Pakistan: Selbstmordattentat in Lahore


Heute, zu einem späteren Zeitpunkt, war genau dort eine Demonstration der Anwälte gegen Musharraf geplant gewesen. In den verschiedenen Berichten und den Informationen die ich direkt aus Lahore per Telefon erhalten habe, heisst es, dass die Polizei die Zielscheibe des Attentats war. Ich werde versuchen mehr rauszufinden. Das ist nicht einfach, wenn der Strom weg ist, keine TV- Sender mehr laufen und das Internet nur per Batterie geht… Es geht, so lange es noch geht…

Selbstmordanschlag in Lahore gegen die Polizei

yahya hassan bajwa, Rahim Yar Khan, 10.1.08

15.30; Der heutige Anschlag geschah an der grossen Kreuzung vor der stark belebten Hauptpost in Lahore. Ein Steinwurf entfernt befindet sich das Obergericht. Von hier aus wollten die Anwälte heute eine Protestkundgebung gegen Musharraf durchführen. Ich sprach mit Malik Riaz, der in Lahore Anwalt ist. Er sagte mir, dass sie sich gerade im Gericht am Versammeln waren, als sie die Explosion hörten. Die Anwälte führten ihren Protest zuerst innerhalb des Gerichts durch und wollten anschliessend auf die Strasse. Zum Glück gab es eine Verspätung und deshalb sind nur wenige Anwälte unter den Verletzten – wenigstens einmal ein positiver Aspekt der Verspätung in Pakistan. Augenzeugen meldeten, dass die Explosion sehr stark war und in der Nähe der Explosion die Fenster zum Bersten brachte.

Im Verlauf des heutigen Tages wurden die Zahlen der Toten und Verletzen mehrmals nach oben korrigiert. Zum jetzigen Zeitpunkt (18h pakistanische Zeitrechnung) heisst es nach offiziellen Angaben, dass 23 Personen – mehrheitlich Polizisten – umgekommen seien und 71 verletzt wurden. Der Anwalt im Obergericht, Malik Riaz, geht davon aus, dass die Polizei das Ziel war. Dies wird durch Ahmad Naseem, Polizeiverantwortlicher, bestätigt. Es kann aber auch sein, dass sowohl die Polizei, als auch die Anwälte das Ziel waren. Doch weil die Anwälte sich verspäteten, jagte sich der Selbstmörder zu früh in die Luft – vielleicht auch, weil er Angst hatte, durch sein Verhalten erkannt zu werden. Die Verletzten wurden in die verschiedenen Spitälern gebracht. Einige liefen sogar zu Fuss in ein nahe liegendes Spital.

Der Grund für den Anschlag – falls wirklich nur die Polizei das Ziel war -, kann ein Racheakt der Militanten aus Waziristan oder Swat sein. Die Regierung wird beschuldigt, Handlanger der USA zu sein. Seit mehreren Wochen liefert sich die pakistanische Armee, Rangers und auch Polizei blutige Kämpfe mit den Taliban im Grenzgebiet zu Afghanistan. Ein Ende scheint noch in weiter Ferne zu liegen.

Nach offiziellen Angaben werden Al-Qaida und die Taliban für den Anschlag verantwortlich gemacht. Bis jetzt gibt es aber noch kein Bekennerschreiben und man weiss nicht, wer wirklich hinter diesem Anschlag steckt. Angst und Schrecken werden verbreitet und die BürgerInnenen nur noch mehr verunsichert. Kein gutes Zeichen, denn in den nächsten Tagen beginnt der Monat Muharram. In diesem trauern die Schiiten und führen auf den Strassen Prozessionen durch. Jedes mal muss die Polizei solche Prozessionen vor Anschlägen schützen…

Auf jeden Fall, sagte mir Malik, dass anschliessend ihre Demonstration gegen Musharraf abgesagt wurde.

TransCommunication – Research and Communication – Dr yahya hassan bajwa –

POB 1351 – 5400 Baden – Switzerland – www.TransCommunication.info

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Es ist erstaunlich, wie sich die Informationen trotz erschwerten Bedingungen relativ rasch konkretisierten.

Pakistan wird seit Monaten von einer Welle der Gewalt erschüttert. Vor zwei Wochen war die Oppositionsführerin Benazir Bhutto bei einem Anschlag in Rawalpindi im Norden des Landes getötet worden.

Im vergangenen Jahr starben in Pakistan mehr als 800 Menschen durch Anschläge, bei denen es sich überwiegend um Selbstmordattentate gegen die Sicherheitskräfte handelte.

Die Mehrzahl der Anschläge ereignete sich seit Juli, nachdem die Armee die von militanten Islamisten besetzte Rote Moschee in Islamabad gestürmt hatte. Damals starben etwa hundert Menschen.

Pakistan wird als instabilste Atommacht gesehen, was die Gefahr des Missbrauchs von Atomwaffen aufkommen lässt.

odh, personalblog

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