On the Road again – diesmal nicht ich, sondern die Radsport- Elite. Die ersten Anzeichen, dass Frankreich aus dem Winterschlaf erwacht.
Etoile de Bessèges ist nicht die Tour de France, aber eines der ersten grossen Rundstreckenrennen. Zum «Aufwärmen» ist es nicht geeignet. Es ist mit rund 10 Grad zu kalt, obschon die Mimosen schon herrlich blühen und das Tempo in der doch recht hügeligen Landschaft zu schnell, um aus zu ruhen. Aber wie selten durch das Jahr, ist «meine» kleine Stadt Saint Ambroix sogar im Internet bei den Google-News zu finden. Am Zielort der zweiten Etappe …
… findet sich ehemalige Radsportgrössen wie Raymond Poulidor (6. von links). Rechts neben ihm in Krawatte Le Maire von Staint-Ambroix Marcel Tronc. Wenn ich mich hier unten mal auf das Rennrad klemme, fahre ich zwangsläufig zweimal bei ihm vorbei. Meine «Hausstrecke» nach Bessèges müsste des öftern in Angriff genommen werden.
An Winter und lahmgelegte Flugplätze denkt hier keiner. Man schaut fern, deshalb ist man in Frankreich halbwegs informiert, was ausserhalb des Landes läuft. Zeitungen lesen sie – zumindes die Minderheit. La Marseillaise macht am Rennen Werbung. Sie will Marktanteile halten, überleben. Sie liegt sogar am Kiosk auf, genau an der Stelle vor der Kasse wo sonst Midi Libre liegt. Irgendeine wird vermutlich den Zweiten machen. Wie Poupou, der weder eine Tour de France Etappe noch je das Maillot Jaune tragen durfte. Trotzdem ist er das Radrennfahrer-Idol der Franzosen. Aber nicht alle kennen ihn. Auch bei La Marseillaise nicht, wo er Poulidoir benennt wird – Poulie noir wäre wenigstens eine Wortspielerei. Aber es gibt noch andere Unterschiede. Vier Seiten «Hippisme». Selten einer, der je ein Pferd geritten ist, aber vom Teufel, denn hier geht es um Wetten.
Übrigens, wo hatte es am Rennen am meisten Leute – bei Française des Jeux. «Arbeit kann einem den ganzen Tag versauen.» Lieber mit dem kleinen Lohn oder Sozialhilfebeiträgen Lotto, Casino etc. spielen – vielleicht wird man ja Millionaire. Die Reklame zeigt viel über ein Land. Hier im Süden ist man wettsüchtig, aber ganz sicher nicht arbeitssüchtig – es gibt aber zum Glück erfolgreiche Ausnahmen. Aber prozentual weniger als in Deutschland oder gar der Schweiz.
Links von der Marseillaise-Fahne ist das Spielzelt – immer gut besucht. Ich habe einen schönen Überblick. 40 Meter vor der Ziellinie, im Garten des «Kaffeeliebhabers». Frankreich ist eben anders.
Baden Cooke, der australische Profi gewinnt. Aber er ist nicht der Held – Nicolas Crosbie, der bis kurz vor dem Ziel geführt hat. Ideal, wenn am Zielort noch einige Runden gefahren werden. Kürzer und kürzer wird der Abstand, aber man schreibt eine Seite über ihn, gleichviel wie über die Wirtschaft und Börse. Über Baden wenige Zeilen.
Sébastien Chavanel, Baden Cook und André Greipel – jede Mannschaft und deren Sponsoren lieben erfolgreiche Fahrer, aber im Grunde genommen hasst man die Siegertrikots, denn sie verdecken die teure Werbung. Werbung, die vermutlich nicht all zu viel bringt … zumal man ab rund 100 Kilometer nördlich eher auf die Weltmeisterschaften eingestellt ist …
… beim Passieren Deiner Zuseherposition mussten die armen Rennfahrer bestimmt Zigarrenrauch einatmen 😉
Lieber Gruss, A.