Ricci, unser Klaus wünscht schöne genussreiche rauchende Weinachten


Schöne Weinachten stand in einem E-Mail, aber nicht weinen, allenfalls genussreich und nicht all zu viel in Flaschenform und auch keine rauchenden Weihnachts-Bäume, die dann eben zu Weinachtsbäumen würden, sondern lassen sie einige eine Zigarre geniessen, für meine Kantonsnachbarn wird es die letzte in Restaurants sein.

Den heutigen Beitrag hat Ricci geschrieben – Riegelhuth, der Kioskiero vom Kiosk-Riegelhuth. Unter Ricci kennt ihn jeder – sogar die Deutsche Post. Die Welt online weiss, dass er Klaus heist.

Nun aber zu den Gedanken von Ricci über den Zustand dieser Welt. Ich kopiere jetzt Text, suche Fotos heraus … und geniesse eine Torpedo.

MENSCHEN BRAUCHEN MENSCHEN und KEINE z a h l e n . . .

Bei dem ganzen Kladderadatsch von fehlenden Milliarden, verlustiertem Vertrauen in ein globales Finanzsystem und der sehr menschlichen Begabung bei massenhafter Gier auf Profit alles Hirn gleich mit zu verschlingen, ist für mich jetzt die brennende Frage:
wie wirkt Geld auf unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen`?
Wie beeinflusst das Geld unsere Wertvorstellungen in unserer Gesellschaft und welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Werden wir etwa komplett monetär «nivelliert»?
Soziologie könnte die Grundlage bieten unser Dilemma zu fundieren!
Hier der Herr Simmel, Schorsch vor über hundert Jahren, sicher geschrieben, umnebelt vom havannanösem Zigarren-Duft.

Georg Simmel:
Die Grosstädte und das Geistesleben
ex: Die Grossstadt. Vorträge und Aufsätze zur Städteausstellung. (Jahrbuch der Gehe-Stiftung Dresden, hrsg. von Th. Petermann, Band 9, 1903, S. 185-206, Dresden)

«Das Wesen der Blasiertheit ist die Abstumpfung gegen die Unterschiede der Dinge, nicht in dem Sinne, dass sie nicht wahrgenommen würden, wie von dem Stumpfsinnigen, sondern so, dass die Bedeutung und der Wert der Unterschiede der Dinge und damit der Dinge selbst als nichtig empfunden wird.

Sie erscheinen dem Blasierten in einer gleichmäßig matten und grauen Tönung, keines wert, dem anderen vorgezogen zu werden.

Diese Seelenstimmung ist der getreue subjektive Reflex der völlig durchgedrungenen Geldwirtschaft; indem das Geld alle Mannigfaltigkeiten der Dinge gleichmäßig aufwiegt, alle qualitativen Unterschiede zwischen ihnen durch Unterschiede des Wie viel ausdrückt, indem das Geld, mit seiner Farblosigkeit und Indifferenz, sich zum Generalnenner aller Werte aufwirft, wird es der fürchterlichste Nivellierer, es höhlt den Kern der Dinge,
ihre Eigenart,
ihren spezifischen Wert,
ihre Unvergleichbarkeit rettungslos aus.

Sie schwimmen alle mit gleichem spezifischem Gewicht in dem fortwährend bewegten Geldstrom, liegen alle in derselben Ebene und unterscheiden sich nur durch die Größe der Stücke, die sie von dieser decken.»
Zitatende

Georg Simmel: Die Grosstädte und das Geistesleben
ex: Die Grossstadt. Vorträge und Aufsätze zur Städteausstellung. (Jahrbuch der Gehe-Stiftung Dresden, hrsg. von Th. Petermann, Band 9, 1903, S. 185-206, Dresden)

Wunderbar ist Georg Simmel auf einer Schweizer Website zu studieren:
http://socio.ch/sim/geld/index.htm

