2009 – Neugestaltung des globalen Finanzsystems?


Fast jeder Grossbanken-CEO und Verwaltungsratspräsident einer Bank sieht im Jahre 2009 eine Neugestaltung des globalen Finanzsystems. Wird dies wirklich eintreffen?

Ich denke «nein»! Obschon jede Zeitschrift und die meisten Tageszeitungen einen ähnlichen Artikel in den letzten Tagen erscheinen liessen. Und wieso wird sich nicht viel ändern falls nicht die Politik/Regierung andere Massstäbe setzt?

Ganz einfach. Die meisten Führungsleute bleiben auf ihren alten Posten oder steigen auf und werden sich nicht den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Sie wollen die Verdienstmaschinerie ihres Unternehmens nicht einstellen.Im Grunde genommen hat eine Bank zwei Aufgaben. Gelder von Kunden annehmen und diese anderen als Kredit zur Verfügung stellen. Dann kommt das lukrativere Kundengeschäft dazu. Zum Beispiel Vermögen verwalten.

Denken sie an vergangene Zeiten zurück, da gab es kurzfristige Geldanlagen, Obligationen und Aktien. Das würde auch heute noch ausreichen. Vielleicht einige Fonds, die das Risiko für Kleinanleger streuen könn(t)en. Die Fonds müssten die Wertpapiere ihrer Fondspositionen echt gekauft und hinterlegt haben. Keine Hebelprodukte, keine Derivativ-Produkte, nur das was ein sogenannt konservativer Vermögensverwalter seinen Kunden kauft.

Die Banken werden aber weiterhin mit Hedge-Produkten und Derivativen, also künstlichen Produkten, handeln. Wetten! Wenn sie jetzt nicht selbst auf die Idee kommen, welche Finanzprodukte am Finanzcrash schuld sind, dann sollten sie nie auf die Idee kommen, ihr Vermögen selbst zu verwalten. Nur mal so eine kleine Auffrischung. Wissen sie noch, was «Scoach«, der Name der Derivativ-Börse heisst? «Stehlen mit grösster Heimlichkeit»! Das ist keine Schadenfreude, denn den Schaden haben auch die konservativen Anleger mit zu tragen. Es scheint nur eine Zeiterscheinung zu sein und die ist garantiert 2009 nicht zu Ende. Wetten?

Die Beiträge über «Geld und Finanzen – leicht erklärt» – schaltet auch die Bloggerin Tari Eledhwen aus Solothurn und das Personalblog.

Vor einem Jahr erschienen:
Demokratieverständnis in Pakistan

Vor zwei Jahren im Finanzblog erschienen:
Der Rohstoff «Zahlen»

Vor drei Jahren erschienen:
2006 – das Jahr der Buchstabenakrobatik

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4 thoughts on “2009 – Neugestaltung des globalen Finanzsystems?”

  1. Ich stimme dir zu: Das globale Finanzsystem kann 2009 gar nicht neu gestaltet werden. Man wird versuchen einige zusätzliche Sicherungen einzubauen, die man aber noch bevor sie ansprechen werden, mit Stanniol überbrückt… Wie soll dies verstanden werden? Nun, nachdem man die tiefeste Ursache der Finanzkrise in der Aufgabe des Goldstandards anno 1971 zu suchen hat, glaubt ja wohl kaum jemand, die Ursache würde bekämpft werden! Das ist wie in vielen Fällen in der Medizin: Es werden lediglich Symptome bekämpft.

    Und nachdem Alan Greenspan mit der Senkung des Leitzinses die Anleger dazu zwang, statt mit Staatsanleihen vernünftige Zinsen zu erhalten, mussten sie auf andere Möglichkeiten ausweichen. Banken, die Namen sind bekannt, sie boten das Gewünschte. Es wurden Versicherungen in Wetten verwandelt. Man wettete mit Derivaten. Kredite wurden weiter verkauft. Der Markt wurde dereguliert. Es wurden Währungsderivate «getrickst» um Währungsverluste aufzufangen. Es wurde mit Geld spekuliert, das gar nicht vorhanden war. Mit minderwertige amerikanische Hypotheken gelang es gar, das globale Finanzsystem in Schieflage zu bringen…. Die Kreditwürdigkeit der Hauskäufer wurde nicht überprüft. Kurz: es wurde ein überdimensionierter virtueller Finanzballon aufgeblasen.

    Nun orientieren sich alle an diesem aufgeblasenen Konstrukt, welches real aber zerplatzt ist! Aber man will es nicht wahrhaben, sondern man wünschen es sich wieder herbei, um, als sei nichts geschehen, in alter Manier weiter wursteln zu können.

    Anstatt, dass schmerzhafte Strukturbereinigung betrieben würde (wie man dies jeweils der realen Wirtschaft auf Anraten von Finanzanlysten, -experten, Unternehmensberater und durch Politiker verpasste), kann nicht sein, was nicht sein darf! Das goldene Finanzkalb wird weiterhin angebetet. Man will das Feuer mit dem falschen Mittel löschen: Petrol anstatt Löschmittel. Man könnte die Effizienz noch steigern in dem Petrol und Benzin mit einem Geliermittel zu einer Brandgalerte vermischt würde (es entstünde so etwas wie Napalm)!

