Von der Zerstörung eines Menschenlebens


Eine Geschichte aus Deutschland über eine Zahlung auf ein Verrechnungskonto und der hängige Streit über die verursachten Kosten.

Es ist nicht immer einfach Recht zu bekommen. Aber es wird viele Leser interessieren was einem meiner Leser passiert ist. Ich nenne keine Namen oder Ortschaften obschon mir diese bekannt sind. Meine gewählten Namen sind nicht zufällig. Wer Spass an der Sprache hat, kann diese vielleicht erraten. Dies ist aber das einzig Spassige an dieser Geschichte. Sonst ist die Lage ernst auch wenn es nicht die einzige Bank ist, die Fehler macht. Das können Schweizer Grossbanken auch, sagt Pelli. Recht hat er.

Immobilien-Käufer, -Verkäufer und Banken können aus diesem Bericht lernen. Vermutlich sind dies Einzelfälle, aber einschneidende. Und es werden weitere folgen. Einige habe ich schon am Lager und wer will, kann seine Erlebnisse auf dem Finanzblog publizieren. Rechtlich sollte dies kein Hindernis sein. Ob es Geschichten oder Tatsachen sind, müssen sie für sich selbst entscheiden. Sagen wir es auf diese Weise: Si non é vero, é ben trovato.

Falls diese Geschichte weitergehen sollte, lasst es mich hören. Vielleicht finden diese Zeilen einmal sogar Einzug in ein zu erstellendes Buch. Der Titel liegt als Idee schon fest: «Die Ratten vom Chromthal».

Von der (versuchten oder fahrlässigen) Zerstörung eines Menschenlebens…

Hatten Sie jemals das Gefühl, dass ihr Leben mit einem Wimpernschlag vorbei wäre? Dass sie vor dem finanziellen Ruin stünden? Ich spreche nicht davon, dass am Ende des Geldes noch soviel Monat übrig ist. nein, ich spreche von Privatinsolvenz, von dem Verlust von all jenem, was man sich aufgebaut hat und vielleicht noch hätte aufbauen können. Und das mit 29 Jahren, wenn man gerade angefangen hat, sich eine Existenz aufzubauen.

Dazu das Gefühl der Ohnmacht und das Wissen, dass man selbst völlig unverschuldet durch Willkür, Schlamperei oder Betrug in eine solche Situation kommt. Wenn Sie dieses Gefühl kennen, werden Sie verstehen können, wie es mir rund einen Monat (Anfang Februar bis Anfang März 2010) erging, was man mit Schlafstörungen macht, die einen Monat anhalten mit dem täglichen Gefühl, einfach wild los zu heulen. Doch der Reihe nach. Ich möchte die Fakten sprechen lassen. Jedem, dem ich einfach nur weitestgehend nüchtern und sachlich die Fakten darlegte, der schüttelte bisher mit dem Kopf.

Wie fing alles an? Im Dezember des Jahres 2009 schloss ich vor einem Notar einen Kaufvertrag über eine Eigentumswohnung ab. Die Wohnung ist einfach traumhaft. Wir (also Verkäufer, Maklerin und ich) wurden belehrt, was unsere Pflichten und Rechte seien. Von einem Treuhandverfahren ist nie die Rede. Es steht auch das Konto der Verkäufer im Kaufvertrag. Es lief wunderbar. Schon bald im Januar 2010 verlangte die Bank der Verkäufer die Zahlung des Betrages auf ein Verrechnungskonto und der Notar reichte diese Forderung an mich und meine Bank weiter. Ich möchte diese Bank, die das Geld nun erhalten sollte, beim Namen nennen: Die Triple-A-Bank, Filiale Freien-Krach-Mollkichre. Auf diese Bank kommt nun in der Folge eine ganz besondere Rolle zu: Nun ist es wohl gängige Praxis, dass das Geld trotz gegenteiliger Angaben eben nicht direkt an die Verkäuferin gezahlt werden muss. Ich hätte einem Kaufvertrag mit Umweg über ein Verrechnungskonto nie zugestimmt, sondern auf Vorabklärung bestanden, wie viel Geld zur Kreditablösung verwendet werden solle und wie viel Rest an Geld an die Verkäufer zu zahlen sei. Vielleicht werde ich diesen Sachverhalt irgendwann klären.

