Unterschiede in Frankreich

Unterschiede in Frankreich

Nestlé, Kraft, Danone und wie sie alle heissen mögen, gehört im heutigen Frankreich zur Kultur – zur Esskultur. Und da gibt es einige Unterschiede.

«Frankreich ist das Land der guten Küche.» Das mag zwar an einigen Orten noch stimmen, ist mittlerweilen aber zum Teil schon selten geworden. Wenn sie heute planlos je 100 Restaurants auf die Qualität testen, fahren sie garantiert in Österreich, Deutschland, der Schweiz und vor allem Italien besser, als in Frankreich. Am deutlichsten gesteigert hat sich in den letzten 30 – 35 Jahren Italien. Es wurde zum Reiseland und hat das Adriastrand-Image verloren. Piemont und Toskana kennen heute alle – vor 25 Jahren fast noch Insidertipps.

So ändert sich in rund einer Generation auch das Essverhalten. Die Unterschiede driften auseinander. Das ist für Börsianer gar nicht schlecht. Auf der einen Seite haben Lebensmittel-Aktien vermutlich immer eine bessere Daseinsberechtigung in Wertschriftendepots und auf der andern Seite finden wir heute zum Teil ganz tolle Qualitäten an Lebensmitteln – aber in beschränkter Menge. Die Masse sucht die auch nicht. Das habe ich schon mehrmals festgestellt.

Herrliche Zwetschgen an Armagnac. Toll! Abgefüllt im Olivenglas! Das gibt es als Dessert. Und zum Kaffee einen Bauernschnaps – Poire, aus der Schrift ist eher boire zu erraten. Und dann der Kaffee – abscheulich. Ein totaler Kraft-Akt – deliciously simple, everyday – 40% Kaffee und 60% Chicorée – Kaffee-Ersatz, Zichorienkaffee. Vor rund 200 Jahren hat Napoleon dieses Zeugs schon getrunken – er kannte vermutlich nichts anderes. Der Mocca faux, der dann im Saarland zum Muckefutz wurde. Mein Gastgeber kennt mich bereits seit längerem und giesst das Zeugs in den Ablauf – das ist benahe schon Gewässerverschmutzung.

«Ganz Bio-Grüne» verstehen dies vermutlich nicht. Das ist doch gesund! Mag sein. Es gibt den Gesundheitsmenschen, der Bio-Artikel en masse im Laden findet – aber es stehen sehr selten Leute davor und kaufen solche (meist Trocken-Artikel) ein. Und dann die Masse, die alles einkauft, egal, was darin ist. Vermutlich würde diese Gattung Esser auch noch Eichelkaffee trinken, ohne mit der Wimper zu zucken. Bambu-Kaffe wäre eine Alternative. Oder gar nichts mehr in dieser Art trinken, wenn man gesundheitlich nicht mehr darf, dürfte. Bamboo (Bambu) heisst übrigens der Hund, das auch etwas Wildschwein abbekommen hat. In Cidre (vergorener Most) gekocht – muss herrlich schmecken. Die überlebenden Wildschweine sollten die Eicheln essen.

Sie dürfen auch Chicorée essen. Ich ziehe andern Salat vor. Man isst wieder Treibhaus-Salat, denn guter Salat war letztes Jahr Mangelware (wegen des Wetters) – hier kostet er 69 cents und ein zweites Haupt gibt es gratis dazu. Aber mein Gastgeber macht frischen Löwenzahn-Salat. Selbst gepflückt. Und wechselt auch die Weingläser aus – das Bleikristall wird durch gewöhnliches Glas ersetzt.

Die Unterschiede sind riesig in Frankreich. Profitieren sie vom langfristigen Trend allenfalls lieber an der Börse und suchen sie die echten Genüsse im Alltag. Sie sind zu finden, stehen aber nicht an der Tagesordnung.

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