Lesezeit – Nachlese


Lesezeit hat zwei Bedeutungen. Es wird demnächst Herbst. Zeit zum Äpfel auflesen. Die Abende werden länger. Zeit zum lesen.

Äpfel lassen mich im Laden meist leicht schaudern. Hochgezüchtet und unreif gelesen. Eigentlich sind bei uns alle Früchte unreif. Ab Stufe 8 beim Reifegrad von Bananen, kann man so langsam den Genuss des Schlauchapfels oder der Adamsfeige, geniessen. Namen, die meine Grossmutter als Kind brauchte – wir sagten «Affegnagi». Lesen kann man bei denen in unserer Gegend nur die «Verordnung (EG) Nr. 2257/94 der Kommission vom 16. September 1994 zur Festsetzung von Qualitätsnormen für Bananen«. Über 100 Seiten soll sie angeblich aufweisen. Quatsch. Aber über die Krümmung steht: «frei von Mißbildungen und anormaler Krümmung der Finger». Ja, linksgebogene oder -verbogene schmecken auch nicht besser.

Wurmstichige Äpfel kann man nach dem Rüsten auch essen. Die sind reif und oft gar gratis. «Boden-Würmer» sind in der Qualität des Reifegrades wesentlich anspruchsvoller, als der «Null-Makel-Konsument». Die lieben ungespritze Äpfel, denn ihren Kollegen von «Baum-Würmern» mögen sie auch Frischobst gönnen. Gedörrte Apfelringli, Most, gar brennen kann man sie. «Wir essen die Welt» – eine Ausstellung von Helvetas – die Nahrungsmittel-Lese(stoff).

«schweizer monat – Wir sind Wirtschaft» – hier gibt es einige interessante Beiträge zu lesen. Die Schweiz ist nicht wurmstichig. Aber einige Schürf- und Fallwunden sind schon auszumachen. Einige Zitate, nicht wahllos rausgepickt:

– «Der Wirtschaftsdachverband Economieswiss war dagegen, weil er nicht «die Wirtschaft» oder die Aktionäre, sondern die Interessen der Manager und Verwaltungsräte vertritt» (Reiner Eichenberger – Seite 8)

– «Die Staatsrechnungen zeigen nur einen Teil der Wahrheit, nämlich die explizite Verschuldung. Nicht ausgewiesen werden die rechtlich verbindlich versprochenen, aber nicht finanzierten Sozialleistungen. Sie bilden die sogenannte implizite Verschuldung. Der
Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass global allein die demographiebedingten nicht finanzierten Mehrkosten der Sozialversicherungen das Zehnfache der Kosten der Finanz- und Wirtschaftskrise ausmachen. Der CFO einer Grossbank, der seine Bilanz wie ein Staat darstellte, wäre längst im Gefängnis.» (Heinrich Villiger, Seite 25) – übrigens, in einer meiner nächsten Beiträge lesen sie wieder etwas über seinen Bruder Heinrich Villiger.

-«Zurzeit spielt der gesunde Mechanismus nicht, wei die Nationalbank den durch die Finanzkrise schockartig angestiegenen Aufwertungsdruck durch die Fixierung einer Frankenuntergrenze gegenüber dem Euro brechen musste. Das Problem wird sein, wie die Notenbank den Ausstieg aus dieser Fesselung schaffen wird.» (Kaspar Villiger, Seite 28) – etwas ausführlicher im Finanzblog

– «Die Wirtschaft macht ihre Hausaufgaben mit Erfolg. Bei der Politik beschleichen einen Zweifel.» (Kaspar Villiger – Seite 29)

– «Und die Wirtschaftseliten haaben ihre gesellschafltliche Vorbildfunktion weitgehend verloren, während die Wirtschaftspolitik mehr und mehr punktuell interventionistisch und gleichzeitig weniger offen nach aussen wird. Die Selbstverantwortung ist auf dem Rückzug, die Anspruchsqualität gegenüber dem Staat auf dem Vormarsch. Und schliesslich ist die staatliche Verhaltenssteuerung duurch Gebote, Verbote, aber auch ziemlich fieses «Nudging» in alle Lebensbereiche vorgestossen.» (Silvio Borner, Seite 33)

– «… Hunderte von Tonnen Abfall nach Open-Air-Festival liegen lässt, widerspieglet die Realität leider besser als billiges Ökogeschwafel.» (Silvio Borner, Seite 36)

Und noch eine Nachlese. Prof. Borner hat einen Teil meiner Diplomarbeit vor Prof. Max Boemle gelesen. Für den einen Grund genug, dass meine Arbeit Diskussionsgrundlage für die Umstellung einer mittelständigen KMU, eines Produktionsbetriebes, wurde. Für den andern eher ein Abfallprodukt.

Hier noch einmal etwas zu TTIP – «CETA: die Geier warten – die Deutschen pennen«.

Und wer es noch tiefgründiger lesen mag, der letzte Link aus obigem Beitrag, könnte einem dazu aufrütteln, der liest «Wie man über das Sterben spricht«. Gestern vor fünf Jahren habe ich nach langer Zeit Sonne getankt. Und erst in einem Jahr geht es wieder in die Krebskontrolle. Die Daten sind immer besser. Die durch die Chemotherapie abgestorbenen sensitiven Nerven haben sich bis gegen die Zehen und die Fingerspitzen zurückgebildet. Den Schmerz nimmt man nur bei Beachtung wahr. Man kann damit leben und lässt halt des öfters ein Glas fallen oder macht immer noch Tippfehler. In diesem Beitrag dürften es ein gutes halbes Dutzend sein. Ich lasse sie mal als Erinnerung oder als medizinisches Lehrstück stehen. Wer findet sie raus? Für meinen Fortschritt danke ich und andern wünsche ich viel Mut.

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