Boîte noire in Frankreich


Vom Verkehrsverhalten kann auf die Wirtschaftslage zurück geschlossen werden.

Das aggressive Fahrverhalten der Franzosen hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv abgeschwächt. Schwere und schwerste Unfälle waren früher beim Durchqueren dieses grossen Landes fast an der Tagesordnung gewesen. Pro Hin- und Rückfahrt aus den Ferien hat man zumindest einen Unfall beobachten können. Dies hat stark gebessert. Zum einen der Technik willen. Die französischen Fahrzeuge sind heute in Punkto Sicherheit mehreren ausländischen Autoproduzenten überlegen. Das war nicht immer so. Weiter hat die Polizei massiv durchgegriffen. Temposünder werden mit allen nur denkbaren Methoden aufgegriffen und die Staatskasse aufgebessert. Aus über 500 Metern hat mich ein Polizist mit Feldstecher und Tempomesser erfasst – runde 10 Meter nach der Ortstafel, weit ab noch von Häusern. Der Fall ist klar, über 50 Stundenkilometern nach der Ortstafel. Es hat jeder Fahrer bezahlt, der dort durchgefahren ist – ohne Ausnahme, bis der Parkplatz zum Warten auf die Busse voll war. Das war vor zwei Jahren.

Die Lage der Grand Nation ist im Grunde genommen nicht schlecht. Aber wenn der Kündigungsschutz und Proteste dafür nicht mehr verhandelbar sind, gibt es Probleme. Wer keine Arbeit hat, wird auch keine neue bekommen. Keiner stellt mehr Leute ein, denen nicht gekündigt werden kann. Dies wiederum macht viele Junge und Arbeitslose aggressiv – man sieht keine Zukunft mehr. Und wo kann der Franzose seinen Ärger ablassen – auf der Strasse. Im Herault zum Beispiel innerhalb Jahresfrist, 9,2 Prozent mehr Tote, 13,1 Prozent mehr Unfälle und 13,7 Prozent mehr Verletzte. Das ist kein Zufall mehr.

Mit der boìte noir, der Black Box, will man die Fahrer zur Vernunft bringen. Ein Fahrtenkontrollschreiber wird eingebaut – versuchshalber. Vermutlich werden die sicherheitsbewussten Fahrer dieses Aufzeichnungsgerät einbauen und nicht die Raser. Es sei denn, sie werden gezwungen. Aber es ist wie mit dem Fahrzeuglicht. Das dient in der Nacht, dass man sieht, dass hier einer kommt und tagsüber, als Warnsignal vor Radarkontrollen – nicht aber der Empfehlung entsprechend auch tagsüber mit Licht zu fahren. Die Boîtenoir diente bis heute dem Vergnügen. Vielleicht wird es ändern – wenn man wieder vermehrt Zuversicht hat.

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