15.1.2010: Meine Hausbank überweist den Betrag von 155.000 € auf das von der Trible-A-Bank angegebene Konto. Zuvor hatte meine Bank schriftlich um Auskunft gebeten, ob das Konto das richtige sei. Bis heute erhielt niemand eine Antwort ob das Konto richtig sei. Die Verkäufer und ich haben nie eine Belehrung erhalten, wie das nun mit einem Treuhandkonto abzulaufen hat, wer dabei nun Pflichten und Rechte habe. Auch wurden weder Verkäufer noch ich gesondert informiert, dass nun eine zum Kaufvertrag und zur Belehrung abweichende Situation entstand. Achja: Die Trible-A-Bank hatte den Kaufvertrag logischerweise samt Entwurf vorliegen und hielt es nicht für nötig, zu intervenieren um auch das Treuhandverfahren im Kaufvertrag festzuhalten.

Ende Januar/Anfang Februar: Eigentlich hätte der Kaufvertrag vollzogen werden müssen und die Wohnung im Grundbuch auf mich umgeschrieben werden müssen. Es passierte nichts. Stattdessen suchte die Verkäuferseite den Kontakt mit mir. Sie eröffneten mir folgendes: «Wir waren mehrfach bei der Trible-A-Bank vorstellig. Man sagte uns, dass das Geld nicht auffindbar sei, dass es verschwunden sei bzw. du lügen würdest mit der Angabe es sei überwiesen Hast du wirklich überwiesen? Wirklich?» Klar, sie misstrauten mir und meinen zunächst mündlichen Angaben. Sie hätten sogar Grund gehabt, mich wegen Betruges anzuzeigen. Das Vertrauen zwischen mir und Verkäufer, war massiv beeinträchtigt.

Der Schock saß tief. Das Geld ist weg. Als Mitarbeiter des entsprechenden IT-Hauses wusste ich, dass Geld nicht plötzlich verschwindet. Es gibt Differenzkonten etc. Darauf vertrauend, dass die Trible-A-Bank richtig geschaut hatte, war fast klar, worauf es hinauslief. Ein Betrüger war am Werk und hatte – vielleicht im großen Stil – Geld abgezweigt Ich sondierte meine Möglichkeiten, entschied mich, nicht sofort zur Polizei zu gehen, jedoch hierfür alles vorzubereiten. Stattdessen habe ich meine Hausbank mit der Recherche beauftragt. Erste Reaktion: Das Geld ist überwiesen worden. Keine Fehlbuchung, nichts. Meine Bank suchte den Kontakt zur Trible-A-Bank, es war mittlerweile Mitte Februar. Mein Bankberater sagte mir am späten Nachmittag des gleichen Tages «Wir haben einen vollen Tag herum telefoniert. wir haben gesucht und gesucht und mittlerweile konnte uns die Trible-A-Bank bestätigen, dass das Geld eingetroffen sei.»

Das verwirrte zunächst. Wieso dauert es einen vollen Tag, bis die Trible-A-Bank es schafft, den Zahlungseingang zu bestätigen? Die Kontonummer, all dies war doch klar. Man braucht doch nur ins Konto rein zuschauen? Ich wurde zum ersten Mal misstrauisch. Und schließlich: Es war immer noch nichts passiert. Die Verkäuferin hatte ihren Anteil des Geldes noch nicht erhalten. Der ursprüngliche Kredit der Verkäuferin war noch nicht getilgt, die Umschreibung der Immobilie nicht veranlasst.

