Chart Lehrgang (4) – die Gerade und ihre Skalen


Mathematik ist nicht notwendig, um Börsencharts zu interpretieren – aber ein mathematisches Gefühl ist sehr hilfreich.

Mit allen erdenklichen mathematischen Systemen wird versucht, die Börse voraus zu sagen. Bisher ohne Erfolg oder anders gesagt, mir hat noch nie jemand das Gegenteil beweisen können. Ich behaupte sogar, dass wir mit Finanzmathematik nie in der Lage sein werden, so eine Aufgabe zu lösen. Es geht hier nicht um finanztechnische Regeln, sondern um das Interpretieren des psychologischen Verhaltens vieler Menschen, einer Masse. Mit Kenntnissen der Psyche der Massen sind sie treffsicherer. Das Verhalten von Massen, egal welcher Art, kann heute am besten mit Software aus dem Bereich der Physik angegangen werden. Es dürften aber noch etliche Jahre vergehen, bis Physiker die bessere Trefferquote, als mancher Finänzler liefern dürfte.

Das Grundverhalten eines Charts ist immer der Mensch – und zwar, der Mensch in Massen betrachtet. Wenn sie für CHF 10’000 Néstle-Aktien kaufen, beeinflussen sie in einem ganz kleinen Rahmen auch den Néstle-Kurs, den SMI, andere Indexe, jede Menge an Fonds und und und … und von allen zusammen die gehandelt haben ergibt sich ein Schlusskurs. Ein Punkt. Und aus vielen oder verbundenen und trendmässig interpretierten Punkten ergibt sich eine Gerade.

Eine Gerade ist eine mathematische Funktion, die grafisch zwischen Ordinate und Abszisse ersichtlich ist. Die Abszisse, die Horizontale, die Waagrechte, die X-Achse oder wie die untere Skala sonst noch benannt wird, stellt bei Charts meistens die Zeit dar. Kurzfristig bis langfristig und praktisch immer in regelmässigen Abständen, linearen Skalen. Jede Zeiteinheit ist gleich lang – und so muss es auch sein. Spezialitäten lassen wir einmal ausser Acht.

Die Ordinate bereitet da schon mehr Schwierigkeiten. Die allermeisten Charts gehen auch hier von linearen Reihen aus. Logaritmische Charts sind eher für den Profi gedacht, werden aber auch in Verkaufsprospekten verwendet, um Entwicklungen in ein richtiges, sprich gewünschtes, Licht zu stellen. Mit einer entsprechenden Skale wird kann eine Gerade zu einer Kurve gestaltet werden. Wenn man einigen Quellen glauben darf, so sind einige mathematische Regeln seit Adam und Eva bekannt.

Über die dort beschriebene Division durch Null lässt sich auch streiten. Ist sie jetzt verboten oder ergibt das Resultat unendlich. Auf einer alten mechanischen Rechenmaschine mit Volltastatur, zum Beispiel einer Madas, lässt sich demonstrieren, dass «unendlich» richtig ist. Die stellt nicht mehr ab. Netzstecker ziehen und wieder einstecken bringt nichts, die dreht weiter – stundenlang, tagelang. Bis einer kommt, der weiss, wo im Innenleben der Maschine der Hebel ist, den man betätigen muss.

Genau gleich beim Chart, üben sie zuerst an einfachen Beispielen und wenn sie einen kurzfristigen Chart betrachten, vergleichen sie vielleicht noch schnell mal mit dem längerfristigen. Der zeigt vielleicht etwas ganz anderes. Und wenn sie mehrere Charts mit einander vergleichen, dann besonders auf die Skalen achten und schauen, wie das Verhältnis zwischen den Achsen ist. Indexierte Kurven oder prozentmässige Darstellungen sind für Vergleiche meist einfacher, denn ein Kursunterschied von CHF 10 ist bei einer Aktie ein grosser, bei einer andern ein kleiner Unterschied – je nachdem, wie teuer die Aktie ist.

Chart Lehrgang (3) – die nicht existierende Gerade


Die Gerade oder ein Strich ist nichts anderes als ein grafisches Hilfsmittel, um Punkte miteinander zu verbinden.

Die Gerade ist die kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten. Aber nicht immer die Einfachste. Zürich Unique – Sydney fliegen sie im Bogen. Die kürzeste Strecke zu fliegen ist nicht möglich – das ginge durch die Erde. Aber von einem Satelliten aus betrachtet, kann die Flugbahn gerade aussehen.

Das ist keine optische Täuschung, sondern schlicht der Standpunkt, den man einnimmt. Die Gerade in der 3-dimensionalen Geometrie kann auf einen Punkt begrenzt werden. Ein Bleistift von oben betrachtet, sieht wie ein Punkt aus. Von einem Punkt, ein Tagesschlusskurs zum Beispiel, wissen wir, dass dies ein eher zufälliger Punkt ist. Er entspricht in den meisten Fällen keinem Tagesdurchschnitt. Vermutlich wären rein mathematische Computer-Programme im Börsensektor besser, wenn der tatsächliche Durchschnitt, der gewichtete, berechnet würde. 1000 Aktien à 0.8 CHF und 10 Aktien à 1.0 CHF ergeben ungewichtet 0.9 CHF, gewichtet 0.802 CHF und als Schlusskurs 1.0 CHF).

