«Das zwingt die Pensionskassen zu immer riskanteren Anlagestrategien mit unseren Vorsorgegeldern.» Entschuldigen sie bitte, aber wer so etwas schreibt, der versteht entweder viel zu wenig von langfristiger Vermögensverwaltung, lässt sich durch schöngefärbte Verkaufsprospeskte beeinflussen oder ist in einem Interessekonflikt. Und hier scheint es einige zu geben.
Über manche Pensionskasse kann man schlechte Zeiten eines Betriebes dämpfen. Sozialpläne können die Pensionskassen tangieren und damit wird der Problem verursachende Betrieb entlastet und die anderen Versicherten belastet. Mit Geldern aus dem Heimfall oder zu viel Prämien kann dies finanziert werden. Der Heimfall (wenn verstorbene Versicherte wenig Rente bezogen haben, und das verbleibende Sparkapital nicht an die Erben, sondern die Pensionskasse geht) ist ein weiteres Problem, das nicht in die heutige Zeit passt … dem könnte man Rentenklau sagen.
Langfristig und im Gesamten gesehen, spielt eine Kürzung des Umwandlungssatzes keine Rolle … allfällige Überschüsse kommen wieder den Versicherten zu gut … nur vielleicht Generationen übergreifend und der einzelne Leidtragende ist ein anderer Versicherter. Ob die Lebenserwartungen in Zukunft wirklich ansteigen, wage ich zu bezweifeln. Der Durchschnitts-Schweizer lebt heute eindeutig ungesünder. Zudem würde der Umwandlungssatz zum zweiten mal gekürzt. Insgesamt mehr, als die Lebenserwartung stieg.Aber wer mag sich noch an das Jahr 1982 erinnern, als die erste Schattenrechnung in der Schweiz eingeführt wurde … drei Jahre, bevor die neue 2. Säule gesetzlich verankert wurde.
Drei Grossbetriebe waren damals an diesem Pilotprojekt beteiligt. Einer ist nicht mehr börsenkotiert und ins Ausland verkauft worden, der zweite ist heute an der Börse und der dritte wurde aufgekauft und sein Mutterhaus ist auch an die Börse gekommen. Und wie das mit Softwarehäusern ab und zu der Fall war, musste die Pensionskasse auch neu organisiert werden. Ich habe meine auch gewechselt und mit dem erlangten Wissen in den nächsten Jahren eine weitere soft- und hardwaremässig umgestalltet und vier andere selbst administrativ geführt.
Erstaunlicherweise ohne grosse administrative Kosten und als Kleinkassen sogar erfolgreich. Ich bezweifle noch heute, dass viele grosse Kassen eine kostengünstigere Verwaltung und bessere Anlagenperformance aufweisen. Aber die Materie ist kompliziert geworden. Das sieht man an den vielen Äusserungen von renomierten Personen, die manchmal fast ins lächerliche gehen. «Es handelt sich nicht um eine Rentensenkung sondern eine Rentenverlängerung», nur so als Beispiel. Ich lege ja im Finanzblog auch nicht alles auf die Goldschale, aber wenn man, sprich frau im Fernsehen Rente mit Rentenzahlungszeit, Auszahlungszeit oder wie sie das nennen wollen, geichsetzt, dann komme ich nicht umhin, an politisch gefärbte Ambitionen zu denken.
Mit Betriebswirtschaft hat die heutige Abstimmung nicht viel zu tun. Zumindest mit den Äusserungen von JA und NEIN, aber im Grunde genommen, ist es ein recht kompliziertes betriebsswirtschaftliches Them, das heute leider zu oft von der rein sozialen Seite angeschaut wird. «Die Linke will die 2. Säulezerstören, um die Altersvorsorge zu verstaatlichen.» Lieber Hans, das hat Prof. Wittmann schon vor Jahrzehnten vorgeschlagen und vermutlich wäre das Gros der Versicherten, von doch etlichen löblichen Ausnahmen abgesehen, besser gefahren.
Wie wäre es, wenn die Beitragsjahre verlängert würden? Statt mit 25 beim Sparteil zu beginnen, schon in der Lehrzeit oder bei Erwerbsbeginn. Ein überzeugendes Argument dagegen habe ich noch nie gehört. Kennen sie eines? Das waren einige Denkanstösse, was man ändern könnnte und wenn der Mindestzinssatz nicht für ein Jahr sondern eine grössere Periode festgelegt würde, gäbe das andere Rentenzahlungen. Man kann es auch anders ausdrücken: Bei der Pensions das Ersparte beziehen und selbst anlegen oder von einem Unabhängigen anlegen lassen … auch wenn die JA-Sager wissen, dasss wir im Kapitalmarkt nur noch sinkende Renditen haben werden. Ich weiss dies nicht, bin nicht Hellseher, aber langfristig werde ich sowohl zwei oder vier Prozent schlagen.
Wer es noch etwas prägnater mag, kann sich stundenlang auf dem Netz verweilen oder beim personalblog nachlesen.