Mittlerweile war es Anfang März geworden und eine mündliche Kontaktaufnahme mit der Trible-A-Bank endete in folgenden Worten, die ich nie vergessen werde: «Das hat Sie nicht zu interessieren, wenn es zu Problemen kommt. Das ist alleine Sache der Verkäufer.» Ja, ich war kein Kunde der Trible-A-Bank. Ich habe der Trible-A-Bank nur 155.000 € augenscheinlich geschenkt woraufhin sie in Narrenfreiheit Blödsinn trieb. Im Vertrauen darauf, dass dieses Geld nicht zweckentfremdet wird. Ich bin ja nun durchaus schlagfertig aber mit einer solchen pampigen Aussage, obwohl man selbst freundlich und zuvorkommend am Telefon blieb, da verschlägt es einem die Sprache. Ich mag der Frau an der Hotline gerne zurufen «Haben Sie jemals eine Eigentumswohnung oder ein Haus gekauft?» In etwa dies sprudelt mir heraus, ich weiß es nicht mehr, was ich sagte, denn der Schock über diese Aussage lässt alles andere verschwimmen und verblassen.

Ich reiche nun auch schriftlich Beschwerde bei der Trible-A-Bank ein. Es passiert wieder nichts. Mittlerweile ist es Anfang März. Nach einer weiteren Beschwerde und dem unmittelbaren Gang zur Polizei, erhalte ich am 10.3. einen Grundbuchauszug (den ich nicht recht deuten kann). Sollte etwas passiert sein? Auch mein Bankberater, inzwischen über die Probleme informiert, ruft mich mit diesen Neuigkeiten sofort an. Ebenfalls die verantwortliche Maklerin. Ich entschließe mich wiederum, nicht zur Polizei zu gehen. Stattdessen beauftrage ich einen Anwalt, die Sachlage zu klären. Er eröffnet mir Mitte März: Ja, sie sind nun Eigentümer. Die Umtragung erfolgte am 3. März.

OK, was tun? Das Problem habe ich in der Einleitung bereits erläutert. Im Februar rechnete ich mit dem Schlimmsten. Der Umzug war geplatzt. Sicher: Wäre ich umgezogen, wäre vielleicht nichts passiert. Es lies sich ja aufgrund der mehrfachen Beschwerden aufklären. Dennoch: Ich wäre, im festen Glauben, ich sei betrogen worden, Freiwild geworden. Solange die Verkäufer ihr Geld nicht hätten, hätten sie mir den Einzug verweigern können. Bis zur gerichtlichen Klärung, wer haftet, was passiert sei, wären Monate oder Jahre ins Land gegangen. Ich hätte auf die Gutmütigkeit meiner Hausbank hoffen müssen, um die Kreditzahlung auszusetzen bis das gerichtlich zweifelsfrei geklärt sei. Man macht sich keine Vorstellungen, wie sehr die eigene Existenz an einem seidenen Faden hängt und wie schnell man in einem tiefen Fall nur noch darauf wartet, auf irgendeinem Erdboden aufzuschlagen. Als Fußballfan denke ich sofort an den Fall Enke. Habe ich Anzeichen einer Depression? Muss ich zum Psychologen? Ich bin wachsam und das Schlimmste: Ich wusste plötzlich, wie sich Robert fühlen musste. Ich konnte ihn zum ersten mal zu 100% verstehen. Ich hatte panische Angst vor einer Depression. Nun habe ich das Glück (danke an Gott hierfür), dass ich nicht in eine tiefe Depression verfalle, sondern eher in dem Wunsch, gegen alles trotzig zu kämpfen. Und in dem Wunsch, mich mit wirklich allen Mitteln zu wehren.

Also galt es nun zu eruieren, was passiert sei. War es Schlamperei? Gab es irgendwo ein Fehlverhalten? Normal ist es nicht, dass eine Summe von 155.000 € einfach so verschwindet und nach wilden Protesten meinerseits und der Verkäuferseite plötzlich über eineinhalb Monate später wieder auftaucht. Mitten rein trifft ein Antwortschreiben der Trible-A-Bank. Inhalt: «Es ist kein Fehler feststellbar.» Zu meiner Frage, was eineinhalb Monate mit meinem Geld passiert sei? Darauf schweigt die Trible-A-Bank (im übrigen bis heute). Auf meine Frage, wieso es zu Verzögerungen kam? Darauf schweigt die Trible-A-Bank. Sie flüchtet sich in zwei wertlose Sätze, dass man nach Feststellen des Zahlungseingangs (ein Termin wird nicht genannt) direkt auf die Verkäufer zugegangen sei. Nun, das war Ende Februar, wie ich nun weiß.

