«Bank-Berater», das war so die grösste Beleidigung, wenn jemand mich damit betitelte. Ich war nie Verkäufer … höchstens einige unter mir, die blieben und die Nachfolger, als sie nicht mehr selber entscheiden durften, was sie den Kunden verkaufen wollten – das war im letzte Jahrtausend.
Bei einer andern Grossbank fing dies schon viel früher an. Wenn diese nicht am Bahnhofplatz in Bern gewesen wäre, sondern vielleicht in Genf, würde sie noch gleich heissen, wie heute. Wir waren noch im Studium, als ich von einer Mitkommilitonin eingeladen wurde, beim Bankberater vorbeizuschauen. Eigentlich war ich nach einem guten halben Jahr Amerikaaufenthalt und einigen Jahren Ferien- und Hilfsjobs, so etwas wie eine arme Kirchenmaus. Ich konnte mich aber mit der Wertpapierlehre von damals Dr. Max Boemle besser herumschlagen. Für mich war es echt keine Wertpapierleere. In der ersten Vorlesung habe ich zwar lernen müssen, dass die Briefmarke, das Postwertzeichen, kein Wertpapier sei. Einer wusste mehr. Der war zuvor Bankstift … Weltenbummler … begeisterter Skifahrer und arbeitete manchmal auf der Alp in der Nähe des Eigers. Bank, das ist kein ganz einfach abzubildender Gegenstand:
Eine gewisse Wertpapiererfahrung hatte ich schon und früher hatte ich auch zig-Millionen Wertpapiere «betreut». Soweit ich mich erinnern mag, hatte es keine Aktien darunter. Meist gab es mehr Gewinn und Chevallaz wollte mal wissen wieviel das pro Person sei – 15 Rappen pro Sekunde.
Nun aber zur Bank zurück, der heutigen «Stecker-Bank». Der Vize-Direktor zieht eine Karte aus der linken Brusttasche und sagt: «Heute empfehle ich ihnen … .» Ich hab dann was von einem Restaurant erzählt.
Deshalb macht mir der Artikel von Urs P. Gasche: ««Bankverkäufer» wie «Migrosverkäufer» beim Namen nennen!» besonderen Spass. Und einige Sätze möchte ich auch wiedergeben. Vor acht Jahren habe ich diese nicht gesehen … kann ja nicht alles lesen. Diese Sätze sind von René Zeyer – nicht zu verwechseln mit meinem auf der Grossbank tätigen fachtechnischen Vorgesetzten Zeier, der die «Verkäufer-Gilde» unter sich hatte.
Hier die Übersetzungshilfe für Verkaufsgespräche bei Banken:
«Ich habe hier eine persönliche Empfehlung speziell für Sie.»
Ich muss dieses Produkt allen meinen Kunden verkaufen.«Ich sehe hier grosses Potenzial.»
Ich sehe überhaupt nichts, aber unsere Analysten behaupten das.«Die Börse ist ja etwas volatil.»
Ich habe keine Ahnung, wo die Reise hingeht.«Blue Chips sind immer ein sicherer Wert.»
Ich muss auch an die Courtage denken.«Wir haben den Markt geschlagen.»
Die Rendite ist jämmerlich, aber wenigstens knapp über dem Durchschnitt.«Wir sollten Ihre Anlage optimieren.»
Ich muss durch Umschichten auf die mir vorgegeben Gebühren kommen.«Buchverluste fallen ja erst an, wenn sie realisiert werden.»
Ihr Depot ist in tiefroten Zahlen.«Wir sind so für die Zukunft gut aufgestellt.»
Reden wir nicht von vergangenen Verlusten.«Ich berate nur, die Entscheidung müssen Sie treffen.»
Ich lehne jede Verantwortung oder Haftung ab.«Aus heutiger Sicht mag das so sein, aber damals war die Entscheidung richtig.»
Ich habe völlig danebengehauen.«Wir sollten in die Zukunft schauen.»
Die Verluste waren grauenhaft.«Die Bruttorendite kann sich sehen lassen.»
Ihre Nettorendite liegt bei null, aber wenigstens habe ich Gebühren verdient.«Ich lasse da gerne alle nötigen Unterlagen zusammenstellen.»
Mein Assistent steckt ein paar Broschüren in einen Briefumschlag.«Haben Sie schon einmal an eine aktive Bewirtschaftung Ihres Vermögens gedacht?»
Unsere Fondsmanager brauchen neues Spielgeld, damit wir ihre Gehälter zahlen können.«Wir sollten das Ganze mal objektiv und nüchtern betrachten.»
Hören Sie endlich auf, mich anzujammern.«Ein Wechsel zu einem anderen Vermögensverwalter ist ja mit hohen Transaktionskosten verbunden.»
Wenn Sie meinen, Sie könnten mich einfach loswerden, haben Sie sich aber schwer getäuscht.«Sie haben mit Ihrer Unterschrift bestätigt, dass Sie die Risikoaufklärung gelesen und verstanden haben.»
Wenn Sie es so haben wollen, dann muss ich Sie halt auf das Kleingedruckte aufmerksam machen.«Ich persönlich verurteile auch, dass es zu vereinzelten Bonus-Exzessen kam.»
Ich bedaure zutiefst, dass ich nicht selbst an die grossen Fleischtöpfe kam.«Sie können mich jederzeit anrufen.»
Bloss nicht.«Ich habe jetzt ein wichtiges Finanz-Update.»
Ihre Zeit ist abgelaufen.
Das Gleichgewicht auf einer Bank ist nicht immer ganz einfach zu finden:
Da noch einer zur zweijährigen Erinnerung von Facebook:
Eben ruft so ein dämlicher Verkäufer an und will den Verantwortlichen für die Digitalumstellung haben. Ich sage ihm, dass das grösste Problem der Autoradio ist. Er meint, wenn das ihr grösstes Problem ist und hängt auf. Vielerorts wird die Verkäufergilde immer primitiver und nimmt den Kunden nicht mehr als Kunden, sondern als reiner Geldablieferer war. Merkt euch, wenn einer mit dem Dialekt aus dem 27. grossen Kanton anruft, wird er es mit dieser Überheblichkeit schwer haben. Löst lieber das Problem mit dem Autoradio… oder gibt es da eine vernünfte, einfache, zahlbare Lösung um nicht gleich einen neuen zu kaufen?