Arbeitsmarkt: Noch flexibler


Der Unterschied zwischen den Arbeitsmärkten Schweiz, Frankreich und Deutschland ist eigentlich gering – im Gegensatz zu China.

Im Cash wurden die Zehn grossen Ideen für eine bessere Schweiz aufgegriffen. Der Arbeitsmarkt kann flexibler gestaltet werden, wenn ein Arbeitnehmerschutz vorhanden ist. Aber nicht ein so rigoros wie in Frankreich. Hier sind sie als Arbeitnehmer auf der unteren Stufe noch heute fast ein Leben lang bei der gleichen Firma angestellt – diese wird sie auch nicht so einfach los. Da sind heute in diesen Ländern der grosse Teil der Beamten flexibler geworden, oder geworden worden.

Serge Gaillard, hier zu einem europäischen Thema, stellt fest, dass ein geringer Schutz der Arbeitnehmer die Arbeitgeber zwar flexibel macht, aber nicht mehr zu einer Vollbeschäftigung führt. Zudem führt ein guter Arbeitnehmerschutz dazu, dass die Angestellten vermehrt ihre Stelle wechseln oder Weiterbildung betreiben. Das letzte ist in Frankreich tatsächlich ein Fremdwort. Dafür werden hier viele – viel zu viele – an Universitäten ausgebildet. Ich mag das denen ja gönnen, aber vermutlich hätten viele besser ein Handwerk erlernt und würden heute mehr verdienen. Versuchen sie in Südfrankreich einmal in Einkaufszentren mit jungen Kassiererinnen Englisch zu sprechen. Etwelche von ihnen haben einen Uni-Abschluss. Das kann doch wohl volkswirtschaftlich nicht die Lösung sein.

Da ist die Schweiz etwas anders gelagert. Es gibt auch hier Leute die praktisch ihr Leben bei einer Firma verbringen – aber die sind eher die Ausnahme. Bei der AFAG die heute zur Feintool gehört, ist einer 38 Jahre dabei. Als ich dort mehrere Jahre kaufmännischer Leiter war (CFO sagt man heute) hätten wir von einer Fluktuationsrate von nur 10 Prozent geträumt – die war viel höher. Die Firma ist nicht zu Grunde gegangen – sie wurde 50 Jahre alt. Angefangen hatte es mit zwei Pionieren dem Erfinder Horak und dem Unternehmer Viktor Kleinert. Von Anfang an im High Tech bereich tätig – mit französischer Technik von Jacquard.

Gaillard hat an Frankreich vermutlich heute keine Freude. An Deutschland mit Münteferings Kombilohn vermutlich schon eher? Das Problem liegt nicht im Detail. Ein Franzose oder Deutscher arbeitet vielleicht 35 Jahre während 44 Wochen 30 Stunden – ergibt 45′ – 50’000 Stunden. Der Chinese 50 Jahren à 49 Wochen zu 60 Stunden? Sie können die Zahlen drehen und wenden wie sie wollen, die Chinesen arbeiten zwei bis drei mal mehr in ihrem Leben.

Sie arbeiten anders, weniger produktiv. Die Menge an Menschen macht es aus. Heute arbeiten die Chinesen wie Ameisen – ungeordnet und fast ziellos. Vermutlich verdienen noch heute rund 90 Prozent der Chinesen pro Monat gleich viel, wie der Mindestlohn bei uns pro Tag beträgt. Das Problem wird erst eins, wenn der Chinese im Grossen produktiv arbeitet. Heute ist dies noch nicht schlimm – es dürfte noch anders kommen. Und bis dahin sollten die Arbeitnehmer (AN) eingesehen haben, dass sie arbeiten und mitdenken müssen und die Arbeitgeber(AG) sollten merken, dass die eigene Volkswirtschaft nur rund läuft, wenn hier mit den Leuten vor Ort Geld verdient wird. Es sei denn, sie sind langfristig auch gewillt, selbst nach China aus zu wandern.

Es wäre dringend nötig, wenn in Europa AG und AN begreifen würden, dass sie voneinander profitieren könnten. «Ruhig Blut!» Wir schaffen das schon – immer vorausgesetzt im Nahen Osten verstehen sie den Spruch nicht falsch herum.

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