Der spiegel brachte vor Wochen eine Titelstory zur Finanzkrise «Kapital-Verbrechen» tituliert mit «Der Bankraub»
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?top=Ref&dokname=Romberg-SP-00012008000470004400&suchbegriff=kapital+verbrechen&titel=Das+Kapital-Verbrechen+-+Anatomie+einer+Weltkrise%2C+die+gerade+erst+begonnen+hat+%28DER+SPIEGEL+vom+17.11.2008%29
An diesem sehr umfangreichen Artikel war für mich eklatant die Verwahrlosung von tradierten, kaufmännischen Regeln zu erkennen.
Bestens wird dies durch eindeutige Worte erhellt:

«Der Dummkopf stellt sich vor, dass die Wonne, Regeln zu brechen, unbeschreiblich wächst, wenn man die Regeln selbst abschafft»
Nicolas Gomez Davila
Kolumbianischer Philosoph und Aphoristiker

Übersichtlich in etlichen Phasen wird die Ursache des Vertrauensdesasters durch den Hamburger «spiegel» seit den 90zigern aufgeteilt; hiermit weise ich hier exemplarisch auf die Geschichte des Ehepaares Smith mit der Deutschen Bank in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Als ich die Erzählung über das Finanz-Desaster des Familienvaters Tim Smith las, wurde mir offenbar, daß ein System des erhöhten Profits unausweichlich auf die Entmenschlichung von Kunden zielen muss.
Er, Tim Smith sagt: «Es kann doch nicht sein, dass eine Bank mit Wetten handelt, mit Wetten, die zum Teil darauf zielen, dass Immobilienbesitzer ihre Hypotheken nicht ablösen können. Wenn du in deinem Haus bleibst, verdienen sie durch Säumniszuschläge und Gebühren, wenn du dein Haus verlierst, gewinnen sie ihre Wette. Es darf doch nicht sein, dass die Deutsche Bank nicht mal belegen kann, dass sie Inhaberin aller Rechte ist. Vielleicht war sie auch nur Treuhänderin für eine Gruppe. Ich weiß es noch immer nicht.»

Titel
Der Bankraub

PHASE I: 1995 BIS 1997

Tim Smith kauft sich ein Haus in Ohio. In Hamburg wird Manfred Blume zum Investor. Dov Seidman denkt über Fußball nach. JP Morgan macht eine revolutionäre Entdeckung.

Terrace Park, Ohio, Juli 1995

Ein amerikanischer Handschlag, ein amerikanischer Vertrag: dreieinhalb Seiten, klare Worte, ein amerikanischer Traum, 330 Harvard Avenue in Terrace Park bei Cincinnati, Ohio: unten 78 Quadratmeter, oben 67. Unten Küche, Esszimmer, Wohnzimmer, oben Bad und drei Schlafzimmer. Rasen rundherum und alte Bäume. Wer hier wohnt, hat es geschafft, ist gehobener Mittelstand, endlich.

«Man muss besitzen, man darf nicht mieten in Amerika», sagt Timothy E. Smith, damals ist er 36 Jahre alt, «mieten ist für Versager.» Nur Trottel mieten, weil jeder in Amerika weiß, dass die Preise für Häuser steigen und steigen werden. Das sagt Bloomberg TV, das schreibt das «Wall Street Journal».

PHASE II: 1998 BIS 2001

Blythe Masters macht alles richtig. Deutsche Staatsbanken können auch anders. Die Landeskirche Oldenburg führt eine Grundsatzdiskussion. Dov Seidman erkennt einen Denkfehler. Tim Smith zahlt sein Haus in Ohio ab und verschuldet sich neu. Manfred Blume schaltet sein Portfolio von «konservativ» auf «ausgewogen».

Terrace Park, Ohio, Juli 1998

Tim Smith ist glücklich im neuen Haus, er will seine Schulden umschichten, und die nette Bank von nebenan, die Star Bank, 205 West 4th Street in Cincinnati, hilft dabei. Es ist ein Backsteinbau, ein Schalter, selten gibt es eine Schlange, freundliche Angestellte grüßen die Kunden mit Namen.

