Kreativer Imperativ, Entlassungsproduktivität und Heuschrecken


Das WEF-Thema, das Unwort des Jahres und das Unwort der Börse

Das Unwort des Jahres ist «Entlassungsproduktivität». Zumindest kennt man dieses Wort an der GV der Feintool in Lyss nicht. Es wird von Kantonsseite sogar zur Anzahl Lehrlinge gedankt und toll wären 10% mehr! Das ist Marketing. Die Entlassungsproduktivität kannte ich bis gestern nicht. Zumindest das Wort, die Tatsache leider schon und die meisten vergessen, dass damit extrem viel Know How verloren geht.

Egal ob man abbaut oder eine extreme Fluktuation hat. Je «kopflastiger» ein Unternehmen, desto gefährlicher. Eine Fluktuation von 10% bedeutet, dass die Mitarbeiter im Schnitt 10 Jahre bleiben – eine Fluktuation von 100% dem entsprechend, dass man durchschnittlich ein Jahr in der gleichen Firma bleibt. Unmöglich? Doch. Ich habe das selbst erlebt, in einem Betrieb, der nun zur Feintool-Gruppe gehört. Das gehört längst der Vergangenheit an. Das war zu Zeiten, wo man sich seinen Job noch aussuchen konnte. Ein sicherer Arbeitsplatz hält heute die Fluktuation niedrig.

Diese Zahlen hören sie aber nie an der Generalversammlung oder einem Analystenmeeting. Genau so wenig wie die Kostensätze der Mitarbeiter oder die Maschinenstundensätze. Das betriebliche resp. interne Rechnungswesen ist im Aussagegehalt viel interessanter, als das finanzielle resp. externe Rechnungswesen. Aber auch viel komplexer und meist wird es nur mit einem gewissen Widerwillen studiert. Für mich war es zumindest gut, dass ich in einem industriellen Unternehmen das betriebliche und finanzielle Rechnungswesen (und was so noch alles dazu gehört) IT-mässig aufbauen musste.

Einige Zahlen im Geschäftsbericht aus dem betrieblichen Rechnungswesen zu zeigen, das wäre Kreativer Imperativ – hier etwas versteckter, aber auf etwas anderem Niveau. Freiwillig geht auf der Welt fast nichts, dies scheint man mit dem Kongressthema am WEF auch anzudeuten. Der Imperativ
hiess zu meiner Schulzeit noch die Befehlsform. Ein Beispiel gefällig? Auf Berndeutsch: «Hopp!». Auf Kreativ: «Sofort, die Entlassungsproduktivität tangiert dich dann weniger!» Das Börsen-Unwort des Jahres 2005 «die Heuschrecken», vom damaligen SPD-Chef Franz Müntefering gewählte Bezeichnung für Finanzinvestoren, dürfen sich dies vermutlich weniger erlauben, als mancher Chef einer Behörde. Aber das hat dann eben nur mit Produktivität zu tun.

Grille

… bei solchen Unwörtern kommt manchem Hirn eher Fridolin, unsere Garten-Grille in den Sinn!

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