Der Bund plant die Abschlussprüfungen bei den Berufsprüfungen abzuschaffen. Zwei Beispiele, was z.B. in einer Buchhaltung heute schon falsch laufen kann.
Drei, vier Jahre auf jede Probe zu lernen kommt vielfach dem Auswendiglernen gleich. Bei der Abschlussprüfung gilt es aber, auf relativ kurze Zeit alles Gelernte anwenden zu können. Man sollte es begriffen haben, nicht nur herunterleiern können. Im Berufsleben ist es eher wie an einer Prüfung, wenn plötzlich ein Problem, eine Reklamation auf dem Pult landet. «Fliessbandarbeiten» schätzen viele Menschen, aber etwas Unbequemes zu lösen, das überfordert oft. Zwei Beispiele aus den letzten Monaten.
Ärzte beschäftigen oft Laboratorien für ihre Untersuchungen. Schweizweit gesehen vermutlich viel zu oft und nicht jeder hat das Geld, um selbst die notwendigen Laborgeräte im Hause benützen zu können. Ein Kunde hat mich mal gefragt, ob er in Abbott Laboratories investieren soll. Er hat es gemacht. Damals war der Schweizer Sitz noch nicht in einem so steuergünstigen Kanton. Später mal haben wir in Medtronic investiert. Er hatte eben einen Herzschrittmacher erhalten und war mehr als nur zufrieden. Zwei erfolgreiche Aktiengeschäfte. Beide Firmen beschäftigen heute weltweit zusammen mehr Menschen als im Kanton Basel-Stadt leben – über 200 000.
Ein boomender Geschäftszweig und das hat Nachteile. Die Kunden haben auch immer mehr zu tun und Fehler gibt es meist auch mehr. Aber meist nicht von den professionellen Verkäufern, Produktingenieuren und der Produktion. Die grösste Fehlerquote in westlichen Ländern ist heute leider meist der Administration «zu verdanken». Egal, wer für den Fehler verantwortlich war, in der Administration läuft alles zusammen und wenn Fehler nicht blitzschnell eliminiert werden können, gibt es Pendenzen, die immer länger auf sich warten lassen und dadurch der Stapel «Unerledigtes» mit neuen Fällen immer höher wird.
So ein Labor an einer heissen Zürcher Adresse hat anscheinend ein solches Chaos. Es schreibt eine Rechnung. Ich sende diese mit einem erklärenden Brief zurück. Bitte an die Krankenkasse senden, die kontrolliert fachtechnisch besser als ich und bezahlt auch diese Leistung. Es folgt eine Mahnung, eine zweite Mahnung rund ein Jahr (!!!) nach der Blutabnahme des Arztes und wie sieht es auf der Zahlungsseite aus. Ich habe nach der ersten Mahnung bezahlt und dann nachgeforscht – die Krankenkasse hat schon vor über einem Jahr auch bezahlt. Der Brief nach der zweiten Mahnung fiel deutlich länger aus, denn etwas zweimal verrechnen, läuft eigentlich schon fast unter Betrug und es wird auch erwähnt, dass ich mal mit einer Dame telefoniert habe, die wie ein Französischer Sommervogel tönt. Rückzahlung bis heute – keine.
Nun noch eine kleine Denksportaufgabe zumindest für Betriebsbuchhalter. Rechnen sie mal aus, was so eine «administrative Übung» kostet … und ich kann ja meinen Aufwand auch nicht gleich verrechnen. Übrigens, es ging um CHF 47.70! «Lernt etwas!» hätte ein ehemaliger Insider gesagt. Falls ihr über Medizin was lernen wollt, besucht diesen Sonntag das mmbm – das Museum für medizinhistorische Bücher in Muri/AG.
Ein zweites Beispiel, was sich ein «Baunebengeschäft» leistet und in unserer Gemeinde herum erzählt, dass ich Rechnungen nicht bezahle und er mir nie mehr etwas verkaufen werde. Hat er aber …
… für dreissig Franken – man beachte allenfalls den schwachen roten Aufdruck. Beim Hersteller kostet es fünf Franken weniger. Meine Rechnung, die ich anscheinend nicht bezahlt haben soll, wurde zu 98% mit zwei Prozent Skonto, wie auf dieser vermerkt, in der gleichen Woche bezahlt, wie er sie ausgestellt hat. Nur, das Unternehmen von RD hat zwei Rechnung erstellt und die erste für ungültig erklärt, weil er es nicht schafte, die schon verrechnete Arbeit innert zwei Wochen doch noch zu beenden. Das war nötig, damit der andere pflichtbewusste Handwerker weiterarbeiten konnte. Er hat es dann gemacht. Dieser hat auch die 600 erhalten, der andere hat sie auf der neu erstellten Rechnung nicht mehr aufgeführt. Ganz schwache Administration. Ja, nie bezahlt und er meldet sich mit dieser schriftlichen Eingabe als Zeuge beim Gericht.
Toll. Hab selten das hohe Gericht lachen sehen, aber wenn noch ein anderer Zeuge aussagt, dass er beim Bau darauf aufmerksam gemacht hätte, was der Beklagte gefordert hätte. Nur, das war nicht möglich, denn die Baustelle wurde rund zwei Jahre vor seinem ersten Erscheinen in unserer Gemeinde fertiggestellt. Ein anderer Zeuge, der gegen mich aussagen sollte, gab mir Recht, denn der Beklagte hat schlicht und einfach brandschwarz gelogen und erst noch die mir anscheinend erwähnten auszuführenden Arbeiten verwechselt. Nicht beim Bau hätten die ausgeführt werden sollen, sondern sind korrekt von mir nach fast fünf Jahren bei der Schadensbekämpfung angewandt worden. Es gab nach dem Lachen eine Kaffeepause und der Prozess wurde dann zu meinen Gunsten im siebten Jahr in dreissig Minuten beigelegt.
Lügen haben kurze Beine und vermutlich wäre es sinnvoll, die Abschlussprüfungen weiter durchzuführen, denn an solchen kann man beweisen, dass man das Metier beherrscht und nicht nur auswendig gelernt und dieses dann noch vergessen oder verwechselt hat. Aber nur, falls man wirklich auf dem ausgeführten Beruf eine Berufsschule mit Abschluss gemacht hat, was leider nicht immer der Fall zu sein scheint. Schade, dass heute die Administration oft vernachlässigt aber riesig ausgebaut wird und oft unter schlechten IT-Hilfen leidet. Das kostet viel in der Produktivität …
… und schlägt sich im Bruttosozialprodukt nieder.
Nachtrag: Das Laborproblem ist gelöst. Kundenunfreundliche IT bei Labor und Krankenkasse. Die zukünftige Administration im Gesundheitswesen kann ja heiter werden. Mal schauen, was zusätzlich die nächste Abstimmung bringt und was das Gesundheitswesen für administrative Lösungen auf Lager hat. Übrigens, ich habe auch erfahren, wieso mich niemand zur Nach-Impfung gegen Lungenentgzündung eingeladen hat und warum kein Dossier gefunden wurde. Diese Geschichte, aber ein ander mal. Nur soviel, es wäre gut, wenn diese IT-Projektleiter eine entsprechende Berufsprüfung hätten.