Am Anfang hatte Smith 127 500 Dollar Schulden bei den Verkäufern des Hauses, den Fenders, jetzt nimmt er 176 000 Dollar Kredit bei der Bank auf zu einem Zinssatz von 8,5 Prozent. Festgeschrieben. Laufzeit 360 Monate. Er löst seinen Kredit bei den Fenders ab und hat noch Geld übrig. Er macht alles richtig.

PHASE III: 2001 BIS 2004

Die deutsche Bankenaufsicht schläft. Die US-Zentralbank spielt mit niedrigen Zinsen. An der Wall Street ist Lehman Brothers die «Bank des Jahres». Warren Buffet fürchtet sich vor «finanziellen Massenvernichtungswaffen». Tim Smith geht es gut.

PHASE IV: 2004 BIS 2006

Tim Smith wird arbeitslos und hat auf einmal Schulden bei der Deutschen Bank. Dov Seidman sinniert über Nachhaltigkeit. Die Hypo Real Estate dreht ein großes Rad. Die Landeskirche Oldenburg macht eine falsche Bewegung.

Terrace Park, Ohio, 2004

Tim Smith mochte Lockwood Greene sehr. «Meine Firma», sagte er. Neun Jahre war er bei Lockwood Greene, er war in Atlanta und Dallas für seine Firma, dann in Cincinnati. Aber dann kam das Angebot von Belcan, der Konkurrenz. Mehr Geld, mehr Ruhm, und Tim sagte zu.

Ein knappes Jahr später muss Belcan das Geschäft aufgeben. Und Tim ist arbeitslos. Und Kelley Smith, seine Ehefrau, möchte gern abfangen, was sie abfangen kann. Aber Delta Airlines geht es schlecht. Keiner Fluglinie geht es gut in Amerika. Kelley kann nur noch wenige Stunden arbeiten, sie fängt als Krankenschwester an, parallel. Die Kinder erfahren nichts. Die Eltern liegen nachts wach und reden.

Das Haus ist schön geworden, sie haben jetzt ein Jacuzzi, und kirschfarben ist das zweite Bad. Aber sie haben nichts gespart, das Leben ist teuer. Es geht schnell hinab, sehr schnell, wenn man Schulden mit neuen Schulden begleicht. Tim schickt noch Schecks an New Century, aber nicht mehr pünktlich. Und nicht mehr über die vollen Beträge. Woher nehmen?

Terrace Park, Ohio, Januar 2005

Der Deutsche Bank National Trust hat den Kreditvertrag der Familie Smith gekauft. Tim Smith muss unterschreiben, dass er zusätzlich 14 699,52 Dollar schuldet, darin stecken Tilgung, Säumniszuschläge, Anwaltskosten, Gerichtskosten. Er unterschreibt. Das Geld aber hat er nicht. Seine Gesamtschulden belaufen sich jetzt auf 246 025 Dollar und 77 Cents.

Kelley Smith kommt vom Einkaufen, nimmt die Post aus dem Briefkasten. Werbung, Werbung, Werbung – und: eine Karte. Von einem Computer beschrieben, rot abgestempelt für 23 Cent. «Case Number A 0500045 Deutsche Bank National Trust vs. Kelly Newton-Smith et al» steht da. Es ist die Androhung der Zwangsvollstreckung.

Terrace Park, Ohio, 2006

Tim Smith würde gern mit der Deutschen Bank sprechen, aber er kommt nicht durch. Niemand zuständig. Niemand da. Die Deutsche Bank hat Kelley und Tim verklagt, so etwas macht Angst: «Deutsche Bank National Trust gegen Kelley Smith», schon wieder müssen sie für Anwälte zahlen. Ein Schriftstück von 2003 taucht auf, bei New Century, jener Bank, die den Kreditvertrag an die Deutsche Bank weitergereicht hat. Tims und Kelleys Unterschriften sind darauf, die Unterschriften aber sind falsch. Es ist ganz leicht zu erkennen, hier steht «Kelly» und nicht «Kelley». Auch die Ziffern und Daten auf Verträgen und Unterverträgen seien verändert, sagt Tim.