An der Börse existiert keine exakte Gerade. Die Gerade ist hier immer ein Hilfsmittel, um extrem viele Einzelpunkte, die praktisch immer irgendwie schwanken, auf eine einfache Aussage zu bringen.

Eine Gerade an der Börse kann:

– steigen (maximal bis zur Senkrechten)
– gleich bleiben
– fallen (auch hier maximal bis zu Senkrechten)

Eine Gerade oder Linien kann man manipulieren, grafisch so darstellen, dass sie etwas anderes aussagen, als man (im 1. Augenblick) meint zu sehen. Darüber in einigen Tagen.

Der Punkt und die Gerade helfen uns eine Aussage stark zu vereinfachen. Nehmen sie irgend einen Börsenkurs und zeichnen einmal eine möglichst sinnvolle Gerade ein. Überlegen sie sich nun, was so alles über, unter oder neben der Geraden abgelaufen ist.

Chart Lehrgang (2) – mehrere Punkte, die Masse


Mich würde ihre Einschätzung zum Goldpreis sehr interessieren! So der Kommentar zum Blogbeitrag über die SNB und EZB. Der Goldpreis wird von der Masse tendiert – und die Masse sind einzelne Geschäfte, je eines Käufers und eines Verkäufers.

PLEASE DO YOUR OWN DUE DILIGENCE BEFORE INVESTING IN ANY PROFILED COMPANY! So steht es in unserem Haftungsausschluss. Dies gilt auch beim Gold. Bringen wir es auf den Schlusspunkt, den Schlusskurs aus dem 1. Teil über die Charts. Der Schlusskurs ist der letzte an der Börse gehandelte Kurs. Ein einziger bezahlter Kurs macht den Schlusspunkt – egal, ob ein kleines oder grosses Volumen, ob ein limitierter Kurs oder eine «Abstauberlimite» (hoffen auf einen unlimitierten Verkaufskurs und keinen höheren Kaufskurs – oder das Ausnutzen von grossen Schwankungen) gesetzt wurde. Der letzte Kurs ist also manchmal ein Zufallskurs, vor allem, wenn in einem Titel wenig gehandelt wird. Titel mit grossem Volumen und vielen Abschlüssen entsprechen der Marktsituation des vergangenen Tages.

Aber was ist jetzt die Marktsituation, wie kommt diese zustande. Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt kann ein Börsentag beim Gold sein. Wer ist schuld daran? Der einzelne, der mit Gold handelt. Und wenn man alle Einzelnen zusammenzählt, dann erhält man die «Masse». Der Cartoon hier ist im Gegensatz zu andern ethisch genug, diese anzugreifen, die keine eigene Meinung haben und immer nach den andern Ausschau halten, was die machen – die Nachahmer. Diese beeinflussen den Schlusskurs, sie beeinflussen den Trend (nach oben, unten oder seitwärts).

Noch einmal zurück zur Haftungsfrage. Sie können ganz einfach zu den Gewinnern gehören – sie müssen nur das Richtige tun. Weit über 50 Prozent aller gehandelter Volumen sind im Trend, gehören zu den Gewinnern. Wenn einer kauft bevor der Kurs steigt, gehört er zu den Gewinnern. Wenn einer verkauft, bevor der Kurs sinkt, gehört er auch zu den Gewinnern. Und all die welche handeln und dann bleibt der Kurs auf dem gleichen Niveau stehen, haben ja eigentlich auch das Richtige getan. Zumindest kurzfristig betrachtet. Jeder einzelne Handel braucht zwei Kunden. Einen Verkäufer und einen Käufer. Mindestens einer liegt kurzfriTtig richtig – höchstens einer falsch.

Jeder, der nie einen Handelstag an einer Börse erlebt hat, sollte dies einmal nachholen. Je grösser die Börse, desto eindrücklicher, wie viele Abschlüsse getätigt werden, je kleiner die Börse, desto überblick- und nachvollziehbar. Die Berner Börse und die in New York funktionieren im Prinzip gleich – aber meist nicht gleich hektisch.

Egal wie hoch das Handelsvolumen und die Anzahl der Abschlüsse ist, es gibt pro Tag nur einen Schlusskurs. Jeder einzelne, der gehandelt hat, kann Ende Tag nur sehen, ob er zu einem andern Kurs gehandelt hat und ob die Differenz positiv oder negativ ist.

Hunderte, Tausende von Geschäften werden im Schlusskurs nicht berücksichtigt – nur der allerletzte Handel zählt.

Wenn die Börsenkurse charttechnisch, langfristig mit täglichen Durchschnittskursen statt Schlusskursen betrachtet werden könnten, wäre die Börse viel ausgewogener und Trends besser prognostizierbar.