Also gut. Ich stelle den Kontakt zum verantwortlichen Filialleiter her. Er kennt den Sachverhalt nicht, will sich aber einarbeiten. Er bekommt diese Chance. Am darauf folgenden Montag ruft er an. Ich hätte ja eine Stellungnahme erhalten. Das wäre auch seine Aussage. Ich stelle ihm die Frage am Telefon, was nun mit meinem Geld passiert sei. Wieder betretenes Schweigen. Das macht mich extrem wütend, doch lasse ich mir am Telefon nichts anmerken. Wieso Schweigen? Nicht einmal eine Ausrede haben sie parat? Nicht einmal eine Lügengeschichte? Nichts? Einfach betretenes Schweigen? Ich sage ihm: „Gut, wenn sich das nicht klären lässt, muss ich wohl zur Polizei.“ Vielleicht hat die eine Möglichkeit, das zusammen mit der Staatsanwaltschaft zu klären. Der gute Filialleiter, vielleicht tue ich ihm Unrecht. Jedenfalls wird er nervös, verspricht sich nun hin und wieder. Er bringe mir Verständnis entgegen, würde meine Situation verstehen. Das Verständnis, das reicht mir schon lange nicht mehr. Ich frage ihn, was ich anderes machen solle als zur Polizei zu gehen. Daraufhin sagt er, dass er vielleicht genauso handeln würde. „Was soll diese Antwort?“ denke ich mir, verabschiede mich jedoch höflich.

Zehn Minuten später ruft er erneut an, der Filialleiter. Er ist aufgeregt, eröffnet mir dass er nochmals mit seinen Mitarbeitern gesprochen habe, dass es eine Korrespondenz zwischen seiner Bank und meiner Bank gegeben habe, in denen der Zahlungseingang bestätigt worden sei. Daran sehe man ja, dass der Verbleib des Geldes nie zur Diskussion stand. Ich will dem Filialleiter nichts Böses unterstellen. Vielleicht hat er diese Kleinigkeit übersehen. Aber ich sage ihm im ruhigen Ton, dass diese Korrespondenz Mitte/Ende Februar stattfand, nachdem ich das für Verschwunden erklärte Geld von meiner Bank suchen ließ. Dass dies nichts erkläre. Ich frage wiederum: „Was ist mit meinem Geld zwischen 15.1. und Ende Februar passiert?“ Wieder keine Antwort. Das Gespräch war kurz.

OK, Bestandsaufnahme. Die Wohnung gehört nun rein rechtlich mir. Nach mehrfachen Beschwerden, Rückfragen meiner Bank und (wie ich später erfahren sollte nach einer Intervention des Notars) tauchte das Geld, zuvor von der Trible-A-Bank mehrfach als Verschwunden erklärt, wieder auf. Ich stand da, mit abgebrochenem Umzug, mit zurückgezogener Kündigung meiner Mietwohnung. Die Möbellieferung wurde abgebrochen. Die Finanzierung zur Möbellieferung (Aktionsangebot mit 0%-Finanzierung) geplatzt. Ich hatte ungeplante Mehrkosten, die sich immer mehr aufsummierten. Und die Trible-A-Bank brachte mir keine Erklärung oder Entschuldigung entgegen. Sie sagten zwar, sie verstünden meine Lage. Davon kann ich mir jedoch nichts kaufen.

