Strukturerhaltung im Finanzsystem – falsch investiertes Geld?


«(…) Wenn wir recht haben mit unserer Analyse, dass das Finanzsystem um ein Drittel schrumpfen müsste, weil es über die letzten fünf Jahre in dieser Grössenordnung zu stark gewachsen ist, dann wäre jeder Dollar, jeder Euro und auch jeder Franken, der für Strukturerhaltung ausgegeben wird, falsch investiertes Geld. …)»

Die Staaten sind gefordert. Sie müssen wohl oder übel Geld drucken, denn sie allein verfügen über die Gelddruckmaschinen. Nun, der Schuldenberg, wie und wo auch immer, wird ins fast Unermessliche steigen. Wo sind eigentlich den Staaten Grenzen bezüglich Verschuldung gesetzt?

Wer als Unternehmer oder angehender Unternehmer einen Kredit von einer Bank beantragt, muss hohe Glaubwürdigkeit präsentieren, einen plausiblen Businessplan vorlegen und grosse Sicherheit bieten. Und sollte das Business eine Rendite von etwa 6 % abwerfen, dann fällt der Antragssteller durch. Mindestens 15 müssten es schon sein…! Und bekommt er den Kredit, dann muss er für den Zins hart arbeiten.

Wer eine Hypothek haben möchte, muss erstens ein gewisses Eigenkapital dafür haben und er muss grosse Sicherheiten geben. Es wird geprüft, wie die Einkommensverhältnisse sind, es wird berücksüchtigt ob ein Zweiteinkommen vorhanden ist. Es wird beurtelt, ob die Anstellung «sicher» ist, usw. Sind Punkte nach Massgabe der Bank nicht erfüllt, kann der Wunsch des Eigenheims glatt vergessen werden.

Um den künftigen Hausbesitzer vor Übermut zu schützen geht man mit ihm knallhart um (Aus einer Vereinbarung):

Auf Verlangen der Bank

*
Die … ist berechtigt, das feste Grundpfanddarlehen jderzeit auf zwei Monate zu kündigen, wenn der Schuldner mit einer Zins- und/ oder Amortisationszahlung mehr als 30 Tage nach Fälligkeit in Verzug ist.
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Die … kann ohne Kündigung die sofortige Rückzshlung des Grundpfanddarlehens verlangen, falls
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das Pfandobjekt ungenügend gegen Feuer- und Elementarschäden versichert ist
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das Pfandobjekt im Wert erheblich vermindert oder vernachlässigt wird.
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über den Schulldner oder den Pfandeigentümer der Konkurd eröffnet wird, oder falls einem von diesen Nachlassstundung gewährt wird.
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die Zweckbestimmung des Gebäudes ohne Zustimmung der Bank geändert wird.
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In beiden Fällen gelten ebenfalss die obigen Vereinbarungen betreffend Zinsausfall sowie Kosten.

Zusätzliche Sicherstellung: Verpfändung des jeweiligen Guthabens auf dem XY…-Konto Nr. … ltd. auf XY

Aus den allg. Geschäftsbedingungen: Pfand und Verrechnungsrecht

Die Bank hat an allen Vermögenswerten, die sie jeweils für Rechnung des Kunden bei sich selbst oder anderswo aufbewahrt, ein Pfandrecht und bezüglich aller Forderungen ein Verrechnungsrecht für alle ihre jeweils bestehenden Ansprüche, ohne Rücksicht auf die Fälligkeit oder Währung. Dies gilt uach für Kredite und Darlehen mit speziellen oder ohne Sicherheiten. Soweit Wertpapiere nicht auf den Ihaber lauten, werden sie der Bank hiermit verpfändet. Die Bank kann nach ihrer Wahl Betreibung auf Pfandverwertung oder gewöhnliche Betreibung anheben. Sie ist auch zur Freihändigen Verwertung der Pfänder ermächtigt. Die bei einer Geschäftsstelle vorhandenen Pfänder haften auch für die Ansprühe aller anderen Geschäftsstellen der Bank. Guthaben bei einer Geschäftsstelle kann die Ban mit Schuldverpflichtungen bei andern Geschäftsteilen verrechnen.

Der Kreditgeber sichert sich also gut ab und verlangt vom Kreditnehmerhohe Sicherheit. Dagegen ist nichts einzuwenden. Offenbar ist dies Grundlage für den seriösen Geschäftsgang. Man geht den Vertrag ein, wohl wissend, was passieren würde wenn…

* man plötzlich arbeitslos wäre
* man unverhofft krank würde
* man aus irgend welchen Gründen den Verppflichtungen nicht mehr nachkommen könnte

Ausserdem nimmt man die Last auf sich den Eigenmietwert versteuern zu müssen. In der Kreditvergabe in den USA kamen offenbar andere Massstäbe gegolten.

Dürfte man nun nicht erwarten, dass die Akteure im Finanzwesen mindestens gleichen «Standards» entsprechen müssten? Die Zocke wäre kaum möglich.

«(…) Ein Investmentbanker packt aus: Die Banken brachten Controller und kritische Stimmen zu ihrer Bonipolitik zum Verstummen. Dass die Kreditblase platzen würde, war lange vor der Krise klar.