Vor einem Jahr im Finanzblog erschienen:
Schall und Rauch II – Finanzprodukte verbieten
Vor zwei Jahren erschienen:
Soll ich jetzt Aktien oder Obligationen kaufen?
Vor drei Jahren erschienen:
Maréchal Foch – das Unbekannte, Unberechenbare bei Wein und Börse
Vor vier Jahren erschienen:
Unterschied zwischen Auto- und Senf-Einkauf
© Vermögensverwaltung von MARTI+PARTNER – unabhängig, langfristig, gewinnorientiert. Vielleicht überlegen sie sich gerade heute einen Einstieg und möglicherweise als mein zukünftiger Kunde, dann melden sie sich unverbindlich bei mir.
Danke für die Ehre…
Wie schon gesagt, es gibt zu viele Maden im Speck. Dass die Materie kompliziert ist, glaube ich schon. Und, dass es schwieriger wird, das viele Geld richtig anzulegen, kann ich nachvollziehen.
Wenn eine Alters-Versicherung aufgebaut wird, fliesst ihr vorerst relativ lange, viel Geld zu. Man hat ja noch keine Leistungen zu erbringen. Das Kapital nimmt exponentiell zu. Die Akteure können lauter Gewinne ausweisen und sie werden vielleicht gar üermütig. Sie vergeben (zu) günstige Kredite, investieren in (zu) teure Objekte («Pensionskasse sucht Land, Preis spielt keine Rolle») , bauen Siedlungen am falschen Ort, müssen diese unter dem Preis vermieten und wenn es zur Sanierung kommt, ist das Geld nicht erwirtschaftet – die Versicherten bezahlen ein zweites Mal!. Und man lebt gut dabei, selbst für billige Broschüren wird Glanzpapier verwendet… Es kommt aber die Zeit, wo Leistungen erbracht werden müssen und die Kapitalzunahme ändert die Richtung. Die Kurve beginnt gar asymptotisch zu werden! Nun beginnt das System sein wahres Gesicht zu zeigen. Es stösst an seine Grenzen. Fehler, die während der Aufbauzeit gemacht wurden wachsen in ihrer negativen Wirkung exponentiell an! Es kann gar nicht anders sein.
Machen wir eine Milch-Mädchenüberlegung: Stellen Sie sich vor, die gesamte Bevölkerung dieser Erde wäre in einer Pensionskasse versichert, die als Leistung 60% des letzten Einkommens garantieren soll. Nun stellt sich die Frage über die Höhe des erforderlichen Kapitals und über die Refinanzierung.
Wer würde nun für die astronomisch hohen Summen, die das System erfordert arbeiten? Es würde eine zweite Erde voller Sklaven dazu brauchen!
Eines ist klar: Mit der Reduktion des Umwandlungssatzes wird das Übel nicht beseitigt. Es braucht mehr «Input», woher auch immer!
Die folgenden Gedankenlehnen sich eng an jene von Antoine de Saint Exupéry an (Carnets, «Ökonomisches»), weil er die Sache glasklar erkannt hat.
– Sparen ist zu einem gewissen Teil eine Illusion => Das Speichern von Kartoffeln in die Zeit der Pensionierung kommt der Aufspeicherung der Kaufkraft gleich. Doch die Kartoffeln verfaulen – genau so wie Geld verfault, welches nicht (richtig) «arbeitet»..
– Die Reinvestition ist eine Illusion. => Es werden vielleicht Prunkbauten oder Altersheime, bzw. Denkmale usw. finanziert, die aber nicht rentabel sind. Mit Nächhstenliebe zu den Alten hat dies aber wenig zu tun. Skandälchen und Skandale sind programmiert!
– Das eigene Kapital bei der Sozialversicherung zu platzieren, ist möglicherweise eine weitere Illusion. => Wie hoch das erforderliche Kapital wäre, weiss kaum jemand – oder kann jemand exakt sagen, wie hoch die Umlaufgeschwindigkeit des Kapitals ist?
Das von den Versicherten verlangte Sparen hat daher aus ökonomischer Sicht nur den einen Sinn: Dem, des Geschenkes an das «Kapital». Man spart für jemanden und nicht an sich.
Falls das Geschenk nicht gemacht wird, holt sich das «Kapital» was es braucht selber! Die Finanzkrise hat es deutlich gezeigt: Das «Kapital» hat sich an jedem einzelnen Steuerzahler bedient – à fonds perdu!
Daher: Ein kräftiges Nein am 7. März!
Es ist offensichtlich: Die bürgerlichen Parteien predigen langfristige Sicherung der Sozialwerke meinen aber Leistungsabbau. Die Motivation kann nur bei den geringeren Abgaben für Arbeitgeber gesucht werden. Müsste man eine Grossbank stützen, wären Milliarden sofort abrufbar!
Ich bleibe beim Nein am 7. März!
… das Abstimmungsresultat heute hat es gezeigt … fast 3/4 waren für NEIN. Ganz Alles lässt sich heute nicht mehr von oben verordnen … hier ist gute Besserung dringend angesagt.
Das Letztere gilt natürlich auch für dich und nimm die Sprichwörter nicht all zu ernst und mach nicht noch einen Halsbruch.