Carry Trades – der Finanztrick, der eigentlich nicht funktionieren kann


Carry Trades – der sichere Geldverdienst. Nun fängt es langsam an, um zu kippen …

… viele wollten immer hoch hinaus – in den Weltraum hat dies das erste mal genau heute vor 65 Jahren eine Rakete geschafft. Das Schicksal der meisten Raketen – sie verglühen oder fliegen im Nichts herum. Genau wie Carry Trades. Zins und Währungsdifferenzen gehen im Einzelgeschäft auf – nicht immer. Aber in der Gesamtheit alles Bewegungen ist es ein Nullsummen-Spiel. Schlimmer noch, es werden Löhne, meist hohe Löhne bezahlt, damit sich Finanzleute, Investment-Banker mit Luft beschäftigen und je höher sie fliegen, desto dünner wird die Luft.

Meines Wissens hat dies die Deutsche Bank in diesem Sommer als Erste festgestellt und vor der zunehmend dünner werden Luft gewarnt. Kurz danach hat sie Fehlkalkulationen in den USA verkündet. Entschuldigen sie liebe Leser, aber solche Artikel werden meist von internen Bankkontrollern und der PR-Abteilung angeregt. Der CEO muss dann meist ausbaden was der Verwaltungsrat beschlossen hat. Dies ist dann wiederum eine gute Gelegenheit die faulen Eier in den Büchern abzuschreiben – meist nicht auf Null, denn vielleicht bringen die einen oder andern Positionen wieder einmal einen schönen Gewinn ein. Meistens sind die Auswirkungen kurzfristig gar nicht so schlimm. Vielleicht müsste man wieder einmal etwas über Charts schreiben. Langsam werden die Zeiten mit den sich überhäufenden Ereignissen zur Alltäglichkeit und dann spielen Charts vermehrt wieder ein brauchbares Instrument – in unsicheren Situation halten sie lieber die Hände davon. Es sei denn, sie betreiben es im ganz kurzfristigen Bereich (am besten intra day) und sind spezialisiert. Versuchen sie es einmal anhand der UBS. Irgendwie kommt mir da der heutige Tag in den Sinn. Besonders Deutschland – hier ist heute alles beflaggtTag der Deutschen Einheit.

Im Punktmagazin (Seite 14) steht ein interessanter Artikel über «Carry Trades: Leihe billiges Geld, lege es höher an und kassiere»

Die Frage ist noch, wieso kippt dann ein Carry Trade System so schnell um. Nehmen wir wieder unseren Busfahrer der 4000 USD verdient und gleich viel für die Hypothek zahlen muss. Das Haus steht sicherlich noch, aber der Busfahrer wird sich eine etwas billigere Bleibe vermutlich auf Sozialkosten gesucht haben. Nun ist die Frage, wenn beissen die Hunde. Denjenigen der das Haus belehnt hat oder derjenige aus Deutschland der einen Teil dieser Hypotheken übernommen hat oder die Schweizer Bank die wiederum einen Handel mit den Deutschen gemacht hat. Eigentlich sollte ich stolz sein, dass sich mein Musterbeispiel über die Monate so zuträgt – USD in Euro und Euro in CHF. Vielleicht geht das Spiel mit dem Yen noch weiter. Übrigens, da konnte man wirklich Geld verdienen, mit Yen gegen das Englische Pfund zum Beispiel. Falls ein Einziger die Marge, die Zinsdifferenz einsacken konnte, hatte er eine entsprechende Entschädigung, für das Risiko, das er eingegangen ist – der mögliche Währungsverlust und vor allem, die Möglichkeit, dass der Engländer zahlungsunfähig wurde.

Beim Busfahrer gab es vielleicht 3 Prozent Marge zu verdienen (seien wir mal etwas grosszügig). Und drei wollen Geld verdienen – einer in USD, einer in EUR und einer in CHF. Nehmen wir mal an, die teilen sich die Marge – jeder erhält der Einfachheit halber ein Prozent. Wenn es eine Ausfallwahrscheinlichkeit von einem Prozent gibt und das wird vielleicht der Realität im US Hypothekenmarkt vor einigen Jahren entsprochen haben, dann gibt dies unweigerlich ein Problem. 99 bezahlen ein Prozent und der Busfahrer wird mal mit 100 Prozent sofort negativ zu Last fallen. Und keiner weiss wie viele Prozent das Haus das einmal dem Busfahrer gehörte bei einer Liquidation einbringen wird. Wenn sie nun bedenken, dass Löhne und andere Kosten anfallen, dann sieht man – einige erst im nachhinein – das da vermutlich nicht die erhoffte Gewinnspanne darin liegt. Und die Währungsdifferenz tendiert eben in der Gesamtheit theoretisch gegen Null. Volkswirtschaftlich gesehen. Betriebswirtschaftlich wird es unter Null sein, denn hier gibt es An- und Verkaufspreise. Manchmal kleine Unterschiebe, aber von was müssen Löhne bezahlt werden und Gewinn möchte man ja auch machen.

Carry trades können Spass machen, Gewinn bringend sein, aber man muss sich des Risikos bewusst sein – und das wird so alle Jahrzehnte wiederkehrend vergessen. Da hilft auch die Methode der Risikostreuung (Fonds etc.) nicht viel – es ist nur eine Frage der Marge – und des Zeitpunkts – und oft des Glücks.

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