Ich kenne kein System, das mit Durchschnittskursen rechnet. Solche müssten aber heute mit leistungsfähigen IT-Anlagen lieferbar sein. Bei einer Demonstration sehen wir auch nur Extreme – was die ganz grosse Masse ausserhalb der sichtbaren Menge macht, wissen wir nicht.

Genau gleich ist es mit dem Gold. Irgend jemand schreit an der Börse und alle rennen hinter her. Jeden Tag wieder einen Schlusskurs hinterlassend. Der Tendenz nach vermutlich weiterhin nach oben. Hier ein Beitrag, der die Situation vor einem Monat meiner Ansicht nach recht spitz und treffend schildert. Wie lange der Goldhip noch anhält, kann ich nicht sagen. Bis zu den Höchstständen, die ich erlebt habe, fehlen noch 40 Prozent. Im 4.-Klass-Rechnungsbuch waren es noch CHF 5000 – 8 mal weniger. Wenn sie damals gekauft hätten, entspräche dies einer jährlichen Rendite von 4 Prozent. Meine langjährigen Kunden haben seit einigen Jahren Goldminen-Aktien im Depot. Diese haben wir gekauft, als die Nationalbanken Gold verkauften. Massenpsychologie müsste man studiert haben und abschätzen können, wie lange Inder und Chinesen noch Schmuck aus Gold kaufen und als neue Abnehmer dieses beschränkt vorhandene Edelmetall hochtreiben, oder ein Trend zu Modeschmuck aus andern Metallen oder Stoffen kommt.

ll and Buy

So oft wie dieser Cartonn kopiert wurde, so oft hat der Tag aufgehört, wie er angefangen hat: «I’ve got a stock here» – or an idea. Und dazwischen lagen unzählige einzelne Kaufs- und Verkaufs-Entscheidungen die aber nicht berücksichtigt werden – nur der: Schlusskurs – Schluss Punkt.

Chart Lehrgang (1) – der Punkt


Charts – für die einen ein Buch mit sieben Siegeln, für die andern, das Allein-Seelig-Machende. Für mich ein ergänzendes Finanzanlyse-Tool.

Gestern haben wir einen Nagel eingeschlagen. «Mach einen kleinen Kurs in Chart-Analyse – in lockerer Folge.» Die Idee ist von Aficionado. Er ist bedeutend mehr als «nur» Blogger-Kollege. Und was macht man, in einer Bar in Herzogenbuchsee, Face to Face bei einer guten Cigarre. Mann diskutiert, mit von noch früher bekannten Gästen – schön, sie wieder einmal gesehen zu habe. Man wägt ab, was im Netz Erfolg haben könnte. Ja, das hier ist meine Art Werbung, denn auch wir können noch einige Kunden bedienen und suchen sogar welche. Und den Blog schreibe ich nicht aus Langeweile, sondern eben aus werbetechnischen Gründen und weil es Spass macht. Entschuldigen sie bitte, wenn ich nicht einen perfekten, wissenschaftlichen Schreibstil pflege – aber dafür habe ich wiederum zu wenig Zeit. Mein Wissen kann ich nicht stundenlang zusammentragen – es muss präsent sein und mit einigen Links unterlegt, damit der Blog-Leser weitere Informationen erhält (sofern er die sucht). Und wer weitere Informationen will, oder auch eine kleine weitergehende Beratung, der kann telefonieren oder schreiben (bitte aussagekräftiger «Betreff» im E-Mail – aber die Problematik mit Spam kennen sie ja..

Wir wissen jetzt wenigstens, wieso es «Bar» heisst – bar bezahlen, Karte wird nicht akzeptiert, egal, ob man früher rechts und links von Banken nur so eingeengt war. Jeder macht was er will oder für gut hält. Jeder viel-osophiert wie er weiterkommen will, auch Hörbie, der demnächst (?) Farbe bekennen müsste. Einen Nagel einschlagen.

Der Aficionado würde jetzt wieder sagen: «Was hat dies nun wieder mit Charttechnik zu tun.» Zieh einmal den Nagel heraus. Was siehst du?

Der Punkt

Der kleinste gemeinsame Nenner. Roche zum Beispiel hatte gestern einen Schlusskurs von 199.

In den meisten Chartlehrgängen wird der Punkt als solcher nicht, oder zu wenig behandelt. Der Punkt fehlt, weil die gerade zuerst die Gerade behandeln. Diese ist die kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten – aber meist eben nur zwischen zwei Schlusspunkten. In unserer Bar ist vergleichsweise der Tagesumsatz – wie hoch das Ergebnis am Ende des Tages war. Der Umsatz an der Börse, die Volumen, entsprechen bei einem Vergleich eher der Anzahl getrunkener Getränke.

Also, vermutlich nächste Woche wieder etwas über Charts – in lockerer Folge, nicht wissenschaftlich perfekt, aber mit genügend Kenntnissen, um dieses Instrument sinnvoll einsetzten zu können. Als Ergänzung oder als Suchkriterium – auf keinen Fall nur auf die Charttechnik abstellen.

Sonnenfinsternis

… die Sonne – nur ein Punkt? Sonnenfinsternis – jetzt wird es mit den Punkten schon komplizierter … – weitere Bilder bei Visipix.