Bretton-Wood – der Auslöser für Spekulationen?


Obige Frage hat ein Leser an mich gerichtet. Wenn wir die heutige Geldgier der Menschen etwas ausklammern, dann darf die Frage mit «da ist etwas dran» beantwortet werden.

Ein weiterer Beitrag über «Geld und Finanzen – leicht erklärt» – eine Idee von Tari Eledhwen aus Solothurn.

Dieser Leser hat den Beitrag «Die Bank, die Maulwürfe und der Maschendraht» gelesen und ist auf einen Kommentar bei der Wiwo gestossen.

Konrad Fit schreibt: « … Früher flossen ca 90% Waren und 10% Geld um die Welt , und jeder Dollar war 4 X verliehen .

Heute fliessen ca 90 % Geld um die Welt , hinter dem ein Warenwert von 10% steht , und jeder Dollar ist 54 X verliehen … »

Viele werden jetzt denken, dass dies ja gar nicht möglich ist. Kann man Geld nur einmal verleihen? Nein. Ein kleines Beispiel. Sie nehmen 200’000 mit einer Hypothek auf und geben dieses Geld an den Hausverkäufer. Er bringt es zur Bank und diese leiht es wiederum aus. Einen kleinen Teil behält er aber als Reserve. Nicht um damit Nahrungsmittel, Treibstoff oder anderes zu bezahlen, denn solches Geld ginge ja in den Umlauf und könnte wiederum verliehen werden.

In obigen Kommentar wurde von der Kenntnis eines weltweiten Währungssystems ausgegangen. 1944 wurde das Bretton-Woods-System eingeführt. Der USD war die Welt-Leitwährung. Als Fixpreis für eine Unze Gold legte man 35$ fest. Ein Kilo Gold entsprach mit den fixen Wechselkursen für Devisen knapp CHF 5000.

Charles de Gaulle war der erste, der nach 1969 die US-Dollar-Reserven von Frankreich an die USA zurückgab und dafür zum Fixkurs Gold bekam. Alles hat er nicht bekommen, denn die Amerikaner hatten zu wenig Gold als Reserve. Das war der Anfang vom «Zusammenbruch des Bretton Woods-Systems 1973».

Seither ist der US-Dollar nicht mehr in einem festen Verhältnis zum Goldpreis. De Gaulle und seine Berater darf man rückblickend nicht als Spekulanten bezeichnen. Die Franzosen haben die Lage der USA richtig eingeschätzt und reagiert. Die USA war im Grunde genommen zahlungsunfähig. Es gibt sie aber weiterhin. Also kann davon ausgegangen werden, dass andere Länder den USA Geld gegeben haben, damit sie wieder auf die Beine kommt. Viele mussten, wenn wir es genau betrachten, ihr Guthaben gegenüber den USA abschreiben.

Wo das Ausnützen von Kenntnissen zur Spekulation oder gar zur Gier übergeht, kann keiner sagen. Klar ist, dass es seit 1973 beim Goldpreis grosse Schwankungen gibt und der USD auch nicht mehr CHF 4.375 wert ist. Wenn man es ganz genau betrachtet, so haben die Amerikaner als erste spekuliert (Nachtrag – s. Kommentar: beim Bretton-Woods-Abkommen), dass sie nicht alle USD gleichzeitig gegen Gold zurückkaufen müssen. Wenn man sich noch überlegt, dass für den Vietnam-Krieg extrem viel Geld gebraucht wurde, begreift man vielleicht die Schwäche des USD von heute etwas besser. Kriege jeder Art kosten viel Geld. Und Menschenleben.

Vor einem Jahr im Finanzblog erschienen:
Stag – Spekulant oder Triumph

Vor zwei Jahren erschienen:

Industriebrachen, Schweizer Insider Geschäfte und Ermittlungen

Vor drei Jahren erschienen:

Aargau an der Spitze? Kantönligeist abschaffen!

Vermögensverwaltung von MARTI+PARTNER – unabhängig, langfristig

3 thoughts on “Bretton-Wood – der Auslöser für Spekulationen?”

  1. Der Beitrag von martipartnercom blendet die geld- und wirtschaftshistorischen Zusammenhänge völlig aus und greift deshalb zu kurz.

    Das Bretton-Woods-Regime ist nur ein Phänomen in der langen Geschichte von Währungssystemen. Solche kommen und gehen, entstehen und verschwinden. Schon im Altertum gab es sie. Grosse europaweite Bankencrashs gab sah man schon im 16. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert gab es allein in Spanien fünf Staatsbankrotte. Und immer ging es um verlorenes Vertrauen gegenüber dem Geld. Die Akzeptanz von Geld beruhte schon damals auf dem Glauben, jederzeit die eigenen Papiere in Gold zurückzutauschen zu können. Die enge Koppelung der Geldmenge (Papiere bzw. Wechsel bzw. Banknoten) mit den jeweiligen Vorräten an Gold führte immer wieder dazu, dass bei Inflation – ausgelöst vor allem durch den Finanzbedarf der Königshäuser für ihre Kriege – das Vertrauen ins Papier schwand. Wie heisst es so schön: Hat ein Mensch Vertrauen, spekuliert er konstruktiv, hat er kein Vertrauen, spekuliert er destruktiv. Spekulieren, das heisst Rendite und Risiko kombiniert als Grundlage für eine Investitionsentscheidung, ist per se also nichts Anrüchiges und ist so alt wie die Menschheit.

    Der Zusammenbruch von Bretton Woods war daher nicht der Auslöser von Spekulationen, sondern einfach nur eine grosse geldpolitische Zäsur: die Entkoppelung der Geldpolitik von Edelmetallvorräten.

  2. … absolut korrekt was Juri schreibt. In meinem letzten Abschnitt, im fett geschriebenen, muss ergänzt werden, dass ich nur diesen Zeitabschnitt anschaue. Das sind so meine «Schreibfehler», die nicht rot unterstrichen werden.

    Es ist mir absolut klar, dass hier nicht die ersten Spekulanten am Werk waren. Die gab es auch biblischen Zeiten schon. Die ersten an den Wertpapierbörsen dürften wohl zur Zeit von «Adrian der Tulpendieb» gewesen sein. In dieser Zeit war es zumindest den Reicheren möglich, sich in grösserem Massstab an der Börse nicht nur an Waren- und Rohstoffmärkten zu beteiligen, ohne dass man den «Handelspartner»oder einen Mittelsmann kennen musste.

    Nach der Bretton Woods Zeit haben aber die Edelmetall- und Devisengeschäfte sehr stark an Abschlüssen und Umfang zugenommen. Und aus diesem Grunde schreibe ich im Header «dann darf die Frage mit «da ist etwas dran» beantwortet werden» Ich denke, dass der Leser doch einiges gedacht hat. Ohne diese Frage, hätte ich vermutlich nie solche Überlegungen angestellt.

    Nun wäre es schön, wenn Juri noch einmal berichtet – das ist interessant. Merci.

  3. Gold und Silber Einstiegskurse
    Einige amerikanische Banken haben durch einen Großverkauf von über 5.000 Tonnen Silber und über 200 Tonnen Gold den aktuellen Preissturz bei den Edelmetallen verursacht. Trotzem sind Goldmünzen wie der Krügerrand und Maple Leaf händeringend begehrt, da der Markt nahezu leergekauft ist. Daher sind diese Bullion Münzen nicht erst seit kurzem mit hohen Aufschläge belastet. Die Börsen Goldwertigkeit ist gesunken und die Goldmünzenwertigekit aber nicht im gleichem Maße. Da nachwievor die Nachfrage nach Goldmünzen gigantisch groß ist!

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