Was tun? Ich entschloss mich zu einem letzten Versuch. Ich forderte den Filialleiter auf, einen Gesprächstermin abzustimmen. Mit mir und den Verkäufern, immerhin noch Kunden seiner Filiale. Keine Reaktion. Zu Gesprächen war man ebenfalls nicht bereit. Ich betonte, dass es mir in erster Linie darum ging, es zu klären. Wieder nichts. In gleichem Schreiben kündigte ich an, den Vorstand, sowie weitere Parteien zu informieren: BVR, Presse, evtl. Polizei. Vielleicht würde etwas Druck helfen. Wieder nichts. Also informierte ich den Trible-A-Bank-Vorstand. Der leitete den Fall prompt an die Stabsstelle «Qualitätssicherung» weiter. Diese erbat sich mehr Zeit, was ich ablehnte. Die Trible-A-Bank hatte nun seit März Zeit, den Sachverhalt zu klären. Am 1. April (das Ende meiner Frist, also einen Monat später) wurde eine ausführliche Stellungnahme angekündigt. Ich hatte derweil aufgefordert, genau anzugeben, wer wann wem Bescheid sagte, was genau passierte. Unter Angabe von Datum/Uhrzeit. Hatte man die Verkäufer davon unterrichtet, dass das Geld eingegangen sei?

Die groß angekündigte Stellungnahme passte auf ein DIN-A4-Blatt. Darin:
1. Hausintern sei die Zahlung bereits am 15.1. an die Filiale kommuniziert worden.
2. Meine Bank habe von Anfang an über alle Details Bescheid gewusst.
3. Bei meiner telefonischen Anfrage sei die Mitarbeiterin aufgrund meiner Angaben davon ausgegangen, dass das Geld nicht auf das Verrechnungskonto, sondern auf das Konto der Verkäufer gezahlt worden sei. Daher habe sie keine qualifizierte Aussage machen können.

Nun. Punkt 3 ist eine dreiste Lüge. Leider habe ich das Gespräch nicht aufgezeichnet, aber es ist schlicht eine dreiste Lüge. Die Erkenntnis, dass ich angelogen werde, und sei es nur in einer kleinen Sache, die kaum irgendeine Bedeutung hat, ist für mich neu. Bisher war es ein Anschweigen im Wesentlichen. Und diese Lüge macht mich noch wütender als ohnehin schon.

Nach Rücksprache mit meiner Bank entlarvt sich der zweite Punkt ebenfalls als dreiste Lüge. Meine Bank wusste definitiv nicht mehr als ich, zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil: Schriftliche Anfragen blieben, wie bereits gesagt, unbeantwortet.

Fast untergegangen ist der Aprilscherz der Stabsstelle, dieses Schreiben versehentlich auf den 1. März zu datieren. Also bloß eine Textvorlage mit Bausteinen, die man in Windeseile zusammen geklickt hat? Netter Scherz aber leider fehlt es der Trible-A-Bank wohl an Feingefühl.

Der erste Punkt ist jedoch spannend. Die Bank habe also hausintern das Geld am 15.1., also am Tag der Zahlung, gesehen? Das ist insofern spannend, weil die Verkäufer eidesstattlich behaupten werden, dass Ihnen mehrfach gesagt wurde, dass das Geld nicht auffindbar sei. Die Verkäufer behaupten, dass sie mehrfach durch Filiale und Zentrale geschickt worden zu zig Sachbearbeitern. Dazu passt, dass meine Bank mir am Tag der Recherche sagte, dass es mühsam war, man den ganzen Tag herum telefonieren musste. Was war also passiert? Schlamperei? Irgendwas passt doch nicht zusammen. Berichtet man die Faktenlage mit den Aussagen anderen Menschen, schütteln alle nur mit dem Kopf. Jeder sagt, dass da doch was nicht zusammenpasst. Kein einziger hat mir bisher gesagt, dass es ja aufgrund Sachverhalts X klar sei, dass hier alles normal ab lief. Es gibt mehrere Theorien, was der Fehler sein könnte. Vielleicht erwischte die Verkäuferseite einen nichtsahnenden Auszubildenden, der einfach keine Ahnung hatte, weil es in der Ausbildung noch nicht dran kam?