Mehr im Beobachter: …Ich wusste, dass es so kommen würde…

Wenn dem nur annähernd so ist, dann unterstützen Staaten kriminelle Machenschaften, den es wurde nach bestem Wissen und Gewissen gelogen und betrogen und Warnungen wurden in den Wind geschlagen.

(…) «Das Eingreifen des Staats im Zuge der Finanzkrise, ob unvermeidlich, notwendig oder (hoffentlich) sogar einmal noch nützlich, wird immense Folgekosten haben. Man argumentiert zwar, dass beispielsweise das Rettungspaket von Finanzminister Paulson dereinst einmal mit einem Gewinn für die Tresorerie beendet werden könnte. Nämlich dann, wenn sich der Liegenschaftsmarkt in den USA wieder erholt haben werde, was angesichts des Bevölkerungszuflusses irgendwann einmal der Fall sein müsse. Mag sein, beziehungsweise, hoffen wir es. In der Zwischenzeit werden die zusätzlichen 700 Milliarden Schulden aber vom Schatzamt am Kapitalmarkt aufgenommen und dann verzinst werden müssen. Die Tresorerie steht auf dem Kapitalmarkt in Konkurrenz zur Privatwirtschaft, die ebenfalls finanziert werden müsste. Besonders dann, wenn eine Rezession ins Haus steht. Dieser als «Crowding Out» bezeichnete Effekt wurde bisher noch kaum diskutiert. Die notwendigen Zinszahlungen werden das Haushaltsbudget belasten und den finanziellen Spielraum künftiger Administrationen einengen. Man lese mehr im Tagblatt: …Kurzfristiges Überleben versus langfristiges Absterben?…

Die Industrie musste sich den Strukturwandel mit allen Konsequenzen gefallen lassen. Das Finanzsystem, die heilige Kuh, darf naicht geschlachtet werden. Warum wohl? Zu viele persönliche und institutionellen Interessen wären betroffen.

Der Staat den man gegenwärtig als ultimativen Auffangtopf für die Ausfälle im Finanzsystem verwendet, ist derselbe ultimative Rettungsanker auch für die genannten gesellschaftlichen Verschuldungsstrukturen [Sozialversicherungen, Pensionskassen u.ä.]. Wenn nicht schon in dieser Krise – Island lässt grüssen – die Einsicht wächst, dass auch die Schuldfähigkeit des Staates an Grenzen stösst, dann ist die nächste, noch viel gravierendere Krise vorgezeichnet: der Zusammenbruch der der westlichen Staaten als überforderte ultimative Rettungsanker. Konrad Hummler in der NZZaS vom 19.10.08, Seite 23

Wenn ein Finanzystem zerbrechen kann, weil es der Markt nicht richtet, dann kann es der Markt alleine auch sonst nicht richten. Die Selbstheilung des Marktes gibt es einfach nicht! Verwundert es, dass mehr Kontrolle gefragt ist? Wer läutet das Ende der Sozialisierung des Unrentablen ein?

2 thoughts on “Strukturerhaltung im Finanzsystem – falsch investiertes Geld?”

  1. Herbie, du hast als Gastautor Hummler zitiert:

    «… die Einsicht wächst, dass auch die Schuldfähigkeit des Staates an Grenzen stösst, dann ist die nächste, noch viel gravierendere Krise vorgezeichnet: der Zusammenbruch der der westlichen Staaten als überforderte ultimative Rettungsanker. Konrad Hummler in der NZZaS vom 19.10.08, Seite 23 …»

    Ja, könnte es sein, dass zitierte Person selbst auch schuld ist und er zittrig werden sollte?

    Hoppla … da ist ein Nachtrag nötig. Kaywa hat zuwenig Raum für lange Links und da kommt statt Hummpler, sorry Hummler der Pedro Lenz als neuer YB-Mitmischler. Ja, mit YB habe ich die erste Aktie gekauft und den ersten Flopp gelandet … ist irgendwo im Blog nachzulesen. Ne, den Link muss ich suchen, der Petro, der Dünne, steht nämlich Kopf, wie viele andere in der heutigen Welt – http://finanzblog.kaywa.com/p937.html – nur, Pedro habe ich «manipuliert», der steht mit beiden Füssen auf dem Boden. Ist ja fast neben der Kirche aufgewachsen,vis-a-vis von Hans Ruedi, an den ich vor einer knappen halben Stunde gedacht habe … Raclett mit einem ganz speziellen Käse …

    … ja, nun sollte ich ja noch den ungekürzten Link über denjenigen, der Käse macht und denjenigen, der im Raclett-Land von links und rechts Zuspruch erhält noch einfügen – http://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/Politiker-verschwoeren-sich-gegen-duennhaeutigen-Hummler/story/22042403 .
    – und entschuldigt mich, dass der Link nicht anklickbar ist, aber sagt das doch bitte dem grössten Bloganbieter in der Schweiz … kaywa.com. Der ist stabil und langfristig und vermutlich schaffe ich das nie, dass das Finanzblog vor dem «runden Leder» zu stehen kommt …

    … wenn alles klappt, werden die beiden erwähnten Zeitungen in den nächsten Monaten mal ins Long Alley eingeladen.

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