Nach- und querdenken: feel free


Free.fr hätte den Preis für «Das dämlichste Unternehmen 2012» verdient, falls ich diesen wirklich verleihen würde. Es gibt noch einige Philosophien aus Wirtschaft und Politik, die es im neuen Jahr zu überdenken gilt.

Der Staatspräsident François Hollande will Frankreich modernisieren. Modernisieren? Das geht ja fast nicht mehr. Aber vernünftiger machen, das könnte man. Free.fr gibt es jetzt im 13. Jahr in Frankreich und auch ich feiere das 13. in dieser Republik. Bisher hat das Internet immer funktioniert, bis zum Wechsel auf das neue Modem und vor allem, was im Hintergrund, besser müsste man eigentlich sagen, im Untergrund, alles abläuft. Das Modem muss umgetauscht werden, altes gegen neues. Das alte lief, das neue empfängt keine digitalen Signale. Sofort die Hotline anrufen. Hier meldet sich der Computer … bitte drücken Sie … das kennen wir ja zu genüge. Aber free.fr schiesst den Vogel ab, dreht sich im Kreis … rufen Sie 3244 an. Zurückgerufen wird nie. Die Nummer wurde einige Male eingetippt.

Die vielen Mails kann man auch nicht beantworten – Empfänger unbekannt. Zwei Schreiben nach Paris. Es folgt jeweils ein E-Mail, das natürlich nicht beantwortbar ist und die Aufforderung, doch 3244 anzurufen. Liebe Free.fr, wenn Sie mir eine Telefonnummer angeben, wo ein ganz normaler Mensch erreichbar ist, dann sehen wir vielleicht weiter. Monsieur Hollande wird es in Frankreich nicht einfach haben, zu modernisieren. Moderner geht nicht, aber vielleicht halt doch vernünftiger.

Vielleicht müsste auch die Schweiz ein wenig nachdenken. Die Geldmenge, zumindest die Erhöhung scheint mir auf einem beängstigenden Niveau anbelangt zu sein. Nur so zum Vergleich. Gemäss IWF, Thomson Reuters, UBS sind wir auf dem Indexstand (Jan. 2007 = 1) von über 7 (sieben!), England auf 4, die USA auf gut 3 und die EZB auf gut 2. Hoffen wir nur, dass die SNB und die Schweizer Politiker gut spekulieren. Für die Schweiz sehe ich nicht gerade knallschwarz, aber etwas mulmig ist mir schon dabei.

Seien sie versichert, es kommt gut. Sie müssen nur (richtig) investiert sein … und Schulden haben. Entschulden kann man am besten, wenn die Zinse tief sind und die Inflation hoch. Ein Widerspruch. Vermutlich nicht, denn es deutet auf lange Frist alles darauf hin, dass uns dies erwarten dürfte. Die einzige Möglichkeit, die Staatschulden runter zu bringen, inflationsbereinigt. Oder sollte man einen Schuldenschnitt machen, zum Beispiel in Griechenland. So wie in Argentinien? Da würden ja vor allem die Geldgeber darunter leiden. Da wird wohl das Naheliegenste sein, dass Griechenland im Euro-Pakt bleibt. Oder nicht?

Gespannt bin ich auch, was die Politik 2013 im Finanzsektor bringt. Hier müsste die Schweiz modernisieren. Vorbild sein. Wir haben viele gut ausgebildete Finanzfachleute, die auch in Zukunft in dieser Branche Geld verdienen möchten. Vernünftig, nicht nur abzockend. «Habgier – eine Todsünde wurde zur Wirtschaftstugend«, betrifft nicht ganz alle. Vermutlich mehr Manager, als Untergebene. Hoffen wir, dass der Tagi mit seinem Ausspruch über die Netzwerke des Bundesrates zur Hochfinanz Recht behalten wird.

2013 verspricht ein spannendes Jahr zu werden … und mit etwas Aberglauben, freuen sie sich erst recht auf 2017 – wieder eine Primzahl. Vergessen sie die guten Vorsätze, begeistern sie sich für Visionen.

Aktuell bei libref. – liberal reformiert: «Kleiner Vorrat an Publikationen»

Aktuell beim befreundeten Personalblog: «»Inconvenient Truth» – «unbequeme Wahrheit»»

Vor einem Jahr im Finanzblog:
«Volkswirtschaft = Volk mit/gegen Wirtschaft?»

Vor 2 Jahren erschienen:
De10ium: auf zum wilden Westen – Teil 3

Vor 3 Jahren erschienen:
Blasen im 2010?

Vor 4 Jahren erschienen:
Prognosen – man kann alles ins Lächerliche ziehen

Vor 5 Jahren erschienen:
Ausblick – beim Investieren zählt die Vergangenheit nicht!

Vor 6 Jahren erschienen:
Die Welt dreht weiter …

Vor 7 Jahren erschienen:
Was bringt 20060103 – das Jahr der Bequemlichkeit?

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