Eine Zwangsversteigerung wird angesetzt für den 26. Januar 2006. Der Sheriff von Hamilton County setzt den Wert des Hauses auf 189 000 Dollar an, es dürfe nicht weggehen für weniger als zwei Drittel dieses Werts, schreibt er. Tim und Kelley beantragen einen Aufschub, schicken 9213,91 Dollar an Litton Loan, der Aufschub wird gewährt. Tim und Kelley bezahlen die Anwälte.

Terrace Park, Ohio, Oktober 2007

Tim und Kelley Smith sind mit 28 000 Dollar im Verzug. Ihr Konto liegt jetzt bei Litton Loan, der Agentur der Deutschen Bank, Nummer 13047519. Sie müssen künftig 2846,20 Dollar zahlen, Monat für Monat. Wenn sie ihr Haus behalten wollen.

Ein neuer Vertrag also, sechs Seiten. Ein neuer Sargnagel. Tim unterschreibt. «Wir waren doch gar nicht gierig», sagt er, «wir wollten bloß klug sein wie alle anderen.» Briefe gehen hin und her. Einmal kann Tim Smith 1000 Dollar überweisen, die Leute von Litton Loan schreiben: «Das reicht nicht.»

PHASE VI: JANUAR BIS OKTOBER 2008

Die Welt gerät ins Wanken. Tim Smith verklagt die Deutsche Bank. Die BaFin macht sich rar. Die Hypo Real Estate braucht auf einmal Nothilfe. Lehman Brothers ebenso.

Terrace Park, Ohio, März 2008

Anwaltsrechnungen: 1879,50 Dollar. «Hört es nie auf?», fragt Tim Smith. Kelley fragt, was er von Scheidung hält. «Wir haben kein anderes Thema mehr», sagt sie, «was ist denn das für ein Leben?» Aber sie spricht ganz leise, sie weint. Sie beten, sie beschließen, dass sie durchhalten wollen, aber das Haus verkaufen. Die Frage: an wen? Wie denn, in dieser Zeit?

Ohio ist schwer getroffen von der Krise. Bald werden hier Ruinen sein, vernagelte Häuser, in einigen Straßen neun von zehn. Manche werden niederbrennen, andere geplündert, und vor jedem zweiten Haus steckt ein Schild im Sand: «For Sale».

Aber es gibt keine Käufer mehr und keinen Markt, 29 100 Zwangsversteigerungen gab es in den beiden vergangenen Jahren im Bezirk Cuyahoga. Darum lassen die Menschen ihre Häuser einfach zurück, sie ziehen aus und fort, keiner kennt die neue Adresse, sie versuchen, sie hoffen, in der Obdachlosigkeit wenigstens den Schulden zu entkommen.

«Es ist der perfekte Sturm», sagt Tim Smith, «die Menschen verlieren ihre Jobs und wollen Häuser verkaufen, die überbewertet waren, und keiner kann kaufen.» Es ist der Kollaps einer Gesellschaft. Das Ende einer Idee. In Cleveland, Ohio, lässt sich das Scheitern einer Kultur besichtigen oder, so kann man es auch sagen, das, was die Wirtschaftskrise aus einer funktionierenden Kultur macht.

Terrace Park, Ohio, Juni 2008

Am 6. des Monats bekommt Tim Smith wieder Post. In der Mahnung steht: «Wir sind unfähig, weiter an Ihrem Fall zu arbeiten, bis Ihre überfällige Rechnung bezahlt ist.» Fällig sind 5329,50 Dollar. Tim bittet um eine erneute Modifizierung des Kredits. «Abgelehnt», steht im Antwortschreiben, stattdessen wird ihm der nächste Termin für die Zwangsversteigerung mitgeteilt, «aus guten Gründen», wie der Richter schreibt.