Mittlerweile entwickele ich einen sportlichen Ehrgeiz, es unbedingt aufzuklären. Ich denke ich habe endlich eine Antwort verdient, was da mit meinem Geld passiert ist. Schadensersatz? Laut meinem Anwalt eine Formsache, obgleich ich nichts Hohes erwarten solle. Das wird fast zur Nebensache. Und ich werde zu gegebener Zeit darauf zurückkommen. Zuerst will ich eine Klärung erzwingen und zwar lückenlos.

Ich rufe beim Notar an. Von diesem erhalte ich eine wichtige Info. Da die Bank bestätigt, das Geld am 15.1. gesehen zu haben, war sie laut Treuhandauftrag ohne Ausnahme verpflichtet, dem Notar diesen Zahlungseingang anzuzeigen. Dies machte die Trible-A-Bank jedoch nicht. Erst Ende Februar erhielt der Notar Auskunft darüber, dass Geld geflossen sei. Der Notar legt sich fest: Die Trible-A-Bank hat einen Fehler gemacht. Das darf einfach nicht passieren, sagt mir der Notar.

Es ist immer noch der erste April. Ich reiche diese Erkenntnisse an den Vorstand weiter, dass ich nun wisse, dass die Trible-A-Bank einen wesentlichen Fehler gemacht habe. Dass mir der Notar gesagt habe, dass die Trible-A-Bank am 15.1. verpflichtet gewesen sei, ihn zu unterrichten. Da das Treuhandverfahren und damit verbundene Pflichten der Bank bekannt seien (sicherlich macht die Bank so etwas täglich), habe sie diesen Fehler auch noch wissentlich verschwiegen bzw. mir gegenüber vertuschen wollen. Die Reaktion? Der Leiter der Rechtsabteilung kümmert sich nun um den Fall, bittet um Zeit, sich dort einzuarbeiten. Hallo, sie nehmen mich plötzlich ernst? Alleine die Aussage des Notars hat bewirkt, dass ich endlich ernst genommen werde? Klar bin ich nun übertrieben misstrauisch geworden. Ich rede mir immer ein: „Vielleicht gibt es eine banale Erklärung wie Krankheit, Urlaub oder einen Todesfall. Schließe so eine Erklärung nicht aus.“ Tja. Die Trible-A-Bank macht es mir nicht leicht, solche Theorien immer noch für möglich zu halten.

Ich werde bei der Polizei vorstellig. Ich werde nicht ausplaudern, was mir der Polizist sagte, denn das würde sicher jedem hier die Sprache verschlagen und eventuell wäre das auch nicht vorteilhaft für den Polizisten. Nur soviel: Das Gespräch war herzlich und offen. Es fehlen jedoch immer noch konkrete Beweise für eine Anzeige. Der Polizist versteht mich völlig, kann den Verdacht sofort nachvollziehen auch aufgrund seiner Erfahrung mit solchen Fällen (Hinweis für die, die zwischen den Zeilen lesen wollen: Der Polizist einer kleinen Polizeistation in Freien-Krach-Mollkichre kennt sich mit ähnlich gelagerten Fällen und der betroffenen Bank aus…), wird die Anzeige jedoch aufgrund der Unschuldsvermutung zunächst nicht aufnehmen. Das penetrante Verschweigen, das Ausbleiben jedweder qualifizierter Erklärung rettet der Trible-A-Bank bzw. einigen der Mitarbeiter im Moment die Haut. Aber: Der Polizist empfiehlt mir dringend, die BaFin einzuschalten. Ich schmunzele in mich hinein. Wenn es zu einer Prüfung kommt, dann wird die Trible-A-Bank sich sicher nicht darüber freuen. Ich weiß, welche Stellung die BaFin bei einer Bank hat. Am Liebsten würde man die Tür verschließen und den BaFin-Mitarbeitern gegenüber so tun, als sei man nicht zu hause.

Ich mache nun folgendes: Ich schreibe an die Kundenbeschwerdestelle des BVR. Ich schreibe an die Beschwerdestelle der BaFin. Ersteres soll zu einem Schlichtungsspruch bzw. einer außergerichtlichen Einigung über Schadensersatz und Schmerzensgeld führen. Zweiteres soll eine endgültige Klärung bewirken, was passiert ist.

