Profit und Gier – über randständige Reiche und randständige Arme


Heute ziehen wir BILANZ über die 300 Reichsten der Schweiz. Liebe Finanzblogleser, ich muss euch enttäuschen – der grösste Teil meiner Leser gehört garantiert nicht dazu. Wieso ich das weiss – nur Statistik – ich habe ein Mehrfaches von 300.

Aber sie können aus der Liste extrem viel über die Börse lernen – und selber Geld verdienen. Ich weiss aber nicht, ob vielleicht doch einer von der Liste mit liest. Er oder sie können ja einen Kommentar verfassen. Eines vor ab – mich brauchen sie nicht zu suchen. Ich werde auch nie dazu gehören. Nicht einmal ein Marti ist in der Liste der 300 Reichsten zu finden. Martin hat es einige und der erste heisst sinnigerweise Pestalozzi – vermutlich nicht derjenige, an den sie eben gedacht haben. Marti-Landolt, suchen wir mal mit dem zweiten Namen. Der ist übrigens nur, weil es so viele Marti gibt . Die sind alle etwas kämpferisch weil sie vom Mars abstammen – nicht vom Planeten, vom römischen Gott Mars – zuständig für Krieg und man staune, auch für Vegetation und den Frühling. Der zweite Teil des Namens ist freiwillig und man findet diesen auf der Liste. Familie Landolt, 10. Position, 7 – 8 Milliarden, Novartis-Aktionär. Haben nichts mit uns zu tun. Kenne sie auch nicht persönlich.

Aber toll, ich bin doch zumindest mit einer Familie «per Du», die über eine Milliarde haben (sollen) und mit einem der «nur» einen Bruchteil hat. Sie können mal 780 Blogbeiträge durchforsten – es sind beide erwähnt. Bleiben wir doch bei Novartis. Da ist zumindest noch ein zweiter dabei – ein Angestellter Namens Vasella. Die 100-200 Millionen-Gruppe scheint eh die Angestellten-Gruppe zu sein und aus dieser kennt man dann fast zwangsläufig einige. Toll man gehört zur Gilde derjenigen, die mit diesen schon persönlich sprechen durften. Vor Stolz werde ich gleich einige Zentimeter grösser. Wow!

Monsieur Vasella musste leider gestern im Fernsehen bekannt geben, dass er 90 Prozent seines Lohnes in Aktien oder Optionsscheinen erhält. Oh der Arme, da bleiben ihm ja nur 4 Millionen pro Jahr, die er in Cash bekommt. Hoffentlich braucht er jetzt nicht Ritalin um Saldo zu ziehen und sich zu beruhigen. Vermutungsweise brauchen auch einige Saldo-Leser jetzt Ritalin, damit sie sich nicht über Gabriela Braun, die Schreibende, aufregen. Richtig angewandt ein nützliches Medikament. Saldo kennt nur die halbe Geschichte – die hyperaktive. Die hippoaktive Seite ist in unserer Zeit interessanter, unbekannter und in der Bevölkerung wesentlich häufiger, vielfach unbekannt, vertreten. Diese Journalistin wird es garantiert nie auf obige Liste schaffen, denn wenn eine Analyse gemacht wird, egal ob journalistisch oder für ein zu produzierendes Produkt, muss diese alles abdecken um Erfolg zu haben.

Nun sollte auch dem letzten aller Leser aufgefallen sein, wieso die heutigen Bluechips nur auf kurzfristigen Gewinn bedacht sind und warum solche Unternehmen problemlos in kürzester Zeit um dreissig oder mehr Prozente fallen können. Es hat aber Multimillionäre auf der Liste die mir wirklich gefallen und die nicht zu den reichen Randständigen oder Unnahbaren zählen. Eine zum Beispiel und die auch selbst schuld ist, dass sie so viel verdient hat – Tina Turner. Nutbush City Limits, für mich der Favorit ob alleine und live gesungen oder mit Ike Turner. Nur hat dieser mit seinen benötigten Drogen vermutlich nicht Novarits unterstützt, sondern brauchte härtere Drogen …

… und solche und anderes will man nun auch in Bern besser unter Kontrolle kriegen. Das Bettelverbot in Bern wurde mehrheitlich angenommen, wie dies die drei anderen grösseren Städte in Schweiz schon haben. Es geht weniger um die Armen, als um die Randständigen. Obschon es mindestens tausend mal mehr Arme als ganz Reiche in der Schweiz gibt, muss niemand betteln. Unser Sozialsystem ist sehr gut ausgebaut und man weiss aus Untersuchungen, dass Bettler im Schnitt über CHF 4000 pro Monat verdienen – die garantiert nicht versteuert werden. Und die Sozialleistungen beziehen sie trotzdem. Es mag ganz wenig Ausnahmen geben, wo das staatliche System nicht ausreicht und hier hilft dann hoffentlich und ausnahmsweise die Kirche weiter.

Das grosse Heer der Bevölkerung ist aber weder arm, geschweige denn reich. Das durchschnittliche Schweizer Vermögen beträgt rund 200 000 mal weniger, als das vom IKEA-Gründer Ingvar Kamprad. Und das Verrückte an dem ist, ich habe im Büro selbst einen Schrank aus der IKEA und der war 5 mal billiger als der offerierte meines Schreiners. Dieser Kollege war nicht einmal sauer, denn wenn er etwas verkaufen will, möchte er auch etwas verdienen. Also sucht euch eure Nische …

… und hier noch, wie das Vermögen gemessen wird. Die Steuererklärung ist massgebend – also das deklarierte Vermögen minus die Schulden und allfälliger Abzüge. Und das alles pro Haushalt. Macht in der Schweiz im Durchschnitt CHF 167’000, das heisst pro Person rund CHF 80’000. Dann bleibt nur zu hoffen, dass noch etwas in der zweiten und allenfalls Dritten Säule ist, das wird nämlich nicht dazu gezählt. Dort beginnt dann meine Beratung und sie führt meistens über Bluechips weiter deren Lohnbezüger nicht auf der heutigen Liste erscheinen. Ich berücksichtige eher jüngere Firmen deren Inhaber (das ist derjenige, welcher wirklich ein Risiko eingeht und nicht vom Milliarden-Lohn lebt – oh sorry Multimillionen-Lohn, das andere wird ja vermutlich erst noch kommen) demnächst in eine solche Liste aufsteigen könnte.

Wenn ich über die Reichen schreibe, lesen das viel mehr Leser, als wenn ich über Arme schreibe. So ist sie, unsere Welt. Nicht nur leicht verrückt, es darf fast ein Bisschen mehr sein. Wann haben sie das letzte mal etwas gekauft, damit ein Superreicher noch mehr bekommt? Vermutlich diese Woche. Und wann haben sie das letzte mal einem Armen der nicht bettelt, etwas gegeben, weil er es ganz gut gebrauchen könnte? Die Adventszeit wäre eine Gelegenheit dazu!

Rappen

… wer nicht erbt, muss meist klein beginnen …

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