Zumindest an den Namen und den Rebsorten stellt man fest, dass es ein ähnliches Gebilde wie die EU schon einmal in Europa gegeben hat – das römische Reich. Und einer der zentralsten Orte für das Namenswirrwarr oder die Namensgleichheit und die verschiedenen Wege die Flüsse nehmen können, findet man in Bivio. Nebst Wein bei der einige denken dass das eine unethische Angelegenheit ist, fasziniert mich die Ethik an sich und da empfehle ich das Seminar Menschenrechte – Menschenpflichten, das wir vom 24. bis 26. August 2007 organisieren. Bi-vio war schon zur Römerzeit bekannt und es dürfte nicht erstaunen, dass damals schon ein Namenschoas herrschte. Warum der Rhein eigentlich Aare heissen müsste und die Donau der Inn wäre, weiss man nicht so genau. Exakt weiss man, dass die Schmelzwasser des Rhonegletschers normalerweise ins Mittelmeer fliessen, gelegentlich auch mal in die Nordsee. Also haltet euch nicht an einigen Namen auf, die an anderen europäischen Strömen bekannter sind …
… verlassen sie einfach die Autobahn nach der Umfahrung von Vienne, bevor sie wieder auf die linke Rhoneseite wechselt. Côte Rôtie bei Ampuis, dann Condrieux bei der gleichnamigen Ortschaft und Château Grillet mit einem Preisleistungsverhältnis, bei dem wir mit Börsenmassstäben rechnend eigentlich den Kopf schütteln müssten. Das ganze Vallée du Rhône bietet wohl weitweit die zurzeit absolut undurchsichtigste Preispolitik an. Es ist nichts Aussergewöhnliches, wenn bei einer Weindegustation (mit Profis), ein fünf mal so teuerer Wein wesentlich schlechter abschneidet. Auch die verschiedenen Führer wie zum Beispiel der Guide Hachette du Vins, ist meist gar nicht mehr in der Lage mit dem önologischen Tempo Schritt zu halten, das hier an zu treffen ist. Aber lange nicht überall, viele bleiben alt und konservativ – und einige werden modern, bauen nach neuen Methoden an und aus – eine Freude.
Das Flächen mässig grösste Gebiet im «Partie septentrionale» dürfte St. Joseph sein und die Weine im Durchschnitt mindestens einige Male teurer, als im untersten Teil der Côtes du Rhône – aber feiner, spezieller, anders, zum grossen Glück nicht ganz jedermans Geschmack. Les Portes du Sud haben für die andern einiges zu bieten. Vielleicht ist es Zufall, dass es gerade der erste Winzer ist, der auf diesen Seiten erwähnt ist und dem ich begenet bin – Auréline Chatagnier (fast wie der Kastanienbaum, le Châtaignier). Einer der Söhne der Dame, wo ich ganz gerne mal in Limony übernachte. Das Zimmer liegt genau über dem Degustierkeller einiger Winzer – man ist hier immer etwas im Umbruch. Und das Bistro d’Ernest hätte eigentlich auch geschlossen. Hätte – den man diskutiert über Wein, die anstehenden Wahlen in Frankreich und über die Religionen, die gerade beim Weinbau in der Vergangenheit viel zu sagen hatten. «Man sei willkommen im Restaurant, aber heute gebe es nur das Essen für die Familie – Teigwaren. Und wie das eben in Frankreich so die Art ist, gibt es dazu als Vorspeise Salami und acht verschiedene Salate, zu den Teigwaren ein Entrecôte und dann Käse und Dessert. Zudem für die Kinder noch einen grossen braunen und einen kleinen weissen Osterhasen – halber Preis, nach Ostern in der Schweiz gekauft. Aber sie gefallen, sind schliesslich nicht in der in Frankreich üblichen Alubekleidung – ähnlich denjenigen, die den Hasenkrieg ausgelöst haben.
Fast hätte ich es vergessen zu schreiben – Wein gab es auch – den «AC» 2005 und 2004. Und da das Restaurant nicht offiziell geöffnet hatte, wurde der Ladenpreis verrechnet. Wie die Hasen, so zum halben Preis. 3000 Flaschen gibt es – einige der letzten kommen mit nach Hause. Aber bitte, lasst in den nächsten Jahren auch noch etwas für mich …
… geniessen kann man auch ohne Etikette – obschon es eine der modernsten und dezentesten im Vallée de Rhône ist. Und das runde zwei Kilometer vom Departement Loire entfernt, nicht all zu weit von der Quelle der Loire, die in den Atlanik mündet. Merci, à une autre fois … – einer weiter Winzer in «meiner persönlichen Sammlung».