Umbruch naht?

Grossbritannien, dann die USA, jetzt Bern und im Frühjahr vielleicht Frankreich. Und so fast unerwähnt stirbt Fidel Castro auf Kuba im Alter von 89 Jahren. Kein Stein bleibt auf dem anderen.

Ja, die Zeit ist vergänglich, fürs Leben und für Erinnerungen. Mit 90 Jahren sei Castro gestorben und wenn wir dem Spiegel seinen Spiegel vorhalten, so ist es haargenau ein Jahr weniger. Er  hat mit seiner Art immer Menschen begeistern können. Lang nicht alle. Wenn man die politische Situation anschaut, darf man ruhig sagen, das war ein rechter Linker. Wir kommen in Bern darauf zurück. Zumindest im Kanton Bern habe ich ein Staatsgeschenk des «Máximo Líder» mit Genuss in die Luft geblasen.

Die Geschichte kann man nicht zurück drehen. Die Frage steht im Raum, was passiert wäre, wenn sich das etwas rechtere Gedankengut meines Namensvetters mehr  durchgesetzt hätte. Radio and TV Marti gibt so einen Anhaltspunkt, was unter der Mitte verstanden wird. Mal sendet er aus einem Fesselballon, einem Militärflugzeut oder einem Satelliten – je nach Wetterlage – nicht ganz liberale Propaganda, aber mit dem Namen des kubanischen Nationalhelden José Marti.

Zurück zur Stadt Bern. Wahlen mit dem «Waterloo für die Bürgerlichen» – Bild 5 der Gemeinderat. Linker Erfolg auch im Stadtrat. Links ist eine Frage des Standpunktes. Von Kuba aus gesehen wäre diese linke Regierung und das Parlament Mitte bis Rechts. Links oder rechts spielen für Bern eher eine zweitrangige Rolle – eine liberale, progressive Führung braucht Bern. Neue Ideen, damit Bern attraktiv bleibt oder sollte ich besser schreiben wird oder wieder wird. «Wir denken nicht rechts oder links, sondern liberal» – mit dieser Werbekampagne hat die «alter Dame» den Höhepunkt der politischen Fehlerprogapanda hoffentlich erreicht. Auch Linke können liberal sein und das ist heute eher der Trend, die Rechten sind eher konservativ.

Damit die Kirche im Dorf bleibt, hier die möglichen Positionen in Politik und Kirche. Mindestens die NZZ sollte bei libref. den obersten Satz zu Gemüte führen und etwas Staatskundeunterricht absolvieren. Ich schreibe ja vielleicht auch ab und zu mal Quatsch, aber das bei null Budget. Leads, die das Volk schockieren, werden dafür sorgen, dass sich die Leser anders orientieren werden. Und plötzlich sind alle erstaunt, dass Wahl- und Abstimmungsresultate anders als erwartet herauskommen. Die Bürgerlichen, allem vorab die FDP sollte ihre Strategie so langsam aber sicher überdenken, wenn sie in Zukunft mitdiskutieren möchte. Als ehemaliger durchschnittsstädtlicher Parteiideologe des Freisinns habe ich das schon als Mitglied prophezeit. Vor acht Jahren wurde mein Jahresbeitrag «umgebucht» und ich bin dann parteilos geblieben. Diese Story wird einmal genüsslich und hintergründig in meinem Buch erklärt.

Die Schweiz fängt langsam an, auseinander zu driften. Die wirkliche Mitte fehlt und zumindest die rechte Seite wird in den letzten Jahren extremer. Linker ist die Schweiz in den vergangen Jahrzehnten nicht geworden. Sozialer wohl, übertreibend und vor allem nicht allen gerecht. Aber die sozialen Grosswürfe hatten früher oft die Rechten ins Leben gerufen. Unter Arbeitsfrieden wurde das abgebucht. Vielleicht auch mal Zeit, «das Produktivitätsrätsel» (demnächst im Archiv zu finden) anzuschauen, um es auf den Punkt zu bringen. Sie ist zwar immer noch gut, aber in den letzten Jahren werden andere echt güter. Ein Generationenproblem. Und andere grüner. Allenfalls nicht nur parteimässig, sondern auch von der Natur, vom Bauen her. Aber dazu warten wir mal die Stichwahl ab, ob einer mit Erfahrung für Bern einen besseren Lebensweg formen kann.

Die Wahlen in Bern haben für mich etwas aufgezeigt, das ich so nicht kenne. Abstimmen an der Urne. Als Kind mit dem Vater, dann mit der Mutter und schon bald war es möglich brieflich abzustimmen. Dann zwei Mal noch zur Aufsicht beordert und dieses Jahr war es wieder einmal so weit. An einem dunklen Donnerstagabend war kein Singen und so bin ich nicht am Briefkasten der Gemeinde vorbei gekommen. Grund genug, einmal das Stimmlokal aufzusuchen. Grossandrang wie in Bern gab es nicht. Ich habe auch auf dem Weg und zurück bei Sonnenschein keine andere Person gesehen, die an die Urne ging. Eine einzige andere Person, der Gemeinderat, der Aufsicht hatte. Ganz anders in Bern – Schlange stehen und nach offiziellem Schluss wählen.

Frankreich wählt nächstes Jahr. Merken sie sich mal den Namen François Fillon. Er ist zwar der Premierminister der am zweilängsten im Amt war – nach Pompidou – aber für viele unbekannt, eher im Hintergrund tätig. Fillon tönt wie ein französisches Wort, aber es gibt nur filon – die Goldgrube. Frangreich, Frangreich, es ist noch nicht gewählt, aber eine hohe Wahlbeteiligung dürfte sicher sein. Und dazwischen gab es Hollande. Ein flaches Gebiet wenn ich das so betrachte und allenfalls haben einige wie vor Jahren Angst vor la Penne, sorry le Pen. In einer Woche bin ich im linken Teil von Frankreich, dem Flusslauf nach gesehen im rechten. Nach Tricastin und vor Marcoule. Gösgen, Betznau und Leibstadt werden zu Haus näher in Betrieb bleiben. «Nur nichts überstürzen beim Atomaustieg«.

Nehmen sie diesen Montag nicht zu tragisch. Änderungen folgen garantiert.

Nachtrag: Gestern Abend hat die BZ noch einen schönen Artikel verfasst: Bürgerliche am Berg. Eben gab es noch eine telefonische, spanende Diskussion über Smartvote. Nie mit anderen Abstimmungen vergleichen – jede ist anders von den Fragen her. In einem 10-jährigen Beitrag sehen sie die Vor- und allenfalls auch Nachteile bei Smartvote und meine Position: Ich bin wirklich weder links noch rechts – ich bin in der Mitte und das ganz liberal.

Smartvote ist eine supergute Hilfe im Vergleich zu anderen Personen. Wieso aber viele den Smartspider (die Spinne) mit der Smartmap gleichsetzten entzieht sich meines Wissens.

Oder anders gesagt, wieso soll Umweltschutz links und konservativ sein? Das sind alte Denkmuster, die einmal fallengelassen werden müssten.

Und hier noch etwas zum Entspannen – so schön kann Kuba sein. Rot? Nein, ein besonderes Gelb fällt auf.

Und hier noch etwas Industriegeschichte von Villiger – weder links noch rechts.

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