    Die Finanzkrise wird auch deswegen nicht so schnell beseitigt, weil sich das Finanzwesen weitgehend selber kontrolliert, sofer überhaupt noch etwas kontrolliert wird, ausser was die Konkurrenz tut.

    Die Lösung der Finanzobergurus ist: Weiter mit jenem Stoff, mit dem die Krise herbeigeführt wurde agieren, mit noch billigerem Geld. Und wo sollen die Anleger nun für ihr Geld vernünftige Zinse her kriegen!

  2. Soros vor einem Jahr(2008) auf welt-online:

    Fundamentalisten glauben an „Magie des Marktes“

    «Dieser größte Superboom der letzten sechzig Jahre ist jedoch komplizierter. Jedes Mal, wenn die Kreditexpansion in Schwierigkeiten geriet, intervenierten die Finanzbehörden, pumpten Liquidität in die Wirtschaft und fanden auch andere Wege, die Wirtschaft anzukurbeln. Damit schuf man ein System asymmetrischer Anreize – auch bekannt als moralisches Risiko – das eine immer größere Kreditexpansion förderte. Das System war so erfolgreich, dass die Menschen an die „Magie des Marktes“ zu glauben begannen, wie es der frühere Präsident Ronald Reagan bezeichnete. Ich sage dazu Marktfundamentalismus.

    Marktfundamentalisten glauben, dass Märkte ein Gleichgewicht anstreben und dass dem Allgemeinwohl am besten gedient ist, wenn man den Teilnehmern erlaubt, ihre Eigeninteressen zu verfolgen. Dabei handelt es sich ganz offenkundig um eine falsche Vorstellung, weil es ja die Interventionen der Behörden waren, die den Zusammenbruch der Finanzmärkte verhinderten und nicht die Märkte selbst. Dennoch entwickelte sich der Marktfundamentalismus zur vorherrschenden Ideologie der 1980-er Jahre, als die Globalisierung der Finanzmärkte einsetzte und die USA begannen, ein Leistungsbilanzdefizit aufzuweisen. Seit 1980 wurden die Regulierungen schrittweise aufgeweicht, bis sie schließlich gänzlich verschwanden.

    Die Globalisierung ermöglichte es den USA, die Ersparnisse der ganzen Welt aufzusaugen und mehr zu konsumieren als produziert wurde, bis das Leistungsbilanzdefizit im Jahr 2006 einen Wert von 6,2 Prozent des Bruttoinlandproduktes erreichte. Die Finanzmärkte ermutigten die Verbraucher Geld zu borgen, indem man immer ausgeklügeltere Instrumente und noch großzügigere Bedingungen anbot. Die Behörden begünstigten diesen Prozess, indem man immer eingriff, wenn sich das globale Finanzsystem in Gefahr befand.»

    2009 ,Commerzbank ist «Teil-Verstaatlicht» und die Mauer fiel vor 20 Jahren!
    Nahhallamarsch ! ! !

  3. … da gibt es praktisch nichts zu sagen. Alles stimmt … oder müsste es nicht heissen: Narhallamarsch. Die Magie und die Narren, da könnte man noch mehr zu den Finanzen schreiben.

  4. Neu-Ordnung schon gleich zu Anfang des Jahres und der Vorstand von Springer äußert phantasievoll seine Meinung:

    So werden mit Steuergeld Arbeitsplätze vernichtet

    Von Mathias Döpfner 10. Januar 2009, 19:31 Uhr

    «Die Lage ist grotesk: Der deutsche Staat springt der gefährdeten Commerzbank bei und riskiert Staatsvermögen, das von den Steuerzahlern stammt. Aber nur die Linkspartei prangert dies als Enteignung der Bürger an – um Zockerschulden der Bank zu begleichen. Damit hat die SED-Nachfolgepartei leider recht.»
    (Kommentar zu welt-online ist verlinkt!)

    …mein Kommentar wurde zweimal entsorgt:

    13.01.2009
    07:03 Uhr
    Ernst Niekisch sagt:
    Lieber Admin, bevor sie als menschliches Storno einschreiten:
    Der Kommentar taucht natürlich mit einer Verlinkung wieder auf.
    Nicht nur mit einer!

    Ernst Niekisch sagt:
    Toll Herr Döpfner;
    Lage richtig erkannt und den eigenen Säckel noch im letzten Jahr um 38 % Prozent erhöht. Die Melange von Hochmut, Schamlosigkeit und Unverschämtheit ist grandios.

    Gleichzeitig wurden alle Kosten für Events des Medienkonzerns storniert.
    Aber, weil sie genau wissen das die Wahrheit immer ein Mittel ist, Brände zu legen,
    weisen sie mit Recht auf die Dummheit hin, daß zwei kranke Bankinsitute in einem Bett keine gesundes Unternehmen repräsentieren.
    Das stimmt genauso wie ihre Chuzpe, sich die Bezüge im Vorstand um
    38 % bei Springer zu erhöhen.
    Der Scharfsinn verlässt einen Menschen wie sie es sind, am wenigsten dann, wenn es darum geht, von sich selbst abzulenken.

    Beste Grüße nach Groß-Berlin
    Ernst Niekisch

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