch nicht berührt, soll mal einige Goldmünzen aus Rom anschauen, der Stadt, die am heutigen Tag der Beerdigung von Papst Johannes Paul II, wohl die meistbeachtete ist.

Phönix SonnenStrom – Photovoltaik


Es liegt nicht nur am nasskalten Wetter, dass man über die Phönix SonnenStrom AG schreibt – es liegen auch die Zahlen für 2004 vor. Im Grunde genommen ist das heutige diffuse Wetter für diesen System-Anbieter und Hersteller in der Photovoltaik interessanter, weil der Stromertrag pro Flächeneinheit sinkt und mehr verkauft werden kann. Sintflutartige Regenfälle sind aber weder für Sonnenanlagen, noch für Flusskraftwerke interessant, denn die einen haben zu wenig Sonne und die andern weniger Fallhöhe, da der Pegel des Unterlaufes ansteigt. Das Thema Energie ist nicht nur hochkomplex, sondern im wahrsten Sinn des Wortes sehr spannend und viele verdienen dabei Geld. Wohl auch einige, die schon früher auf Solaraktien gesetzt haben.

Dass man in Deutschland wesentlich mehr Sonnenstrom-Anlagen als in der Schweiz sieht, liegt nicht nur an den verschiedenen Gesetzgebungen. Es ist auch die Denkweise über regenerativen Energien, die einen starken Einfluss hat. Dort wo die Sonne viel kräftiger und öfter scheint, im Süden Europas z.B. sieht man noch recht selten Solaranlagen. Am einfachsten kann man den Stand an den Autobahnen entlang feststellen – ich schätze mal, dass in der Schweiz der Kanton Aargau führend ist.

Eine Fülle von Informationen und Links gibt es im Überblicksbericht 2003 – eine Neuauflage wird vielleicht beim Bundesamt für Energie BFE angekündigt.

Citron – end of pipe


Citron ist ein Schweizer Top Unternehmen der Zukunft (orell füssli ISBN 3-280-05051-0). Sie hat durch beträchtlichen Forschungsaufwand einen neuen Prozess zur Schliessung der Stoffkreisläufe mit schwer-metallhaltigen Abfällen entwickelt
und grosstechnisch realisiert. Der Oxyreducer™-Prozess oxidiert rückstandsfrei toxische, organische Verbindungen, reduziert gleichzeitig Metalle und trennt die toxischen Schwermetalle selektiv ab.

Wer es noch genauer mag, schaut sich das Prozessdiagramm an oder druckt sich die Broschüre aus. Wem das jetzt wirklich technisch «zu hoch» ist, dem sollte eigentlich genügen, dass Citron in Le Havre metallhaltige Abfälle mit 1200 Grad C verbrennt. Am Schluss haben sie z.B. aus Altbatterien, Galvanikschlamm oder metallhaltigem Staub frische Luft, sauberes Wasser, gewonnene und gleich verbrauchte Energie und wiederverkaufbare Rohstoffe.

Eine faszinierende Technik, für einige vielleicht ein Buch mit sieben Siegeln und vermutlich noch jahrzehntelang gefragt. Abfallverwertung ist eine «End of Pipe-Lösung», die am Schluss des Produkt- oder Produktionszyklus umweltschonend retten und entsorgen muss. Weltweit wird die Arbeit noch lange nicht ausgehen auch wenn dies im Grunde genommen vom Umweltschutz her sinnvoll wäre. Zu Risiken und Nebenwirkungen und weiteren interessanten Details hat die FAZ letztes Jahr geschrieben.

Und wenn sie noch einige Stunden Zeit und Lust zum Lesen haben, weitere Publikationen über Citron.

Tag des Waldes und Precious Woods


Zum Tag des Waldes scheuen wir Precious Wood an. Das Schweizer Unternehmen ist in Zentral- und Südamerika im nachhaltigen Waldwirtschaft tätig.

Heute ist der Internationale Tag des Waldes. Der Wald hat mit Finanzen viel zu tun. Nicht nur, dass bei vielen Waldbesitzern die Finanzen zum Pflegen knapp sind. Wenn von Wäldern gesprochen wird, meint man gleichzeitig «Holz». Und dieses ist in irgend einer Art in jedem Unternehmen anzutreffen und sei es auch nur das Bleistift und Papier oder die Banknoten. Sogar in 100% reinem Orangensaft kann Holz enthalten sein – Mikrozellulose lässt die Schwebeteile schön sinken.

Waldrodungen sind auch kein Phänomen aus neuester Zeit. Die Finanzhalbinsel Manhattan war früher ein Waldgebiet das gerodet wurde, um Bauland zu erhalten und in Spanien und im Emmental hat man den Wald gerodet, um Bauholz, vielfach auch für den Schiffsbau, zu gewinnen.