Mit der Hand füllen Tim und Kelley Smith das Formular aus, Aktenzeichen A 0700261, «Kelley Newton-Smith and Timothy E. Smith vs. Deutsche Bank National Trust Company». «Betrug» und falsche Darstellung der Fakten werfen sie der Bank vor. Die Zwangsversteigerung möge ausgesetzt werden, schreiben sie, weil «wir immer wieder versucht haben, vom Beklagten einen Preis zu erfahren, zu dem wir das Haus an Interessierte verkaufen können», aber nie habe es eine Antwort gegeben, nie auch nur eine Kommunikation mit der Bank.

Immer nur Forderungen. Und dann wieder Schweigen. «Wir verbinden Sie weiter», und dann ein Anrufbeantworter. Tracy heißt die Frau, die zuständig ist, angeblich, Tracy ruft nicht zurück. Kelley Smith sagt, sie habe es inzwischen verstanden: «Genauso soll es sein, das ist der Sinn des Systems. Es geht nicht mehr um Menschen, weil es nicht mehr um Menschen gehen soll.»

PHASE VII: SEPTEMBER 2008 BIS ?

Die Landeskirche Oldenburg fürchtet sich erst nicht, dann sehr. Manfred Blume muss seinen Bankberater anrufen. Die Deutsche Bank verliert einen Prozess in Ohio. Kontrolliert eigentlich jemand die amerikanischen Banken? Für Tim Smith kommt der Sieg zu spät.

Tim Smith hat seine Geschichte zwei Tage lang erzählt, zuerst in einem Restaurant, dann in seinem Büro. Er arbeitet jetzt für «The Austin Company», Business Development Director ist er; das Unternehmen ist 130 Jahre alt und heute in japanischer Hand. Ein Großraumbüro am Rande Clevelands, Tim hat eine Zelle von drei mal drei Metern, einen roten Drehstuhl, aber es ist eine schöne Zelle mit Fotos von den Kindern und Pflanzen und Büchern.

Kelley wollte nicht mehr über die Geschichte reden, am Anfang, aber jetzt ist sie doch am Telefon. Eine weiche Stimme. Ganz leise. Vorsichtige, langsame Worte. «Es war so bedrohlich», sagt sie, «so entwürdigend. Es war ganz egal, wie sehr wir uns mühten, wir hatten keine Chance.» Stille. Dann: «Irgendwann hast du kein anderes Thema mehr. Es macht eine Ehe kaputt. Du fragst deinen Partner, ob er den Scheck geschickt hat, und er sagt ja, aber die Bank sagt nein, da sei kein Scheck. Wem glaubst du? Es zerstört dich, es zerfrisst dich. Du fragst dich die ganze Zeit, was Menschen davon haben, wenn sie andere Menschen so behandeln, aber dann verstehst du, dass sie gar nicht wahrnehmen, dass sie mit Menschen zu tun haben. In der ganzen Zeit habe ich nicht ein einziges Mal jemanden von der Deutschen Bank ans Telefon bekommen.»

Er sagt zu seiner Frau: «Du warst sehr geduldig, Schatz, du hast so viele Ideen gehabt.» Und sie sagt: «Und du hast dich so tief in den ganzen Wahnsinn hineingearbeitet, wie ich es nie gekonnt hätte.» Es ist eine kalte Nacht in Cleveland, es regnet, es ist stockfinster draußen. Dann kommen zwei Engel vorbei.

Kate und Jeremy Hudson fahren durch die Gegend, sie suchen ein Haus, sie haben freie Auswahl, so viele Häuser, und so billig! 287 415 Dollar schulden Tim und Kelley Smith der Deutschen Bank. 320 000 Dollar verlangen sie für das Haus, sie wissen, dass sie nicht pokern können. Alle wissen das. Auch 290 000 Dollar wären gut, dann kämen alle ohne Verluste aus der Sache heraus. Kate und Jeremy Hudson bieten 240 000.

