Hier berichtet, Dr. Yahya Hassan Bajwa aus Pakistan
yahya hassan bajwa, Rahim Yar Khan, 14.1. 08, 17:36 H
Über Polizeikorruption, der Korruption im Volk und die inoffizielle Prostitution
Dr yahya hassan bajwa, 14.1.08, Rahim Yar Khan
Als Saleem als Polizist anfing zu arbeiten, war ihm das System noch nicht bekannt. Wenn z.B. jemand eine ID-Karte verliert, kommt er auf den Polizeiposten, um den Verlust zu melden. Ich muss einer solchen Person sagen, dass sie auf einem speziellen Dokument, das auch im Gericht verwendet werden kann, ihre schriftliche eidesstattliche Aussage festhalten und damit wieder zu mir kommen muss. Das Dokument kostet 20 Rupien und dem Schreiber bezahlt man etwa 50 Rupien. In dieser Aussage müssen Name, Name des Vaters, Adresse und der Umstand des Verlustes aufgeführt werden. Als Polizist muss ich den Bericht eintragen und er erhält daraufhin seine Registernummer. Alles, was auf dem Posten geschieht, ist umsonst. Der Stellvertreter des Schreibers (Muharrar) wird aufgesucht. Meine Aufgabe ist es, den Bericht einzutragen. Wir schauen, ob man bei einer Person einfach Geld einkassieren kann oder ob man sich mehr bemühen muss. Bei Polizei- oder Armeeangehörigen wird kein Geld abgezockt. Bei allen anderen Personen fangen wir bei 100-200 Rupien an (das sind etwa 2-3 Franken). Dann fängt das Feilschen an. Wir erhöhen jedes Mal die Summe, wenn die Person um Vergünstigung fragt. Wenn man sieht, dass einer nicht bezahlen will und z.B. damit kommt, dass er mit diesem oder jenem Polizisten befreundet ist, lassen wir ihn einfach einmal warten. Nach einer halben Stunde meldet er sich erneut. Wir versuchen möglichst einen Augenkontakt zu vermeiden. Irgendwann hat er keine Geduld mehr und zahlt. Dann geht die Sache ruckzuck und alles ist erledigt.
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Einmal verunfallte ein Major tödlich in unserem Rayon. Die Familie verzichtete auf eine weiterführende Untersuchung, da es offensichtlich ein Unfall war. Es ist aber normal, dass bei einem Militärangehörigen automatisch ein FIR (Polizeibericht) erstellt wird. Kurz darauf erschien ein Unteroffizier in Zivil und verlangte von uns eine Kopie des FIRs. Mein Kollege sagte, er solle 200 Rupien hinlegen, dann bekäme er die Kopie. Dieser ging zurück zum Major, der im Fahrzeug draussen wartete. Ich befand mich zu jenem Zeitpunkt gerade auf der Toilette, sah den Jeep des Majors und erkannte ihn auch sofort. Dieser, ebenfalls in Zivil, trat in unser Zimmer und empörte sich, dass Geld verlangt wurde. Mein Kollege wurde wütend und bestand auf die 200 Rupien. In dem Augenblick betrat ich das Zimmer und grüsste den Major mit „Sir“. Dieser fragte mich, was denn das soll. Ich sagte, dass dieser FIR, weil es sich um eine militärische Angelegenheit handle, versiegelt sei. Daher ist es eine Gebühr von 210 Rupien. Der Major verstand sofort das Argument, meinte aber, dass er nur 200 Rupien dabei hätte. Ich sagte ihm, dass dies kein Problem wäre, ich würde gerne die übrigen 10 Rupien bezahlen. So verdiente ich 100 Rupien und bekam auch noch meine 10 zurück. Interessant an der Sache ist, dass es gar keine solche Gebühr gibt. Aber, wer weiss das schon?