Precious Woods, ein Schweizer Unternehmen und an der SWX kotiert, besitzt in Südamerika Ländereien in der Grössenordnung von knapp 10% der Fläche der Schweiz. Mit einer Aktie ist man Besitzer von über 2000m2 Regenwald in der Amazonasregion.

Übrigens, der Begriff «Nachhaltigkeit» tauchte zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der Forstwirtschaft auf.

Wald für Optimisten – Slideshow von Precious Woods

Wald für Pesimisten

Quelle: Visipix – Stephan Marti-Landolt, Langenthal

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Ölpreis


Tatsächlich könnten die mittwöchlichen Kursverluste am Aktienmarkt erst der Anfang einer Ölpreis-bedingten Korrektur sein. Manche Akteure fühlen sich an den Sommer vergangenen Jahres erinnert. Damals bescherte das Hochschnellen der Brent-Notierungen von 33 auf 45 Dollar dem Dax ein Minus von zehn Prozent. Angesicht der Tatsache, daß der Energieträger sich in den letzten fünf Wochen ebenfalls um zwölf Dollar verteuert hat, mutet die bisherige Reaktion der Aktienmärkte sehr moderat an. «Die Börse hat sich schon daran gewöhnt, daß der Ölpreis immer neue Marken knackt, außerdem rechnet die Mehrheit der Marktteilnehmer ohnehin damit, daß Brent weiter nach oben tendiert», sagt Kai Stefani, Analyst beim Dit. Eine echte Aktien-Baisse sei aber nicht zu befürchten, da Dividendenpapiere dank der günstigen Bewertung nach unten abgesichert erscheinen. Für Sandra Ebner, Rohstoff-Expertin bei der Deka Bank, gibt es noch ein anderes Argument dafür, daß der teure Energieträger die Aktienhausse zwar bremsen, nicht aber in einen Bärenmarkt umkehren kann: «Gemessen an der Kaufkraft liegen die heutigen Ölnotierungen immer noch deutlich unter denen vom Anfang der achtziger Jahre.» Real, also in heutiges Geld umgerechnet, habe der der Preis des fossilen Brennstoffs zwischen 1979 und 1982 zwischen 60 und 80 Dollar gelegen (Der Dax pendelte damals vom Ölpreis gedrückt in der engen Spanne von 470 bis 550 Punkten). Bis das Öl Firmen und Verbraucher genauso belaste wie seinerzeit, sei also noch viel Platz nach oben – «zumal die ökonomische Abhängigkeit vom Öl nur noch halb so hoch ist wie damals», wie Ebner zu bedenken gibt.

So weit die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht: Marktbeobachter sehen kaum Chancen, daß der Preis des Energieträgers für den Rest des Jahrzehnts noch einmal auf 25 bis 30 Dollar zurückfällt wie im Verlauf der achtziger Jahre, also der Zeit des Aktien-Bullenmarkts. «Die Futures zeigen an, daß der Ölpreis bis 2010 wohl kaum merklich unter 50 Dollar sinken dürfte», resümiert Ebner, «die nächsten Jahre werden eine Zeit teurer Energie sein.» Wegen des bei steigender Nachfrage knappen Angebots rechnen andere Experten sogar damit, daß der Ölpreis auch real bald neue Rekordstände erklimmen wird: Sowohl technische als auch fundamental basierte Projektionen lassen Notierungen von 100 bis 150 Dollar pro Faß nicht unmöglich erscheinen.

Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die hohen Rohstoffkosten massiv auf die Gewinne der Unternehmen und die Kauflaune der Verbraucher durchschlagen. Stefani sieht dann vor allem Konsumwerte unter Druck kommen: «Diese Firmen werden sowohl von der Kosten- als auch von der Einnahmenseite her Probleme bekommen.» Kreckel sieht neben Einzelhändlern vor allem Autobauer als Opfer der Ölpreishausse. Überraschenderweise könnten klassische Industrietitel wie hingegen relativ immun sein: «Hier beobachten wir, daß die Firmen die höheren Kosten gut an ihre Kunden weitergeben können.» Das schütze sich vor allzu hohem Margendruck. Die großen Gewinner werden derweil natürlich die Ölkonzerne sein. Vielen von ihnen sind mit einem niedrigen zweistelligen KGV bewertet, Dividendenrenditen von vier Prozent sind keine Seltenheit. «Die Gewinnschätzungen basieren oft auf der kaum noch realistischen Annahme, daß der Ölpreis 2005 im Schnitt niedriger ist als 2004», so Kreckel. Der Stratege rechnet mit zahlreichen positiven Gewinnrevisionen und empfiehlt, den gesamten Sektor überzugewichten.

Artikel erschienen am Fr, 18. März 2005