Die Deutsche Bank sagt zuerst nein, dann sagt sie: Okay, macht es. Die Maklerin, die geholfen hat, heißt Tina Turner. Tim Smith, 49 Jahre alt, sitzt auf einem Gehsteig und denkt, dass er ein Jahrzehnt seines Lebens verloren hat in einem amerikanischen Alptraum, als er vom Abschluss hört. «I love you, Tina Turner», ruft er. Dann fängt er an zu weinen. Dann packen sie ihre Sachen. Sie ziehen nach Cleveland. Und mieten.

Ende des Auszugs.

Die Anonymisierung der der modernen Marktwirtschaft ist ein reich gedeckter Tisch für alle alle Raffgierigen.Wir müssen ganz und gar nicht zu Kommunisten oder Sozialisten wandeln um uns dagegen zu wehren.

Zusätzlich wird das Geld in Zukunft billig bleiben und überhaupt, so schlimm wird es schon nicht werden, denn 95 Prozent aller Topmanager glauben, daß ihnen die Öffentlichkeit kein Vertrauen mehr schenkt. Prima, Gefahr erkannt und gebannt, damit schon mit der nötigen Selbsterkenntnis unterfüttert. In dunkler Zeit bei Kerzenschein, jetzt kann nichts mehr schief gehen

Ja liebe Topmanager, Wahlspruch für 2009 ist FETT zu lesen:

Niveau ist keine Hautcreme!

…alles wird gut, wir wissen nur noch nicht genau wann und wo zuerst:-)

Stimmung Frohsinn Umsatz

Beste Weih-Nacht Grüße aus Ricciland ins Heidiland

Weiter zum Adventskalender

Liebe Leser, wenn sie etwas zu sagen haben, so können sie ihren eigenen Blogbeitrag im Adventskalender gleichzeitig auf mehreren Blogs erscheinen lassen – immer vorausgesetzt, im 2009 gehen uns die Ideen nicht aus und helfen mit Ideen mit – heuer sind wir ausgebucht – danke allen, die mitgeholfen haben und den zig-tausend Clicks, die uns motivieren, zu schreiben, Bilder zu schiessen … um den Adventskalender zu ermöglichen.

8 thoughts on “Ricci, unser Klaus wünscht schöne genussreiche rauchende Weinachten”

  1. Herr Ziesemer, Chefredakteur des handelblattes legt treffende Worte zu unserer Orientierung:

    25.12.2008
    Essay
    Der wunde Geist des Kapitalismus
    von Bernd Ziesemer

    «In jeder großen Finanzkrise stirbt das Vertrauen zuerst und die Hoffnung zuletzt. Was wir in diesen Monaten erleben, unterscheidet sich von seinen historischen Vorläufern nicht so sehr durch das Ausmaß der Verwerfungen auf den Märkten, die Zahl der Bankenpleiten oder die Kursverluste an den Börsen.

    Aber in keiner anderen Finanzkrise ging so viel Vertrauen verloren wie in dieser: Vertrauen in die Banken, Vertrauen in die Märkte, Vertrauen in die Finanzaufsicht, Vertrauen in das ganze kapitalistische System.

    Ohne Vertrauen kann eine Marktwirtschaft aber nicht funktionieren. Wechselseitige Loyalität, Pflichtgefühl und Vertrauen gehören zu den Grundwerten eines kapitalistischen Systems, wie der amerikanische Politologe Francis Fukuyama in seinem großen Buch „Trust“ schreibt: „Diese Eigenschaften sind keineswegs Anachronismen innerhalb einer modernen Gesellschaft, sondern vielmehr Conditio sine qua non ihres Erfolgs.“ Sie konstituieren letztlich das, was Max Weber den „Geist des Kapitalismus“ nannte. In der jetzigen politischen Debatte über die Ursachen und die Folgen der Finanzkrise geht es um nicht weniger als die Frage, ob wir den ursprünglichen Wertekanon unserer freiheitlichen Gesellschaft neu begründen können – oder einem neuen Geist des Etatismus oder sogar des Neosozialismus opfern»

    ..weilerlesen hinter dem Link!