So stehe ich nun. Ich warte geduldig, bis es zu Ergebnissen kommt (leider malen die Mühlen beim BVR und bei der BaFin etwas langsam), plane derweil meinen Umzug neu, bestelle erneut Möbel. Ich finanziere die horrenden Mehrkosten, die auflaufen, nach, wohl wissend, dass letztlich die Trible-A-Bank aufgrund der Obligenheitspflichtverletzung für den verursachten Schaden aufkommen muss. Das ist ja alles nur noch Formsache.

Vor einem Jahr im Finanzblog erschienen:
Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft

Vor zwei Jahren erschienen:
Wir haben es geschafft, ab in die nächste Finanzkrise!

Vor drei Jahren erschienen:
Biotreibstoffe – ethische und ökologische Klippen

Vor vier Jahren erschienen:
Chart Lehrgang (6) – der Trend

Vor fünf Jahren erschienen:
Oh Mann – Lady in Black

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7 thoughts on “Von der Zerstörung eines Menschenlebens”

  1. Präventiv habe ich die Geschichte per E-mail gleich mal in hoher Zahl weitergereicht. Was das Thema «Überweisungen» angeht, durfte ich im letzten Jahr auch erfahren wie lange und wieviel Schriftverkehr nötig ist, um die Basiskompetenz des Alltäglichen bei Deutschen Finanzinstituten zu erleben.
    Dem Protagonisten der Geschichte wünsche ich weiterhin einen kühlen Kopf und ein heisses Herz:

    » Dem Freund das Herz, dem Feind die Stirn!»
    Karl Kraus

    Beste Grüße aus Ricciland

  2. Wenn die Geschichte wahr ist – ich kann es nicht anders annehmen, denn der Finanzblogger würde sich eine solche kaum ausdenken, ausser als Aufgabe im Fach Finanzkunde auf unterer Stufe – dann wird deutlich aufgezeigt, in welcher Welt wir leben.
    Goldmann Sachs wurde vorgeworfen, Kunden arglistig getäuscht zu haben. Die Bank beschäftigt sich nun mit vielen Klagen der Kunden. GS «verdient» offenbar bereits mehr Geld, als vor der Krise. GS soll die griechische Regierung beraten haben, wie die Staatsbuchhaltung gegenüber der EU besser dargestellt werden könnte und «verdiente» sich dabei eine goldene Nase, die etwa 300 MIo $ Wert war. Wahrscheinlich hat GS gleichzeitig auf den Absturz Griechenlands gewettet.
    Nun sind die Finanzmanager bei GS keine kleinen Geldverdiener und sie spielen gar Gott! Es wird betont, dass man sich nur mit hohen Löhnen und Vergütungen auf dieser Welt behaupten könne und im Markt gleich lange Spiesse brauche (die eigenen etwas länger!).
    Wundert es einen, dass ein kleiner Wicht bei der genannten Trible-A-Bank auch mal zulangen wollte?
    Bei 6,2 Billionen Staatsverschuldung Deutschlands, sie wird pro Sekunde um etwa 2505 Euro zunehmen. Kommt noch der Hauptanteil des 32 Milliardenkredits an Griechenland dazu… sind die 155.000 € doch nur ein unbedeutendes Staubkörnchens – aus der Sicht der Triple-A-Bank, aber eine Existenzbedrohung für den Betroffenen.
    Die kleine graue Maus bei der Triple-A-Bank wird wohl ein Flow-Gefühl erlebt haben – Risiko- und Fehlerfreundlichkeit und hhe Geschwindigkeit ist wichtiger geworden, als exakte, qualitätsbewusste und fehlerfreie Arbeit zu leisten, was jedoch dem geringesten Anstand entspricht.
    Mit besten Grossen aus «Obervolta»

  3. «Wundert es einen, dass ein kleiner Wicht bei der genannten Trible-A-Bank auch mal zulangen wollte?» – Keine Ahnung ob dem so ist oder ob ein Aussenstehender von der Trible-A-Bank geschützt wird.

    Es wird weitergehen … die Neuigkeiten werden folgen.

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