Den Pont du Gard überquere ich heute bei der Heimreise nicht. Und die meisten, die ihn kennen, haben diesen Aquädukt nur von unten gesehen.
… Brücken von oben faszinieren. Bleibt nur die Frage ob die heutige Bauqualität die gleiche ist und ob die Brücke von Millau im Jahre 3950 noch bewundert werden kann. Dann dürfte sie gleich alt sein, wie die «Frischwasserleitung», welche über den Gard führt. Es war nicht nur eine Kunst, dieses Bauwerk zu bauen, es war auch eine Kunst, dieses immer mit frischem Quellwasser speisen zu können. Die besten Geschäfte erzielen zur Zeit Mineralwasser- und Bierverkäufer. Wasser ist Mangelware – zur Zeit zu mindest. Unsere eigene Quelle liefert mehr Wasser, als es schon im Gard zu sehen gab. Pardon, hier heisst der Fluss Gardon.
Kajak und Kanu sieht man praktisch keine zur Zeit. Der Wasserstand ist viel zu tief, obschon einige Einheimische sagen, die Stauseen werden geleert, damit man Boot fahren kann. Am Gard gibt es keine nennenswerten und am andern Fluss, der Cèze, ein grösseres Rückhaltebecken. Diese werden aber nicht der Boote willen geelert – das hilft eh fast nichts – sondern möglicher Regenfälle wegen, die nach einigen Monaten fast ständigen Ausbleibens zwar ersehnt werden, aber dann oft sintflutartig kommen..
… Wasser sieht man nur, weil es angestaut ist – und verwilderte Tomaten im Vordergrund weil diese noch nicht vom Wasser mitgerissen wurden. Die sind köstlich zu essen – bitte den Platz nicht weiter verraten. Die Brücke über die Cèze wird 50-jährig. Eigentlich nichts Erstaunliches. Und trotzdem, sie ist die erste grosse selbsttragende Brücke in Frankreich – eine vorgespannte Balkenbrücke mit 80 m Spannweite. Die Brücke wurde nicht etwa neu gebaut, um den Fluss zu überqueren, sondern, dass bei Überschwemmungen das Wasser unten durch kann. Schon drei Jahre später war der Wasserstand bei Überschwemmungen wesentlich höher und die am Brückenkopf 11.50 m hohe Strasse wurde um noch einige Meter überflutet.
Vermutlich wurde diese Brücke durch Eugene Freyssinet erbaut, der Gründer der heute unter anderem noch im Brückenbau tätigen Unternehmung. Das dürften die Vorfahren der Brücke in St. Ambroix sein – alle 74 m Spannweite.