    Beste Grüße aus Ricciland/Bembelcounty/Bad Vilbel
    Ricci

  2. 2008
    Jahr der Erwartung und Entwertung

    Von Frank Schirrmacher, faz.net
    Auszug:
    » Die permanente, fast wöchentliche Überhöhung immer phantastischer werdender Zahlen, das vollständige Verschwinden riesiger Summen, die ursprünglich offenbar niemals vorhanden waren, im Nichts, der Bankrott ganzer Länder führen zu einer Entwertungserfahrung, die nicht kommunizierbar ist.

    Die gigantischen Zahlen nämlich legen die Sprache lahm und damit den Alltagsverstand, ja Rationalität überhaupt. Bestimmte toxische Finanzprodukte, darauf hat Warren Buffett unlängst hingewiesen, verlangen eine schriftliche Dokumentation von fast einhunderttausend Seiten. Kein Wunder, dass die Experten vom früheren Chef der amerikanischen Notenbank bis zum Sparkassendirektor davon reden, dass sie sich, in den Worten Alan Greenspans, was jetzt geschieht, „nicht haben vorstellen können“

    Link ist gesetzt, gelle!

  3. Menschen brauchen Menschen die etwas unternehmen wollen!
    Kommt das immer gut an?

    Ein Auszug der Zeit zum Tod von Herrn Merckle geht näher darauf ein:

    «Um das Ansehen von Unternehmern ist es in Deutschland von jeher nicht gut bestellt. In Umfragen spricht ihnen die Mehrheit der Bevölkerung schlankweg ab, sozial verantwortlich zu handeln. Von vielen werden Unternehmer vornehmlich als Ausbeuter angesehen, die sich auf Kosten der Mitarbeiter bereichern. Trotz ihrer Macht sind sie in der deutschen Gesellschaft im Grunde immer soziale Randfiguren geblieben. Ob im Kaiserreich, in der Weimarer Zeit, während der NS-Diktatur oder in der Bundesrepublik – niemals gaben Unternehmer hierzulande den Ton an.

    Vermutlich hängt es mit ihrer speziellen Funktion zusammen, dass Unternehmer eher beargwöhnt als geachtet werden. Mit ihrem Wirken bringen sie ja nicht nur Wachstum und Fortschritt, sondern auch Unordnung in die Welt. Sie sind Motoren der Veränderung, und sie stören uns in unserer Sehnsucht nach Sicherheit, Stabilität und Endgültigkeit. Sie gründen, kaufen und verdrängen. Sie schließen, erneuern und zerstören. Sie schaffen anderen Menschen Arbeitsplätze, und sie nehmen sie ihnen auch wieder. Sie sorgen für Konkurrenz, für Dynamik, für Unruhe. Und wird einer von ihnen müde oder träge, so beginnt der nächste mit frischem Furor. Das ist für viele beängstigend.

    Wir verkennen häufig, welche persönlichen Risiken diese Menschen bei einem solchen Leben eingehen. Der Freitod Merckles kann uns den Blick schärfen für das Wesen des Unternehmertums in einer nichtstaatlichen Wirtschaft. Unternehmer sind Menschen, die sich weithin sichtbar auf die Probe stellen. Schon dadurch, dass sie eine Weile bestehen und nicht gleich wieder untergehen, beweisen sie ihre Befähigung. Das ist anders als zum Beispiel bei Lehrern, bei Buchhaltern und auch bei Journalisten.