Einmal, erzählt mir Saleem weiter, als er noch Strassenkontrollen machte, hätte er einen Motorradlenker gestoppt und von ihm die Fahrzeugdokumente und den Führerschein verlangt. „Anstatt mir die Dokumente zu zeigen, legte er mir eine Visitenkarte des Distriktvorstehers hin. Ich wiederholte meine Bitte und dieser gab mir eine weitere Visitenkarte eines anderen, höheren Beamten. Am Schluss hatte ich fast 10 Visitenkarten. Als ich immer noch die Dokumente verlangte, zog er seinen Joker – eine Visitenkarte des damaligen Innenministers Zafar Waraich. Ich sagte ihm, dass ich keine Visitenkarten möchte. Daraufhin wählte er die direkte Telefonnummer des Innenministers. Ich weigerte mich, mit ihm zu sprechen – mit dem Innenminister, da macht man sich als Polizist gleich in die Hose. Schlussendlich gab ich klein bei und händigte ihm die Motorradschlüssel wieder aus. Dieser wollte dann die Visitenkarten zurück. Ich sagte ihm, dass ich alle verbrennen würde. Mit fast einer weinerlichen Stimme bat er mich, wenigstens seinen Joker, der doch vorzüglich gewirkt hatte, ihm zurückzugeben…“
Prostitution in Pakistan
In Pakistan gibt es keine Prostitution, meint Saleem. Die Polizei ist in erster Linie nur an Geld interessiert. Dann gibt es aber unter der Polizei auch solche, die mehr an einem Seitensprung mit den leichten Mädchen interessiert sind. Die Schlimmsten sind wohl jene, die beides interessiert. Hier in Rahim Yar Khan gibt es ein Haus, das von einer Zuhälterin geführt wird. Dort werden die Mädchen sogar aus Lahore eingeflogen. Falls nun die Zuhälterin nicht mit uns kooperiert, führen wir eine Razzia durch. Spätestens bei unserem zweiten Besuch wird sie einwilligen und ist bereit, mit uns zu arbeiten. Früher hatte sie Mädchen aus den Dörfern. Denen wurde gesagt, dass sie die Möglichkeit hätten, in der Stadt zu wohnen. Sie würden dort als Hausmädchen arbeiten. Im Haus der Zuhälterin läuft Kabelfernsehen mit „leichten Filmen“ und die Mädchen sitzen mit ihren zukünftigen Freiern zusammen und unterhalten sich. Irgendwann steigen sie dann auch ins Geschäft ein.
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In Ahmadpur Sherkia, etwa 130 km von hier entfernt, gibt es einen internationalen Mädchenmarkt. Das kommt noch aus der Zeit der Nawab (Adelstitel), die sich dort die Mädchen kauften. Ich war einmal dort und stellte fest, dass dort sogar ein Deutsches Mädchen als Prostituierte arbeitete. Vor ihrem Haus standen die Männer Schlange. Ich beobachtete, wie ein Polizist kam und alle verjagte und dann sich selber ins Establishment begab. Viele ausländische Frauen sind hier aus Indien und auch Bangladesch.
Einmal wurde ich von einem Armeeoffizier gefragt, das war als ich in die Armee eintreten wollte, was ich im folgenden Fall tun würde: „Ein Menschenhändler, der junge Mädchen und Knaben entführt, um sie zu verkaufen, wird gefasst. Man hätte ihn aber schon mehrmals gefasst und jedes Mal würde man ihn wieder laufen lassen. Sie begegnen ihm in der Nacht, als er gerade wieder mit einer Menschenladung unterwegs ist. Sie haben einen geladenen Revolver und wissen, dass der Menschenhändler unbewaffnet ist. Wie gehen Sie vor?“ Ich antwortete, dass ich den Revolver an seinen Kopf halten und ihm sechs Kugeln verpassen würde. Der prüfende Offizier meinte zu mir: „Ich akzeptiere Ihre Antwort voll und ganz. Ich kann Sie aber in diesem Fall nicht bei uns aufnehmen.“ Er hat Recht. Aber dieser Menschenhändler hat Geld und kauft sich jedes Mal wieder frei. Da ist die Kugel die einzige Lösung!
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Aus verschiedensten Landschaften heraus entwickelten unterschiedlichste Völker mächtige Kulturen, die es ihnen erlaubten, für eine gewisse Zeit als Regional- oder gar als Weltbeherrscher aufzutreten. Aber wie bei einem lebendigem Organismus gibt es auch bei den Kulturen ein Aufblühen, Wachsen, Niedergang und Tod. Werden verschiedene Kulturen miteinander verglichen, zeigen sich überraschend Parallelen. Gewalt, Korruption und Sittenzerfall sind in allen Kulturen in ihren Endphasen sehr «hoch» entwickelt. Pakistan in einer Endphase?
odh, personalblog