    Risikofreude ist eine Grundvoraussetzung für diesen merkwürdigen Beruf, und sie schließt die Möglichkeit des Scheiterns ein. Unser Blick auf die Kaste der Unternehmer beschränkt sich allzu häufig auf die Erfolgreichen, auf die Mächtigen, die wir beneiden und manchmal auch bewundern. Aber Pleitiers und scheiternde Unternehmer gehören ebenfalls zum Kapitalismus. Wir sollten sie nicht leichtfertig mit moralischen Vorwürfen beladen.»
    Quelle:
    http://www.zeit.de/2009/03/01-Merckle?page=2

  4. …hier wird ausgesprochen, pardon, natürlich schwarz auf weiss geschrieben:
    Globale Pleite
    von Jörg Eigendorf, Ressortleiter Wirtschaft, Finanzen und Immobilien
    18.01.2009 – 17.11 Uhr auf welt-online

    Die deutschen Kreditinstitute sind auf staatliche Hilfe angewiesen.
    Der Regierung stehen drei Varianten zur Wahl.

    «Die Rufe nach einer „Bad Bank“ für faule Kredite werden immer verzweifelter. Die deutschen Kreditinstitute, das ist klar, werden es aus eigener Kraft kaum mehr schaffen.

    Der Staat hat nun drei Möglichkeiten. Erstens kann er die Banken kollektiv pleite gehen lassen und dabei hoffen, dass einige starke überleben. Das dürfte allerdings nicht funktionieren. Mit jedem Geldhaus, das nun in eine Schieflage gerät, rücken auch gut geführte Banken dem Abgrund näher. Die zweite Option ist eine kollektive „Bad Bank“, in die jedes Institut seinen Bilanzmüll abschiebt. Die Regierung säße dann kurzfristig auf einem dreistelligen Milliardenbetrag an unverkäuflichen Papieren und Krediten, und der Steuerzahler müsste die Zeche zahlen. Auch das wäre politischer Selbstmord.

    Rekapitalisierung durch den Staat

    Die dritte Variante ist schon einmal praktiziert worden – und zwar Anfang der 90er-Jahre in Schweden. Jede Bank gründet ihre eigene „Bad Bank“, so dass transparent wird, wer wie viel Geld braucht. Entsprechend des Umfangs müsste dann die Rekapitalisierung durch den Staat erfolgen, der im Gegenzug Aktienpakete erhielte. Nach der Restrukturierung des gesamten Systems werden dann die Banken wieder privatisiert.

    Dieser Weg ist nicht schön, er ist aber der ordnungspolitisch sauberste. Wer hingegen hofft, dass sich die Bankenkrise von alleine löst, dürfte desillusioniert werden.

    Das globale Bankensystem ist unterm Strich pleite.
    Diesem Strudel wird kaum ein Haus entkommen.»

    Was können wir daraus ziehen:
    Vertrauen bietet mehr Gesprächstoff als der Verstand!

    Grüße aus Ricciland!

  5. Ja, die Ausmasse sind total verschieden. Im Dezeniumskandal waren es etwas mehr als CHF 3000 pro Einwohner des Kantons bern, die aufgewendet werden mussten. Aus dem Immobilienloch in den USA ist es pro Einwohner etwas weniger und die Schulden werden ja noch durch ausländische Banken aufgefangen … sorry durch den Schweizer … CHF 10 000 für jeden, inkl, Bébés und Kleinkinder, die nun wirklich gar nichts dazu sagen können. Summa sumarum ergibt das dann 70 Mia. die der Bund der UBS zur Verfügung stellte.

  6. …der Change kommt im Ansatz um die Ecke:

    OBAMA GEGEN BANKER-LUXUS
    Präsident Cool schaltet auf Angriff
    Von Marc Pitzke, New York

    So offensiv hat man Barack Obama selten gesehen. Der oft als kühl kritisierte US-Präsident echauffiert sich über den Luxus der US-Banker. Teure Büromöbel, edle Firmenjets, jetzt noch üppige Boni – obwohl der Staat die Konzerne mit Milliarden stützen muss: «Das ist der Gipfel der Verantwortungslosigkeit.»

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